Drei Personengruppen sollten besonders aufpassenDas macht die extreme Hitze mit unserem Körper

Vor allem Handwerksberufe und Kurierdienste sind von Hitze-Krankmeldungen betroffen (Archivbild)
Es wird heiß! Doch was bedeutet die Hitze für unsere Gesundheit?
Benjamin Westhoff/dpa

Deutschland kocht!
Erst regnet es ohne Unterlass, nun werden wir von einer Hitzewelle überrollt. Die Temperaturen in den nächsten Tagen sollen auf bis zu 36 °C klettern. Doch die Wärme-Wand wird dabei zu einer Kampfansage an den Körper. Was bedeutet die Hitze für unsere Gesundheit?

Sommer werden immer extremer werden

Hitzesommer sind gekommen, um zu bleiben. So kurz und knapp könnte man zusammenfassen, was der Deutsche Wetterdienst (DWD) bereits 2020 in einer Pressemitteilung bekannt gab. „Was früher ein extrem heißer Sommer war, ist heute ein normaler (durchschnittlicher) Sommer“, hieß es dort Anfang Juli.

Dazu die Warnung: Diese Entwicklung werde sich fortsetzen, sodass „Sommer, die heute für uns extrem heiß sind, Ende des Jahrhunderts der Normalfall sein werden“. Die Folge: Extreme Sommer werden dann eben noch extremer sein. So schön ein warmer Sommer auch sein mag – das sind keine guten Wetter-Aussichten.

Bei Hitze werden die inneren Organe schlechter durchblutet

Viele Auswirkungen von Hitzewellen seien noch nicht genau erforscht, erklärt Wissenschaftsjournalistin Katja Trippel im Interview mit dem RND. Und unter Hitze leiden auch gesunde Erwachsene. Durch Hitze-Wetter wird die Durchblutung der inneren Organe heruntergefahren, was den Magen-Darm-Trakt anfälliger für Infektionen macht.

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„Die große Mehrheit gesunder Menschen kann auch nachts bei Hitze nicht gut schlafen und ist am nächsten Tag noch weniger fit. Dazu kommen Kopfschmerzen oder vielleicht sogar Schwindel“, sagt Trippel.

Aber wenn wir über Hitze und deren Folgen sprechen, dann denken wir oft erst einmal an die verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft: Vor allem ältere, chronisch kranke oder pflegebedürftige Menschen, Kleinkinder und Schwangere seien durch die Hitzebelastung gefährdet, sagte zum Beispiel Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher.

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Menschen mit Atemwegserkrankungen bei Hitze besonders bedroht

„Früher dachte man, davon sind vor allem Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen betroffen. Aber inzwischen weiß man, dass das für Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma sogar noch viel dramatischer ist“, erklärt Wissenschaftsjournalistin Katja Trippel im Interview mit dem RND.

Sommerliche Hitzewellen erhöhen das zusätzliche tägliche Sterberisiko von Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen um bis zu 14 Prozent – bei längeren Hitzewellen sogar bis zu 43 Prozent, sagt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).

An heißen Tagen komme es auch häufiger zu teils lebensbedrohlichen Verschlechterungen im Krankheitsverlauf, die im Krankenhaus behandelt werden müssten. Die Gesellschaft empfiehlt daher sogar, Frühwarn- und Interventionssysteme zu erarbeiten und Lungenpatienten während der Sommermonate telemedizinisch zu betreuen.

Körper überhitzt? Auch gesunde Erwachsene gefährdet

Aber auch normale Erwachsene ohne Vorerkrankungen sind gefährdet. Nicht umsonst gibt der Deutsche Wetterdienst deswegen ab einer gefühlten Temperatur von 32 Grad eine Hitzewarnung heraus. Warum ist das so? Unsere biologischen Abläufe funktionieren am besten, wenn die Körpertemperatur bei etwa 37 Grad liegt. Der Körper ist stets bemüht, diese Temperatur möglichst stabil zu halten.

„Er ist auf eine Grundtemperatur von 37 Grad eingerichtet und um diese Kerntemperatur zu halten, gehen die Gefäße auf, geht die Haut auch auf, deswegen schwitzen wir vermehrt. Dadurch sinkt der Blutdruck und das führt zu Schwindel, zu Übelkeit auch zu einem vermehrten Durstgefühl, dem man unbedingt nachkommen muss, um auch das Gefäßsystem wieder aufzufüllen“, erklärt Dr. Maximiliane Deckart, Chefärztin der Schmerzmedizin in Bad Kissingen.

Das passiert bei Hitze in unserem Körper – ab 37 Grad Celsius wird es gefährlich

Stufe 1: Wir schwitzen. Der Schweiß verdunstet an der Hautoberfläche, wodurch die Haut abgekühlt wird. Stufe 2: Die Hautarterien und Blutgefäße weiten sich, um möglichst viel warmes Blut zur Abkühlung an die Hautoberfläche zu leiten – unsere Haut wird rot, der Blutdruck sinkt und wir atmen schneller.

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Problematisch wird es, wenn die Außentemperatur genauso hoch oder sogar höher ist als die Körpertemperatur – also ab 37 Grad Celsius. Dann muss der Körper massiv gegensteuern. Wir schwitzen noch mehr und verlieren dadurch wichtige Körperflüssigkeit. Aber wir kühlen eben nicht mehr ab, weil kaum noch Schweiß verdunstet – dazu braucht es natürlichen oder durch Ventilatoren künstlich erzeugten Wind. Auch das an die Hautoberfläche geleitete Blut wird durch die hohe Außentemperatur nicht kälter.

Im Gegenteil: Unsere Körpertemperatur steigt schnell auf fieberähnliche 39 Grad, der Blutdruck sinkt weiter und wir verlieren durch das Schwitzen immer mehr Wasser. Ein Teufelskreis. Nach wenigen Stunden versagt der Kreislauf, unsere Zellen und Organe nehmen Schaden – es droht Todesgefahr. Gleichzeitig schadet die UV-Strahlung der Sonne unserer Haut, dem wichtigsten Organ zur Wärmeregulierung – Hitzschlag und Sonnenstich drohen.

Hitzschlag-Gefahr! Wer sich trotz Kollaps nicht schont, spielt mit seinem Leben

Extreme Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Schwindelgefühl – all das sind Symptome für einen drohenden Hitzschlag. Wer sich bei hohen Temperaturen zu lange in der Sonne aufhält, bekommt ernsthafte Kreislaufprobleme, denn der Wasserverlust durch das Schwitzen und der schwächer werdende Blutdruck führen zu Durchblutungsstörungen des Gehirns.

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Wenn unsere Schaltzentrale im Kopf nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, fallen wir in Ohnmacht. Wer sich trotz Kollaps nicht schont, spielt mit seinem Leben: Denn der Kollaps ist die Vorstufe des Hitzschlags, der die Organe teilweise lebensbedrohlich schädigt.

Fast genauso gefährlich ist der Sonnenstich. Dabei heizt sich das Gehirn durch die Sonneneinstrahlung so stark auf, dass das Hirngewebe anschwillt und sich die Hirnhaut entzündet.

Hier gibt’s Abkühlung!

Was lernen wir daraus? Wir müssen uns irgendwie abkühlen und unsere Körpertemperatur hinunterschrauben. Wie genau das gehen soll? Am besten mit einem Ventilator, genügend zu trinken oder auch einem Trip zum Badesee. (dpa/ija)