Nachbar soll Sinan (16) erschossen haben

Mutter Sanella schildert unter Tränen Todeskampf ihres Sohnes: „Er hat meine Hand gedrückt“

Die Mutter sei zu ihrem verletzten Sohn gelaufen

Es ist ruhig im Gerichtssaal, als Sanella F. ihre Aussage per Video abgibt. So muss sie den Angeklagten nicht sehen. Denn: Laut ihrer Anwältin befindet sie sich in psychologischer Behandlung. Sanella F. erzählt vor Gericht vom Todeskampf ihres Sohens. Sie gibt an, am Tattag zunächst einen lauten Knall gehört zu haben. Sie hörte jemanden um Hilfe bitten – habe die Stimme ihres Sohnes erkannt, sagt sie. „Das hat sich angehört, wie wenn ein Besoffener spricht. Aber es war seine Stimme“, sagt die Mutter des getöteten 16-Jährigen. Sie ist den Tränen nahe. Er habe gesagt: „Hilf mir endlich.“

„Ich weiß nur, ich bin auf die Terrasse raus, hab dann von oben runtergeguckt“, erzählt sie. „Dann habe ich den Nachbarn gesehen, wie er da saß in dem Beet. Dann habe ich gesehen, wie er die Waffe in der Hand hat, Sinan nicht weit weg. (…) Ich wusste nicht, was ich machen soll. Ich konnte gar nicht schreien.“ Aus Angst zu schreien, habe sie gewunken, so Sanella F. weiter.

Sanella F. gibt an, gesehen zu haben, wie Guiseppe del B. ihren Sohn angelacht habe und auch sie soll er schließlich entdeckt haben. Ein weiterer Schuss: „Er hat die Hand ausgestreckt und ihm ins Gesicht geschossen.“ Die Mutter sei runter zu ihrem Sohn gelaufen.

Nachbarschaftsstreit endet tödlich

Rückblick: Sanella F. verlor ihren Sohn Ende Februar für immer! Sinan (16) wurde brutal getötet. Der Grund: angebliche Ruhestörung. Immer wieder soll Guiseppe del B. sich über den 16-Jährigen und seine Mutter beschwert haben. Der Rentner soll behauptet haben, nachts von Weckern und Krach geweckt worden zu sein und die Polizei gerufen haben. Laut Staatsanwaltschaft hätten die Beamten bei ihren Einsätzen das aber nicht feststellen können. Vor der Tat habe del B. sich erneut gestört gefühlt.

Am 28. Februar 2023 hat Sinan sich morgens auf den Weg zur Schule gemacht. Vor der Tür des Mehrfamilienhauses soll ihm Guiseppe del B. mit einer Schusswaffe aufgelauert haben.

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Dann soll der Rentner Sinan mit mehreren Schüssen niedergestreckt haben. Der 16-Jährige stirbt einen Tag später im Krankenhaus.

Sanella F. wollte Sinan zur Schule fahren

Auch über die Minuten unmittelbar vor der Bluttat spricht Sinans Mutter Sanella F. in ihrer Aussage vor Gericht: „Er hat für Englisch gelernt, weil am Dienstag stand eine Klausur an.“ Sie erzählt, dass die beiden um eine Stunde verschlafen hätten. Es sei kalt gewesen an dem Morgen. Sie habe ihn deshalb zur Schule fahren wollen, doch Sinan wollte lieber Rad fahren. „Wir haben uns einmal kurz umarmt. Er sagt noch: ,viel Spaß’. Dann habe ich ihm auch viel Spaß in der Schule gewünscht, dann hat er gelacht. Dann ist er raus.“

An die Momente nach den Schüssen erinnert sich F. in ihrer Aussage wie folgt: „Er hat meine Hand gedrückt.“ Die Schusswunde auf seiner Stirn habe für sie ausgesehen wie ein Vulkan. „Da ist auch Blut aus dem Mund gekommen.“ Die verzweifelte Mutter habe um Hilfe geschrien, wie sie angibt.

Während der Aussage von Sanella F. schaut der Angeklagte Guiseppe del B. zur Leinwand, auf der sie zu sehen ist. Nur selten nach oben oder zur Seite.

Angeklagter sei Sportschütze gewesen

Der Staatsanwalt wirft dem 82-Jährigen zum Prozessauftakt am 23. August vor, den Jugendlichen heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben. Bei der Waffe handle es sich um eine Sportpistole, der Angeklagte sei langjähriger Sportschütze gewesen, heißt es am ersten Verhandlungstag weiter.

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Der 16-jährige Sinan sei völlig arglos gewesen. Laut Anklage habe er nicht ahnen können, dass ihm sein Nachbar Guiseppe del B. mit einer Waffe aufgelauert hat, um ihn zu töten.