Hoffnung für die Familie?
Archie Battersbee (12): Supreme Court prüft erneute Berufung der Eltern

Hollie Dance und Paul Battersbee können vorerst aufatmen. Im Fall ihres hirntoten Sohnes Archie Battersbee (12), der seit April im Koma liegt, hat das Gericht entschieden: Wir beraten uns weiter. Denn der Oberste Gerichtshof prüft eine erneute Berufung der Eltern. Damit besteht weiterhin Hoffnung für den Jungen, der seit April im Koma liegt.
Wie geht es im Fall Archie Battersbee weiter?
Die Beendigung der lebenserhaltenden Maßnahmen des zwölfjährigen Archie Battersbee verzögert sich erneut: Seine Eltern, Hollie Dance und Paul Battersbee, haben Berufung gegen den Abbruch der Behandlung für ihren hirntoten Jungen eingelegt. Das bestätigte der Oberste Gerichtshof („Supreme Court“) am Dienstag, dem 2. August.
Eigentlich hätten die Maschinen von Archie heute abgestellt werden sollen. Der Supreme Court behandelt den neuen Antrag der Familie daher als „dringliche Angelegenheit“. „Ein Gremium von drei Richtern wird den Antrag auf Zulassung der Berufung ‘auf dem Papier’ in der üblichen Weise prüfen“, heißt es in dem Schreiben des Gerichts, das RTL vorliegt. Am Ende entscheidet sich, ob die lebenserhaltende Behandlung des Jungen verlängert wird. Falls ja, hätte die Kommission der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen mehr Zeit zur Prüfung des Falls. Denn: Der Abbruch der lebenserhaltenden Maßnahmen könne einen Verstoß gegen die Konvention darstellen.
Das Krankenhaus erklärte bereits, dass es nicht mit dem Abbruch der Behandlung beginnen werde, bis nicht eine finale Entscheidung des Gerichts vorliege. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten, sobald wir weitere Informationen erhalten.
Archie soll laut Mutter "sehr präsent" sein
Gegenüber „Sky News“ sagte Archies Mutter Hollie Dance: „Wir müssen mit dem Krankenhaus um jede Entscheidung kämpfen. Ich weiß, dass Archie noch bei uns ist. Archie zeigt ganz andere Anzeichen als das, was die Ärzte den Gerichten vorlegen. Er ist sehr präsent, er macht in vielerlei Hinsicht Fortschritte.“
Im Video: Mutter des hirntoten Archie Battersbee (12): "Ich habe eine Menge Angst hier in meiner Brust"
Was ist mit Archie Battersbee passiert?
Warum genau Archie Battersbee überhaupt ins Koma gefallen ist, weiß niemand genau. Am 7. April fand ihn seine Mutter mit einer Binde um den Hals vor. Sie vermutet, dass der Junge an einer trendenden Online-Challenge teilgenommen und sich – vielleicht unbewusst – selbst verletzt habe.
Seine Eltern kämpfen seitdem vor Gericht für ihn: Nach einem Gerichtsurteil des britischen High Court Mitte Juli sollten die Maschinen, die ihn am Leben erhalten, abgestellt werden. Hollie Dance und Paul Battersbee gingen jedoch vor das Londoner Berufungsgericht, um Einspruch einzulegen – doch ohne Erfolg. Erst Ende Juli hatten drei Berufungsrichter ihr finales Urteil abgegeben und entschieden, dass die Ärzte die lebenserhaltenden Maßnahmen des hirntoten Jungen rechtmäßig beenden dürfen.
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Britischer Gesundheitsdienst steht stark unter Druck
Der Fall erinnert an ähnliche Auseinandersetzungen um unheilbar kranke Kinder in Großbritannien. Der finanziell stark unter Druck stehende britische Gesundheitsdienst neigt dazu, lebenserhaltende Maßnahmen sehr viel früher zu entziehen, als das in Deutschland der Fall wäre. Zudem werden die Wünsche von Eltern und Angehörigen dabei nicht im selben Maße berücksichtigt. Was im besten Sinne des Patienten ist, entscheiden oft Richter auf Empfehlung von Medizinern. (mit dpa)