Mann aus Niedersachsen in Berchtesgadener Alpen vermisst

Suche nach Julian P. (24) eingestellt: "Wir haben alles Menschenmögliche getan"

Die Hoffnungen schwinden, das Wunder von Bad Ramsau wird es wohl leider nicht geben: Die Rettungskräfte stellten am Donnerstagabend die Suche nach dem verunglückten Bergsteiger Julian P. in den Berchtesgadener Alpen erneut ein. Man habe „alles Menschenmögliche“ und technisch Machbare getan, um den vermissten 24-Jährigen lebend zu finden, sagte ein Polizeisprecher.

Schneeverwehungen von bis zu sieben Metern Höhe machen Suche am Berg fast unmöglich

HANDOUT - 18.09.2022, Bayern, Hochkalter/Berchtesgadener Alpen: Einsatzkräften der Bergwacht suchen bei Minusgraden und widrigen Witterungsverhältnissen mit Schneefall, Eis, Starkregen, Wind und Nebel nach einem vermutlich auf der Südwestseite des Hochkalters verunglückten und seitdem vermissten Urlauber aus Niedersachsen. Vier Tage nach seinem Notruf haben Bergretter den Rucksack des in den Berchtesgadener Alpen verunglückten Bergsteigers gefunden. Dies sagte ein Sprecher der Bergwacht am der Deutschen Presse-Agentur. Foto: Bergwacht Ramsau - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Bei widrigsten Bedingungen suchten die Retter nach dem vermissten Julian P. (Archiv)
wst, dpa

In dem Gebiet am Hochkalter bei Ramsau sei die Lage tief winterlich. Die Temperaturen lägen teils unter dem Gefrierpunkt. Im Hochgebirge, wo der junge Mann vermisst wird, gebe es Schneeverwehungen von bis zu sieben Metern Höhe, so RTL-Reporter Andreas Becker.

Der 24-Jährige aus Niedersachsen hatte am Samstag vergangener Woche einen Notruf abgesetzt, weil er kurz unterhalb des Gipfels des 2.607 Meter hohen Hochkalters bei Ramsau nahe Berchtesgaden im Schneesturm abgerutscht war und sich im steilen und rutschigen Gelände kaum noch halten konnte. Nach mehreren Telefonaten riss der Kontakt ab.

Wegen der widrigen Bedingungen musste die Suchaktion immer wieder verschoben und unterbrochen werden. Am Berg herrschte teilweise starker Schneefall und eisiger Wind. Deswegen war sowohl am Berg noch aus der Luft eine Suche Luft unmöglich.

Messner: "Wenn man nicht gelernt hat, sich vor der Kälte zu schützen, ist der Tod die Folge"

ARCHIV - 15.09.2021, Italien, Tisenjoch: Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner bei einem Interview am Fundort der Gletschermumie Ötzi anlässlich des 30. Jahrestags des Funds. Messner (78) sieht wie viele andere Experten angesichts des Klimawandels steigende Gefahren in den Bergen. «Das Bergsteigen, vor allem in der Höhe, wird durch die globale Erwärmung gefährlicher. Das Eis schmilzt, es reißen mehr Gletscherspalten auf, es kommt zu Eisabbrüchen wie jetzt an der Marmolata, und der Fels unter dem Eis zerbröselt». (zu dpa: «Messner: Bergsteigen «durch die globale Erwärmung gefährlicher»») Foto: Matthias Röder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Reinhold Messner bei einem Interview am Tisenjoch (Archivfoto, September 2021)
sab sei, dpa, Matthias Röder

Bergsteiger-Legende Reinhold Messner warnte angesichts des Klimawandels vor steigenden Gefahren in den Bergen. „Das Bergsteigen, vor allem in der Höhe, wird durch die globale Erwärmung gefährlicher. Das Eis schmilzt, es reißen mehr Gletscherspalten auf, es kommt zu Eisabbrüchen (…) und der Fels unter dem Eis zerbröselt“, sagte der 78-Jährige der „Passauer Neue Presse“.

Zudem habe sich das Bergsteigen völlig verändert. „Der Berg wird vielfach nur als Attrappe gesehen. Die meisten Kletterer heute gehen in die Kletterhalle, und das ist auch gut so. Nur haben sie dort noch nichts über den Berg gelernt.“

Draußen sei die Realität eine andere. Bei einem Wettersturz werde ein Berg „relativ schnell unendlich groß. Man kommt nicht mehr herunter“, sagte der Südtiroler, der als erster Mensch alle Achttausender der Welt bestiegen hatte. „Wenn man nicht gelernt hat, sich vor der Kälte zu schützen, ist der Tod die Folge.“ (uvo/dpa)