„Wichtiger für Kinder ist ein gesunder Lifestyle"Fruchtsäfte, Heißgetränke & Co. aus der Drogerie! Immunbooster oder Abzocke?

Puh, die Drogerien quellen gerade förmlich über!
Ob bei Rossmann, dm oder Müller: Überall stehen sie, Immun-Fruchtsäfte, Vitamin-Smoothies, Heißgetränke und andere Gesundheitsbooster, die in erster Linie das Immunsystem von Kindern stärken sollen. Die Kinderärztin Dr. Nikola Klün klärt im RTL-Interview auf, ob das in Wirklichkeit Abzocke ist und wann die Produkte wirklich helfen können.
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Gesundheitsbooster aus der Drogerie: Was können die Immun-Säfte ausrichten?
Wer kennt es nicht, der Hals kratzt, es regnet ständig und sicherheitshalber nehmen wir einen Immun-Fruchtsaft zu uns, um hoffentlich nicht krank zu werden.
Das Gleiche gilt für unsere Kinder, die in Kita, Schule & Co. überall Bakterien und Viren ausgesetzt sind. Doch können die vielen Gesundheitsbooster-Säfte und Vitamin-Gummibärchen aus dem Drogeriemarkt da überhaupt etwas ausrichten?
Dr. Nikola Klün weiß als Kinderärztin, dass solche Produkte oftmals nicht das können, was sie versprechen.
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Nahrungsergänzungsmittel: „Kinder profitieren nicht wesentlich davon“
„Nahrungsergänzungsmittel sollten generell nicht als Ersatz für eine ausgewogene Ernährung dienen. Bei einem wahren Vitaminmangel können sie aber helfen und gegebenenfalls auch ein Immunsystem unterstützen“, klärt die Ärztin auf.
Aber: „Die Sache ist nur die: Echte Vitaminmangelzustände sind bei Kindern in Deutschland selten. Und deswegen kann man davon ausgehen, dass die Kinder von den Nahrungsergänzungsmitteln nicht wesentlich profitieren. Wichtiger für ein gesundes Immunsystem ist der Lifestyle – sprich Ernährung, ausreichend Flüssigkeit, Schlaf und Bewegung an der frischen Luft“, appelliert die Kinderärztin klar.
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„Relativ hoher Zuckergehalt“ – Kinderärztin vergleicht Drogerieprodukte
Und was hält die Kinderärztin Dr. Nikola Klein konkret von den genannten Drogerieprodukten?
Fruchtsäfte: Diese Getränke haben oft einen hohen Zuckeranteil - beispielsweise von 13 Gramm. Und: Vitamin C hat keinen Effekt auf das Immunsystem bei deutschen Kindern, da diese gut mit Vitamin C versorgt sind. Zink liegt hier häufig lediglich bei 1,5 mg pro 100 ml, was zumindest die Gefahr der Überdosierung geringer macht. Es sei denn, man lässt ein sehr kleines Kind sehr viel von dem Saft trinken, dann sind wir auch hier in der Überdosierung.
Immunsmoothies: Haben oft einen hohen Zuckergehalt von 8,9 Gramm. Zugefügt ist oft auch Vitamin C und im Wesentlichen gibt es in Deutschland keinen Vitamin-C-Mangel. Pyridoxinhydrochlorid, beziehungsweise Vitamin B6 steckt auch oft drin. Und auch dieser Mangel tritt in Deutschland bei Kindern eigentlich nur dann auf, wenn bestimmte Medikamente eingenommen werden. Oft enthalten sei auch Vitamin D – doch hierzu würden momentan kaum Beweise vorliegen, dass eine Nahrungsergänzung Infekte bei Kindern verhindert. Andere Studien beschreiben einen leicht positiven Effekt auf die Immunabwehr - uneinheitliche Datenlage.
Teesorten:Auch hier gilt: Vitamin C hat keinen Effekt auf das Immunsystem, die Kinder sind in Deutschland gut versorgt.
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Zink, Vitamin D & Co.: Worauf Eltern achten sollten
Generell sei bei folgenden Inhaltsstoffen laut der Kinderärztin allerlei zu beachten:
Vitamin C: Die empfohlene Aufnahmemenge von Vitamin C liegt je nach Alter zwischen 20 und 80 Milligramm am Tag. Selbst Kinder, die wenig Obst und Gemüse zu sich nehmen, kommen sehr schnell auf die empfohlene Menge. Alles zusätzliche Vitamin C wird vom Körper ausgeschieden.
Zink: Kann einen positiven Effekt bei Erkältungen haben, allerdings rät das Bundesinstitut für Risikobewertung von Zink als Nahrungsergänzungsmittel für Kinder ab. Denn: Die Gefahr der Überdosierung besteht und, die möchte man nicht in Kauf nehmen. In der Regel sind die deutschen Kinder gut mit Zink versorgt. Bedarf: je nach Alter vier bis vierzehn mg täglich.
Vitamin D: Die Ergänzung ist sicherlich sinnvoll bei einem Mangel, dann sind aber Mengen von 20 μg/Tag (auch für Kinder) benötigt. Das heißt, hier würde man auf ein entsprechendes Vitamin-D Präparat zurückgreifen.