Verteidigungsminister verspricht Selenskyj mehr Panzer

Boris Pistorius auf Überraschungsbesuch in Kiew

Pistorius in Kiew Ukraine-Krieg
01:40 min
Ukraine-Krieg
Pistorius in Kiew

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Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist zu seiner ersten Reise als Verteidigungsminister nach Kiew gereist. Der Besuch war aus Sicherheitsgründen zunächst geheim gehalten worden. Sein erster großer Besuch im Ausland gilt als Signal. In Kiew trifft er auch Präsident Selenskyj. Für ihn und die ganze Ukraine hat er auch gleich ein weiteres militärisches Hilfspaket im Gepäck: Nach der Entscheidung zur Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern wollen europäische Staaten jetzt auch Leopard-1-Panzer liefern: insgesamt mehr als 100 Panzer.

Auch RTL-Reporterin Kavita Sharma hat den Minister vor Ort zum Interview getroffen. Das ganze Interview sehen Sie im Video.

Lese-Tipp: Alle Entwicklungen im Ukraine-Konflikt lesen Sie auch in unserem Live-Ticker.

Pistorius über Hilfe für die Ukraine: Können stolz auf Deutschland sein

In der ukrainischen Hauptstadt kommt Boris Pistorius der Waffenhilfe für die Ukraine plötzlich ganz nah: Bei einem Heizkraftwerk steht - sorgsam getarnt und gefechtsbereit - einer der Flugabwehrkanonenpanzer Gepard aus Deutschland. Die Besatzung verhindert, dass zivile Infrastruktur von Russland aus zerschossen wird. Mehrere Raketen und Drohnen wurden hier abgefangen. Am Dienstag bedeckt Schnee das Land und die alten Industrieanlagen. Ein improvisierter Ofen der Soldaten verqualmt die Luft. Der Panzer wird gerade nicht gebraucht. Bei Alarm jedoch kann er ganz schnell wieder in Position fahren und die Zwillingskanone gen Himmel richten.

Es sei großartig, wie die ukrainischen Soldaten das Gerät in so kurzer Zeit erfolgreich bedienten und was die Militärhilfe bewirke, sagt Pistorius. Und auch dies geht dem SPD-Politiker neben dem Panzer durch den Kopf: „Mir wird vor allem klar, wie stolz wir sein können - auch als Deutschland. Was wir hier leisten. Deutschland ist nach den USA zusammen mit Großbritannien der größte Unterstützer der Ukraine.“ Dass immer wieder der Eindruck erweckt wird, Deutschland mache weniger als andere oder jedenfalls nicht genug, nervt ihn.

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Deutschland genehmigt Ausfuhr von bis zu 178 Leopard-1-Panzer

Der deutsche Verteidigungsminister zu Besuch in Kiew.
Selenskyj und Pistorius in Kiew.
deutsche presse agentur

In Kiew trifft Pistorius Präsident Wolodymyr Selenskyj und Verteidigungsminister Olexij Resnikow. Kollege Resnikow bezeichnet ihn als „Freund der Ukraine“. „Als Boris den Ministerposten besetzte, wurde die Panzerkoalition geboren“, sagt Resnikow bei der Verleihung von Orden an seine Soldaten. Pistorius hat dazu eine Ankündigung im Gepäck: Nach der Entscheidung zur Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern wollen europäische Staaten auch Leopard 1 für insgesamt drei Bataillone zur Verfügung stellen - insgesamt mehr als 100 Panzer.

Pistorius sagte, die Lieferung der Leopard 1 werde in Etappen erfolgen. Bis zum Sommer sollten 20 bis 25 Panzer geliefert werden, bis Ende des Jahres bis zu 80. Ziel sei, im Laufe des ersten oder zweiten Quartals 2024 auf mehr als 100 zu kommen. Dies bedeute, dass mindestens drei ukrainische Bataillone einschließlich des zu beschaffenden Materials für Ersatzteile und Munition ausgerüstet werden sollten. Zudem habe man mit der Ausbildung von 600 Feldwebeln begonnen.

Im Anschluss genehmigte auch das Bundeswirtschaftsministerium die Ausfuhr von bis zu 178 Kampfpanzern des Typs Leopard 1A5 in die Ukraine. Das teilten das Wirtschafts- und das Verteidigungsministerium am Dienstag gemeinsam mit. „Wie viele Leopard 1A5 Kampfpanzer tatsächlich an die Ukraine geliefert werden, hängt von den erforderlichen Instandsetzungsarbeiten ab“, heißt es in der Erklärung weiter.

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Pistorius im RTL-Interview: "Die Leos sind quasi auf dem Weg"

RTL-Reporterin Kavita Sharma hat in Kiew mit dem Verteidigungsminister gesprochen. Im Angesicht der drohenden russischen Frühjahrsoffensive stellen sich viele die Frage: Kommen die deutschen Panzer nicht viel zu spät? Der Minister verneint: „Die Leos sind quasi auf dem Weg.“ Spätestens bis Ende März sollen alle Panzer geliefert werden. Eine Entscheidung wie diese müsse laut Pistorius genau abgewogen werden, ansonsten würden sie auch niemandem etwas nützen.

Auch in Sachen Luftverteidigung hat der Minister eine klare Meinung: „Kampfjets sind nicht zuvorderst ein Mittel der Luftverteidigung.“ Stattdessen wolle man gemeinsam mit anderen Partnern die Luftverteidigung der Ukraine aufrecht erhalten: „durch Lenkwaffensysteme, durch Munition, durch Ersatzlieferung für ausfallendes Gerät. Daran arbeiten wir.“

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Pistorius: "Die Leos sind quasi auf dem Weg" RTL/ntv Interview
02:11 min
RTL/ntv Interview
Pistorius: "Die Leos sind quasi auf dem Weg"

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Anmerkung der Redaktion: Ergebnisse unserer Opinary-Umfrage sind nicht repräsentativ.

Pistorius: Ukrainer "erteilen der Welt eine Lektion in Sachen Mut und Wehrhaftigkeit"

In Kiew trifft Pistorius auch die ukrainischen Soldaten, die nach Deutschland abreisen, um am Leopard ausgebildet zu werden. Es ist ein emotionaler Moment. Viele der Männer kommen gerade von der Front, einige aus den erbitterten Kämpfen um die Stadt Bachmut im Osten des Landes, die heute nicht einmal mehr 8.000 Einwohner zählt. Schmerz und Entschlossenheit stehen einigen noch ins Gesicht geschrieben. Das merkt auch Pistorius und spricht es an.

„Die Menschen in der Ukraine erteilen der Welt eine Lektion in Sachen Mut und Wehrhaftigkeit. Wir alle blicken mit Demut und Respekt auf ihre Leistungen“, sagt der Minister aus Berlin. In Deutschland warteten Kameradinnen und Kameraden, die sie bestmöglich vorbereiten wollten. „Dieser kaltblütig entfachte Krieg, dieser Eroberungsdrang und Vernichtungswille Russlands schockieren uns.“ Die Aufgabe der Soldaten, sich dem entgegenzustellen, beeindrucke ihn tief. (khe/mit dpa)

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