Schock-Studie nach zwei Jahren Pandemie
Burnout-Angst und schlaflose Nächte: Was hat Corona aus uns gemacht?
von Remzi Karga
Gesundheits-Report 2022: Der Studie nach gaben 29 Prozent der befragten Menschen aus Deutschland an, dass sich ihre mentale Gesundheit seit Beginn der Corona-Pandemie verschlechtert hätte. Frauen und jüngere Menschen sollen laut Gesundheits-Report 2022 besonders stark an Seelenschmerz leiden. Sie seien im Geschlechter-Vergleich unglücklicher als Männer (33 % zu 27 %). Doch wieso Unglücklichsein kein Mangel ist, woher die Ergebnisse der Studie rühren könnten und warum es ohne Unglück kein Glück geben kann – diese und andere spannende Fragen in Bezug auf die Studie analysiert und beantwortet Psychotherapeut und Autor Dr. Wolfgang Krüger im RTL-Interview.
Corona, Krieg und Klimawandel: Stada-Report 2022
30.000 Menschen aus 15 Ländern haben 30 identische Fragen zu den Themen mentale Gesundheit, Corona-Krise und digitale Gesundheitstrends beantwortet. Neben Deutschland wurden jeweils rund 2.000 Befragte aus Belgien, Frankreich, Italien, Kasachstan, den Niederlanden, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, der Schweiz, Serbien, Spanien, Tschechien und dem Vereinigten Königreich befragt.
Die wichtigsten Zahlen aus der Umfrage
- 27 Prozent der Befragten in Deutschland gaben an, ihr Stresslevel habe sich seit Beginn der Pandemie verschlechtert
- Jeder zweite Deutsche plagt sich laut Umfrage mit Burnout-Sorgen
- 13 Prozent haben nach eigenen Angaben bereits ein Burnout erlebt
- 14 Prozent fühlen sich als stünden sie kurz vor einem Burnout
- 23 Prozent hatten vorübergehend die Angst vor einem Burnout
- 29 Prozent der Deutschen fühlen sich seit zwei Jahren allgemein unglücklicher
- Im internationalen Vergleich sind es jedoch nur 25 Prozent der Befragten
- Frauen in Deutschland fühlen sich unglücklicher als die Männer (33 % zu 27 %)
- Am meisten leiden aber junge Menschen unter 35 Jahren unter der Situation (36 % zu 28 %)
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Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger im RTL-Interview: Warum sind Frauen unglücklicher als Männer?
Der Studie nach ist das weibliche Geschlecht aufgrund der Corona-Pandemie und anderen globalen Krisen unglücklicher als Männer (33 % zu 27 %). Warum das so ist, erklärt Psychotherapeut und Buchautor Dr. Wolfgang Krüger: „Das Problem zieht sich durch die gesamte Wissenschaft und durch alle Studien im Grunde durch, dass man oft den Eindruck hat, dass Frauen mehr Angstzustände haben oder mehr Leiden“, so Krüger. Nicht selten werden Frauen als das „schwächere“ Geschlecht bezeichnet. Doch es geht in der Studie um kein Kräftemessen oder um besser, schlechter, stärker oder schwächer. Frauen ließen Gefühlszustände einfach mehr zu und seien dadurch sogar auch mehr in der Lage mit Krisen insgesamt besser umzugehen. Sie seien einfach ehrlich mit ihren Gefühlen, was häufig von außen betrachtet als Schwäche deklariert werden würde.
Corona, Krieg und Klimawandel drücken der Umfrage zufolge besonders auf die Psyche
Jeder zweite Deutsche plagt sich laut Umfrage mit Burnout-Sorgen. Psychotherapeut und Autor Dr. Wolfgang Krüger sagt, dass viele aus der Bevölkerung aufgrund der ganzen Maßnahmen auf bisherige Lebensmuster zum Stressabbau verzichten mussten. „Das Leben hat sich sehr reduziert, wir sind zurückgefallen auf einen kleinen Lebensbereich, das ist seelisch und körperlich natürlich außerordentlich bedenklich.“ In den früheren Generationen habe man regelmäßig Krisen erlebt und gelernt, damit umzugehen, schildert Krüger.
Erwachsene haben verlernt, sich mit sich zu beschäftigen
„Frühere Generationen haben viel mehr gelernt, die eigenen inneren Potenziale zu sehen. Sie waren gewohnt, dass man nicht eben alles tun, kann", fährt Krüger fort und erzählt, dass Erwachsene die Fähigkeit zur Selbstbeschäftigung verloren hätten und deshalb eher an einem Burnout oder anderen Krisenzuständen leiden würden. Der Psychotherapeut rät, dass man sich wieder mehr auf das konzentriert, was einem auch unabhängig von all den Abstrichen seelisch gut tut. Demnach soll man soziale Kontakte besser pflegen, Freundschaften aufbauen und Netzwerken anschließen mit Menschen, die ähnliche Werte haben. „Damit wir den Glauben an die Welt nicht verlieren, hilft es, dass wir für eine bessere Welt kämpfen“, so Dr. Wolfgang Krüger.
Hilfe bei Suizidgedanken
Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de.