Kann RTL helfen?

Flug hatte 40 (!) Stunden Verspätung! Familien warten seit 15 Monaten auf Entschädigung

Frankfurt, Germany - August 16, 2014: passengers at the departure hall. With 38 million passengers per year it is one of the most important airport in Europe.
Reisechaos 2022: Zwei Familien warteten nach einer Hammer-Flug-Verspätung von 40 Stunden monatelang auf eine Entschädigung (Symbolfoto)
iStockphoto

Das Reisechaos von 2022 ist für diese Urlauber immer noch nicht abgehakt!
Die Familien von Claudia W. und Désirée K. warteten im Sommer des vergangenen Jahres 40 Stunden auf ihren Rückflug von Hurghada nach Frankfurt – eine Entschädigung haben die Pech-Urlauber auch 15 Monate später noch nicht von der Airline SmartLynx erhalten. Wie kann das sein?
RTL hakt bei der Airline nach und fragt Rechtsanwältin Nicole Mutschke, welche Rechte Urlauber haben, wenn sie derart lange auf Entschädigungszahlungen warten müssen.

Ägypten: Flug von Urlaubern hat im Juni 2022 insgesamt 40 Stunden Verspätung

Die Familie von Claudia W. erlebte eine regelrechte Reise-Odyssee: Eigentlich sollte sie am Sonntag (12. Juni 2022) um 9.50 Uhr zurück nach Frankfurt fliegen, doch erst 40 Stunden später hob das Flugzeug tatsächlich ab.

Die Familie – zwei Erwachsene und zwei Kinder im Alter von drei und acht Jahren – verbrachte die Wartezeit im Ersatzhotel in Ägypten, bis es endlich losging. Nach eigenen Angaben sei weder die Größe des Zimmers noch der Hygienestandard für die vierköpfige Familie zufriedenstellend gewesen.

Die Kinder hätten einen starken Hautausschlag entwickelt und unter Durchfall gelitten. Der Urlaub war im Eimer – und damit nicht genug.

Lese-Tipp: Familie wartet zehn Monate später immer noch auf Entschädigung

„Bis heute kam kein Geld“ – Urlauber warten 15 Monate auf Entschädigung

„Ein Funken Hoffnung kam, als ich im August 2023 eine Bestätigung von Smartlynx erhielt, dass wir 800 Euro pro Person Entschädigung bekommen. Ich sollte unsere Bankdaten durchgeben. Das haben wir gemacht, doch leider kam bis heute kein Geld“, ärgert sich Claudia W. im RTL-Gespräch. Sie habe danach immer wieder telefonisch und per E-Mail nachgehakt, doch einfach nichts mehr gehört und die Entschädigung sei nie auf ihrem Konto gelandet.

Mit dieser Erfahrung steht sie keinesfalls alleine da, auch die Familie von Désirée K. ist betroffen. Sie war ebenfalls aufgrund der Hammer-Verspätung des Fliegers im Sammelhotel untergebracht.

„Bis heute haben wir keine Entschuldigung für das Desaster erhalten“, ärgert sich die Zweifachmutter. „Ich bekomme einfach keine Antwort mehr von SmartLynx und werde ignoriert“, schildert sie.

Kann RTL helfen? Tatsächlich haben Passagiere bei einer Verspätung von mehr als drei Stunden am Zielflughafen Anspruch auf eine Entschädigungszahlung.

Die Höhe der Zahlung richtet sich dabei nach der zurückgelegten Flugstrecke und beträgt 250 Euro, 400 Euro oder 600 Euro – in diesem Fall sind es 400 Euro pro Person.

Lese-Tipp: Erst gestrandet, dann erkrankt! Ägypten-Urlaub endet mit üblem Hautausschlag

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SmarLynx zahlt Familien 15 Monate keine Entschädigung: Das sagt die Airline

Und tatsächlich! RTL scheint etwas in Bewegung zu setzen. Der Pressesprecher der Airline meldet sich auf Anfrage mit folgenden Worten zurück:

„Wir möchten uns nochmal für die Unregelmäßigkeiten bei der Abwicklung entschuldigen. Die Forderungen sind zur Zahlung angewiesen, leider fehlen tatsächlich die Bankverbindungen. Wenn Sie uns die entsprechenden Daten schicken möchten, können wir die Zahlungen auslösen. Da es sich um eine internationale Überweisung handelt, dauert dies sicherlich bis nächste Woche“, so SmartLynx-Deutschland-Sprecher Jan Limbach.

Man sei außerdem sehr bemüht, die Anliegen der Passagiere verantwortungsvoll zu behandeln. Die Airline bittet um Verständnis, wenn es in ausgewählten Fällen zu Verzögerungen kommen würde.

„Das war schlimm genug, mit 40 Stunden Verspätung“, heißt es weiter im Telefonat. Man sei hoffnungsvoll, dass damit nun alle Passagiere entschädigt worden seien.

Zumindest die Familie von Claudia W. kann das Kapitel zwei Tage später endlich abschließen, sie hat die Zahlung am Freitag (29. September 2023) erhalten. „Endlich haben sie überwiesen, wir können es gar nicht glauben“, so W. begeistert. Familie K. muss weiter warten, laut der Airline sei die Überweisung aber bereits bearbeitet worden. RTL bleibt dran.

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Entschädigungszahlung zieht sich: Haben Verbraucher dann mehr Rechte?

Doch eine Verzögerung der Entschädigung von 15 Monaten – ist das in Ordnung?

RTL fragt bei Rechtsanwältin Nicole Mutschke nach, worauf betroffene Passagiere hoffen dürfen, wenn sich eine Entschädigungszahlung derart lange hinzieht. Gibt es womöglich noch mehr Geld? Leider nicht, klärt die Juristin auf. „Der Entschädigungsanspruch besteht weiterhin und verjährt erst nach drei Jahren, erhöht sich aber nicht.“

„Hätten die Passagiere gesagt, dass sie nicht mehr fliegen möchten, sondern auf die Beförderung aufgrund der Verspätung verzichten, hätte es Verzugszinsen auf die Erstattungsgebühr gegeben. Jedoch wollten die Passagiere hier definitiv von Hurghada nach Hause nach Frankfurt, daher fällt diese Möglichkeit in diesem konkreten Fall weg. Hier haben die Passagiere ein Recht auf die Entschädigung, müssen dies aber auch einfordern.

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Rechtsanwältin Nicole Mutschke
Nicole Mutschke, Fachanwältin für Arbeitsrecht schätzt den Fall ein.
Mutschke Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Mutschke Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Im Video: Welche Rechte haben Sie als Reisende? Mängel im Urlaubs-Hotel!

Ihr Flug hatte Verspätung und Sie wollen Ihre Rechte geltend machen? Anwältin gibt Tipps

Die Anwältin rät in solchen Fällen, immer von Anfang an schriftlich Kontakt aufzunehmen und Fristen zu setzen, wenn Passagiere mit der Airline kommunizieren.

„Zunächst sollten Passagiere ihre Rechte geltend machen und sofort eine Frist von vier Wochen setzen. Dann kann noch einmal erinnert werden und eine neue Frist von zwei Wochen gesetzt werden. Nach der letzten Erinnerung und Fristverlängerung um zwei Wochen, wenn immer noch keine Zahlung eingegangen ist, würde ich Betroffenen immer raten, einen Anwalt einzuschalten, damit sich der Fall nicht derart in die Länge zieht“, rät die Rechtsanwältin abschließend.