Warum Experten dennoch zurückhaltend sind

Hoffnung für Alzheimer-Patienten? Medikament bremst Fortschreiten im Frühstadium

Eine Seniorin schaut aus dem Fenster.
Ein neues Medikament aus den USA soll das Fortschreiten von Alzheimer im Frühstadium verlangsamen - aber es gibt auch einen Haken.
Nicolas Hansen

Bringt diese Entwicklung die Behandlungsmöglichkeiten von Alzheimer einen guten Schritt voran? Ein neues Medikament soll das Fortschreiten der Krankheit im Frühstadium zumindest verlangsamen, so das Ergebnis einer neuen Studie aus den USA. Deutsche Experten warnen aber vor den teils schweren Nebenwirkungen des Medikaments.

Der Antikörper soll Ablagerungen im Gehirn vermeiden

Ein neues Alzheimer-Medikament verlangsamt einer Studie des Herstellers Eli Lilly zufolge das Fortschreiten der Krankheit im frühen Stadium. Noch in diesem Quartal solle die Zulassung für Donanemab bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt werden, teilte der US-Pharmakonzern mit. Experten sprechen von einem „wirklichen Fortschritt“, warnen aber auch vor Nebenwirkungen.

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Zum Hintergrund: Der Antikörper Donanemab zielt im Gehirn der Patienten auf sogenannte Amyloid-Plaques – Ablagerungen von Eiweißen im Gehirn, die bereits Jahre vor den ersten Symptomen charakteristisch für Alzheimer sind, die häufigste Form von Demenz.

In einer 18-monatigen sogenannten Phase-III-Studie mit mehr als 1.700 Teilnehmern zeigten die Menschen, die Donanemab bekommen hatten, nach Unternehmensangaben rund 35 Prozent weniger kognitive Beeinträchtigungen als solche, die ein Scheinmedikament erhalten hatten.

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Eine Nebenwirkung des Medikaments sind Hirnschwellungen

Bereits im Januar war in den USA das Medikament Leqembi zugelassen worden, das einen ähnlichen Ansatz verfolgt. Es wurde vom US-Unternehmen Biogen zusammen mit dem japanischen Pharmaunternehmen Eisai entwickelt und enthält den Antikörper Lecanemab. An beiden Medikamenten gibt es jedoch wegen Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Blutungen auch viel Kritik.

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Die Studienergebnisse zu Donanemab seien ein „wirklicher Fortschritt für die Patienten“, sagte Frank Jessen, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln, denn auch der Deutschen Presse-Agentur. Grundsätzlich sei die Wirkung von Donanemab und Lecanemab vergleichbar. „Für einen genauen Vergleich muss man die Studiendaten sehen und hoffentlich auch zukünftig in der Versorgung in Deutschland mit diesen Substanzen vergleichende Erfahrung sammeln.“

Wie sehen Sie das?

Donanemab sei „leider kein Game-Changer, aber möglicherweise ein nächster Schritt in die richtige Richtung“, sagte Linda Thienpont, Leiterin Wissenschaft bei der Alzheimer Forschung Initiative. „Es kann die Alzheimer-Krankheit weder heilen noch stoppen, aber auch wie Lecanemab zumindest den kognitiven Abbau verlangsamen.“ Thienpont unterstrich allerdings auch noch einmal die teils schweren Nebenwirkungen, der Wirkungseffekt sei „teuer erkauft“. (dpa/jbü)