Sie soll unter paranoider Schizophrenie leiden...
Sieben Menschen verletzt: Mutmaßliche Giftmischerin der TU Darmstadt vor Gericht
Sie soll im August 2021 Lebensmittel an der TU Darmstadt mit einer Chemikalie versetzt haben. Sieben Menschen wurden durch das Gift verletzt; ein 30-jähriger Student schwebte zwischenzeitlich sogar in Lebensgefahr. Seit heute (08.11.) muss sich eine 33-jährige Studentin wegen des Giftanschlags vor dem Landgericht Darmstadt verantworten. Ihr wird heimtückischer Mord vorgeworfen, allerdings gilt die Studentin als psychisch krank, es handelt sich daher um ein Sicherungsverfahren.
Beschuldigte soll sich von Mitarbeitern verfolgt gefühlt haben
Laut Staatsanwaltschaft war die Deutsche aus Mainz seit 2017 im Fachbereich Materialwissenschaften eingeschrieben. Die Frau geriet bereits früh ins Fadenkreuz der Ermittler.
Die Ermittler konnten aufgrund von digitalen Spuren feststellen, dass sich die Beschuldigte mutmaßlich in der Nacht auf den 23. August 2021 im besagten Gebäude der Universität aufhielt. Darüber hinaus fanden die betroffenen Mitarbeiter der Universität teilweise Erwähnungen in schriftlichen Aufzeichnungen der Beschuldigten. Die Ermittlungen deuten darauf hin, dass sich die Beschuldigte von den betreffenden Mitarbeitern verfolgt fühlte. Deswegen habe sie die vermeintlichen Täter töten wollen.
Im Video: Student entgeht Giftanschlag an Uni Darmstadt
Verteidiger: „Es wurden mögliche Täter von ihr benannt, die nichts gemacht haben.“
Eine Rekonstruktion des Tatverlaufs und die Anhörung des Sachverständigen, der die Schuldunfähigkeit bewerten soll, werden im Prozess laut Verteidiger Christian Kunath eine Rolle spielen. Auch die Ermittlung der Gefährlichkeitsprognose sei wichtig, um zu entscheiden ob eine Unterbringung der Angeklagten anzuordnen ist oder nicht. „Insgesamt würde ich mir wünschen, dass die Mandantin eine Krankheitseinsicht entwickelt und mit dazu beiträgt, irgendwann wieder gesund zu werden“, so Kunath im Gespräch mit RTL. Laut Rechtsanwalt leide seine Mandantin unter einer paranoiden Schizophrenie. Die Gedankengänge von paranoid-schizophrenen Menschen seien für gesunde Menschen schwer nachzuvollziehen, so Kunath. „Es wurden mögliche Täter von ihr benannt, die nichts gemacht haben.“

Bei Klinikeinlieferung: Angeklagte hatte Mütze mit eingenähter Kupfer- und Aluminiumfolie dabei
Die Staatsanwaltschaft hatte beim Prozessauftakt beantragt, die Beschuldigte wegen der paranoiden Schizophrenie in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen. Die Polizei brachte die Deutsche bereits Anfang September 2021 in eine psychiatrische Klinik. Der Oberarzt der Klinik sagte vor Gericht aus, dass die Frau psychotisch gewesen sei: „Sie hatte eine Mütze dabei, in die Kupfer- und Aluminiumfolie eingenäht waren.“ Außerdem habe sie von Technik gesprochen, über die Stimmen in ihrem Kopf kämen, so der Arzt weiter. Aus psychiatrischer Sicht seien das akustische Halluzinationen.
Für das Verfahren sind rund 150 Personen geladen, darunter Zeugen und Sachverständige. Es sind vorerst 16 Verhandlungstage bis zum 6. Februar 2023 angesetzt. (dpa/dgö/api)