"Rette unsere Mama!"

180.000 Euro für neues Medikament: Familie kämpft verzweifelt um krebskranke Mutter

Natalie Trinadou (links) mit ihren beiden Töchtern Irini und Kati und Partner Thomas Usenbenz.
Natalie (links) mit ihren beiden Töchtern Irini und Kati und Partner Thomas. Das Bild entstand 2020, als Natalie ihre erste Krebsdiagnose bekam.
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Noch ist der Kampf nicht aussichtslos: Natalie hat bereits zum zweiten Mal Krebs; die Chancen stehen schlecht. Denn der Tumor ist resistent gegen viele der Chemo-Mittel. Ihre einzige Hoffnung ist ein Medikament aus den USA, das in Deutschland noch gar nicht zugelassen ist. Kostenpunkt: 60.000 Euro pro Anwendung!

Zum zweiten Mal Krebs: Doch der Tumor ist resistent

„Ich habe gerade etwas Wasser getrunken und es bei mir behalten!“ Irini und ihr Stiefvater Thomas jubeln bei diesen Worten von Mama Natalie. Sie bimmelt während unseres Interviews spontan bei ihrem Ehemann durch, um ihm sofort davon zu erzählen. Denn Natalie hat bereits zum zweiten Mal Krebs und kämpft im Krankenhaus um ihr Leben.

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2020 erkrankt die 43-Jährige an Eierstockkrebs. Der Grund dafür ist die BRCA-Mutation, die an einer Reihe vererbbarer Krebsarten Anteil hat. Laut der Deutschen Stiftung für Eierstockkrebs steigt allein das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, bei Betroffenen auf bis zu 40 Prozent. Das Brustkrebsrisiko kann sogar auf 80 Prozent steigen. Auch Angelina Jolie hat diesen Gendefekt und ließ sich deshalb vorsorglich die Brüste abnehmen und ihre Eierstöcke entfernen.

Erst im zweiten Anlauf gelingt damals eine Operation, bei der Natalie die Gebärmutter und die Eierstöcke entnommen werden. In den darauffolgenden Jahren erholt sie sich etwas, bis Anfang 2023 der Krebs wiederkommt. „Das Gute ist, dass der Tumor am Organ und nicht im Organ sitzt“, sagt Thomas, „das Schlechte ist, dass er gegen viele Chemo-Mittel resistent und nicht operabel ist.“

Im Video: Endlich krebsfrei! Kenni (2) besiegt Eierstockkrebs

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Natalies Behandlung kostet 180.000 Euro!

Natalies letzte Chance: das Medikament Mirvetuximab. Das ist bisher nur in den USA zugelassen und soll laut Studien nur die Zellen angreifen, die ein bestimmtes Protein aufweisen – darunter Eierstockkrebszellen. Eine Anwendung von Mirvetuximab kostet für Natalie allerdings 60.000 Euro. Und sie benötigt nicht nur eine, sondern drei.

Unter dem Slogan „Rette unsere Mama“ zieht Tochter Irini in den folgenden Wochen einen Spendenaufruf nach dem anderen auf, um irgendwie die 180.000 Euro für ihre Mama zusammenzubekommen. Über Instagram erhält die Familie allein in den ersten zwei Tagen 20.000 Euro. „Wir waren geflasht“, erinnert sich Thomas. „Es war überwältigend“, sagt auch Irini: „Ich war am Dauer-Heulen.“ Die Hilfsbereitschaft der Menschen habe sie sehr berührt.

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Mittlerweile steht zwar fest, dass die Krankenkasse die Behandlung erst einmal übernimmt, doch niemand weiß, was passiert, wenn weitere Dosen nötig sind. Bis dahin liege das Geld auf einem extra Bankkonto und werde nicht angerührt, so Irini.

Natalie Trinadou auf dem Abiball von Tochter Irini 2022
Natalie auf dem Abiball von Tochter Irini 2022. Nur ein paar Monate später kehrt bei der 43-Jährigen der Krebs zurück.
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Aufgeben? Kommt nicht infrage!

Aufgeben kommt für die Familie nicht infrage – weder für Irini und ihren Vater noch für Mama Natalie. Denn auch wenn es sehr deprimierend sei, Woche für Woche im Krankenhaus zu verbringen, habe sie noch immer ihren „kämpferischen Humor“ wie Thomas es nennt. „Sie hat bereits dreimal versucht, mich mit dem Arzt zu verkuppeln“, verrät Irini.

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Neben dem starken Kampfgeist der Familie kommt bei unserem Gespräch aber vor allem eines durch: „Es ist einfach wichtig, zur Vorsorge zu gehen“, sagt Irini immer wieder. „Einmal im Jahr ist zu wenig.“ Und gerade Frauen sollen laut der 20-Jährigen mehr für sich und ihren Körper einstehen. „Der Arzt wird nicht auf dich zukommen und dir das zehnte Ultraschallbild anbieten“, sagt sie deutlich.

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Seitdem bekannt ist, dass Natalie BRCA hat, haben sich viele in der Familie auf die Mutation getestet. Irini selbst trägt auch das Gen in sich. Laut Stiefpapa Thomas sei es für sie anfangs schon ein Schock gewesen, mittlerweile ist es Irini vor allem wichtig, offen damit umzugehen – und natürlich zur Vorsorge zu gehen.

Was ist BRCA?

Laut dem BRCA-Netzwerk erkranken jedes Jahr etwa 70.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs. Mit etwa 10.000 Erkrankungen jährlich tritt Eierstockkrebs zwar deutlich seltener auf, in beiden Fällen spielt die Genmutation BRCA jedoch eine wesentliche Rolle, wenn es zu erblich bedingten Krebserkrankungen kommt.

Die Mutation wird über einen Gentest festgestellt, der von der Krankenkasse übernommen wird, insofern die betroffene Person aus einer Risikofamilie stammt, also eine familiäre Vorbelastung existiert.

Auch wenn die Mutation vermehrt bei Frauen auftritt, können auch Männer betroffen sein und beispielweise an Brustkrebs erkranken. Die Chance, dass das Gen weitervererbt wird, liegt bei 50 Prozent.