Für wen kann der multiresistente Keim zur Gefahr werden?

Candida auris trotzt herkömmlichen Medikamenten! WHO warnt vor Hefepilz

ARCHIV - 23.01.2018, Bayern, Würzburg: Der Hefepilz Candida auris in einer Petrischale, aufgenommen in einem Labor der Universität in Würzburg. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist besorgt über 19 kranheitserregende Pilze, die nach Expertenansic
Pilzerreger Candida auris
nar kde vco, dpa, Nicolas Armer

von Anna Kriller

2009 entdeckt, jetzt weltweit auf dem Vormarsch! Die Rede ist von Candida auris – einem Hefepilz, der sich vor allem in den USA in „alarmierender Geschwindigkeit“ ausbreitet, wie die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bereits im März mitgeteilt hatte. Doch auch in Europa und Deutschland treten immer häufiger Infektionen auf, die durch den Pilz hervorgerufen werden, mitunter können sie sogar tödlich enden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Experten im Rahmen einer kürzlich erschienenen Studie schlagen nun Alarm.

Doch für wen ist der Pilz gefährlich? Was hilft dagegen? Und wie können wir uns schützen? Wir haben bei Prof. Dr. Hendrik Streeck, Leiter der Virologe am Universitätsklinikum Bonn, und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht nachgefragt.

Candida auris ist resistent gegen gängige Antimykotika

Bereits 2021 warnte die US-Gesundheitsbehörde CDC vor einer vermehrten Ausbreitung von Candida auris. Zwischen 2020 und 2021 hatten sich die Fälle in den USA verdoppelt.

Nun warnen auch Wissenschaftler der Universität Würzburg sowie Experten des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) und des Robert Koch-Instituts (RKI): „Der deutliche Anstieg an Infektionsnachweisen während der vergangenen zwei Jahre und der Nachweis erster Übertragungsereignisse in Deutschland sollten ihrer Ansicht nach jedoch als Alarmsignal gewertet werden“, heißt es in einer Veröffentlichung der Universität Würzburg, die am 12. Mai erschien. Bis zum Jahresende 2022 habe man in verschiedenen Datenbanken insgesamt 43 Fälle von Candida auris erfasst.

Die Gefahr: „Candida auris ist ein multiresistenter Keim“, erklärte uns Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht schon damals auf Nachfrage. Eine Infektion mit dem Keim sei darum problematisch, weil „Antimykotika (Pilzmittel), die normalerweise zur Behandlung von Candida-Infektionen einsetzt werden, wirkungslos sind“.

Diese Fälle von Resistenzen haben sich laut den im wissenschaftlichen Fachmagazin „ Annals of Internal Medicine“ veröffentlichten CDC-Daten im Jahr 2021 in den USA sogar verdreifacht.

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Für welche Menschen ist Candida auris ein Risiko?

Allerdings sei nicht jeder Befall mit Candida auris gefährlich. Der Pilz sei häufig in der Achselhöhle oder der Leistengegend nachweisbar, stelle aber für gesunde Menschen keine Gefahr dar, so Specht.

Auch Virologe Prof. Dr. Hendrik Streeck erklärt im RTL-Interview: „Der Candida-auris-Hefepilz hat keine große Relevanz für die Allgemeinbevölkerung.“ Wenn es zu einer Infektion komme, dann betreffe das vor allem Personen mit einem geschädigten Immunsystem oder Personen, die schwer krank sind. Relevant sei Candida auris darum eher für Krankenhäuser, die Patienten mit dem Pilz behandeln müssen.“

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Symptome: Wie äußert sich eine Infektion mit Candida auris?

Eine Candida-Infektion auf der Haut mache erst mal nichts Besonderes, abgesehen von einer Rötung, sagt Streeck. „Das Gefährliche ist, wenn das Virus bei immungeschwächten, kranken Personen ins Blut eindringt.“

Dann komme es zu einer Pilzinfektion im Blut (Fungämie), die dann auch die verschiedenen Organe wie Niere, Leber oder Gehirn betreffen könne und eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen könne. „Das ist zum einen wegen der Resistenzen sehr schwer zu behandeln, zum anderen haben wir nicht viele Mittel, die dagegen helfen“, so der Virolge. Eine Sepsis könne Specht zufolge zudem meist innerhalb weniger Stunden tödlich verlaufen, ergänzt Specht.

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Vorbeugung: Wie können wir uns vor Candida auris schützen?

„Die Allgemeinbevölkerung muss erst mal gar keine Sorge haben vor der Candida-auris-Infektion“, erklärt Streeck. Krankenhäuser sollten hingegen aufmerksam sein und auf Candida auris testen, falls es bei Patienten zu einer Pilzinfektion gekommen sei. (ubr)