Ein Erfahrungsbericht über das „Feel Good DRINK program” Was taugt die Billig-Saftkur vom Discounter?

RTL-Redakteurin Rebecca Schindler testete die Billig-Saft-Kur von netto
RTL-Redakteurin Rebecca Schindler testete die Billig-Saftkur von Netto
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Nach Karneval wollte ich meinem Körper mal was Gutes tun!
Also dachte ich mir: Eine Saftkur ist doch eine super Sache! Zufällig habe ich bei Netto Tagespakete für einen Schnäppchenpreis gesehen - und zugeschlagen. Drei Tage wollte ich durchziehen. Spoiler: Ich habe an jedem Tag ein wenig gecheatet!

Drei-Tage-Saftkur von Netto kostet nur 21 Euro

Bei den gängigen Online-Portalen, die Saftkuren anbieten, kostet eine Drei-Tage-Saftkur mindestens 80 Euro. Das war mir eindeutig zu viel Geld! Durch Zufall bin ich dann auf das Angebot von Netto gestoßen: Eine Tagespackung, die sechs Säfte beinhaltet, kostet hier nur 6,99 Euro. Also habe ich gerade mal knapp 21 Euro für drei Tage ausgegeben. Ha, mein innerer Sparfuchs machte Jubelsprünge! Doch ist die Billig-Saftkur vom Discounter genauso gut, wie die teuren aus dem Netz?

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Das Prinzip der Discounter-Saftkur

Ein Paket der Saftkur namens „Feel Good DRINK program” besteht aus sechs Flaschen à 330ml. Jeweils morgens, mittags und abends soll man zwei der Flaschen trinken. Man startet „fruchtig in den Tag”, erhält „Gutes aus Frucht am Mittag” und „abends mehr Gemüse” - so steht es auf dem beiliegenden Zettel. Zusätzlich zu den zwei Flaschen kann oder soll man jeweils ein Glas Wasser oder ungesüßten Tee trinken. Kaffee und andere Getränke sind verboten! Die Kur sollte man in einer „stressfreien Zeit” beginnen. „Auch ungewohnte körperliche Anstrengungen solltest du in deiner Feel Good-Zeit vermeiden”, steht dort geschrieben.

Diese sechs Säfte sind in der Saftkur von Netto enthalten
Diese sechs Säfte sind in der Saftkur von Netto enthalten
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Laut Verpackung sind die Säfte direkt gepresst und enthalten keine Konzentrate. Sie seien schonend kurz erhitzt und gekühlt. Außerdem enthalten sie keinen zugesetzten Zucker. Explizit steht dort geschrieben: „Enthält von Natur aus Zucker”. Und da ist auch schon das Problem - aber dazu komme ich später nochmal. Und, in der heutigen Zeit wichtig: Alle Säfte sind vegan!

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Tag eins der Saftkur: Ich war hochmotiviert!

Am Aschermittwoch, mit Abschluss der Karnevals-Session, fing ich hoch motiviert mit der Saftkur an! Ich stand auf, schnappte mir Flasche Nummer eins und trank diese genüsslich bei einer Zigarette - immerhin ist das Rauchen nicht verboten. Schmeckte gut. Klar, der Kaffee am Morgen fehlte mir aus Gewohnheit. Aber es waren ja nur drei Tage, redete ich mir ein. Eine Stunde später schüttete ich mir Flasche Nummer zwei rein. Auch lecker! Und so ging es den ganzen Tag weiter, bis ich abends gegen 18 Uhr bei Flasche Nummer sechs ankam. Tja, nun war mein Vorrat an Saft aufgebraucht - und mein Bauch knurrte! Ich hatte in dieser Zeit Spätschicht und musste bis 23 Uhr arbeiten. Früh ins Bett gehen und den Hunger einfach ignorieren, ging also nicht. Meine Laune wurde immer schlechter. Denn, wie jeder weiß: Hunger macht böse! Also schnappte ich mir einen Apfel und eine Banane. Ich dachte mir: So schlimm kann das nicht sein - ist ja immerhin auch Obst!

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Tag zwei: Zur Saftkur kam eine Erkältung

Am nächsten Morgen wachte ich mit Halsschmerzen und Schnupfen auf. Super, jetzt hatte ich mich also auch noch erkältet! Aber Obst und Gemüse sind ja gesund und helfen bei einer Erkältung - also setzte ich die Saftkur fort. Wenn ich krank bin, habe ich meist weniger Appetit als sonst, das spielte mir also in die Karten. Doch ich merkte, wie meine Kraft von Stunde zu Stunde schwand. Mitten während der Arbeit wurde mir dann sogar plötzlich schlecht. Ich weiß nicht, ob das an der Saftkur, der Erkältung oder einem Mischmasch aus beidem lag. Es kamen noch Kopfschmerzen hinzu - und dann war ich plötzlich völlig außer Gefecht gesetzt. Ich konnte nur noch liegen und nichts mehr machen. Es nützte nichts: Ich brauchte was zu Essen - und zwar etwas Warmes. Also machte ich mir einen halben Liter Gemüsebrühe und haute noch ein Ei rein. Das tat gut! Als ich schließlich ins Bett ging, standen noch zwei Flaschen der Saftkur im Kühlschrank. Aber ich konnte nicht mehr...

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Tag drei der Saftkur: Wann ist es endlich vorbei?

Am Freitagmorgen ging es mir Gott sei Dank schon wieder besser! Klar, die Erkältung war noch da - aber immerhin war mir nicht mehr übel. Puh! Ich konnte also entspannt in den Tag starten und mich auf sechs Säfte freuen. Ironie off! Ich hatte einfach keine Lust mehr. Obwohl alle sechs Sorten wirklich gut schmeckten, hatte ich die Nase einfach voll. Ich wollte endlich wieder etwas zum Kauen haben. Gegen Mittag konnte ich dann einfach nicht anders: Ich brauchte etwas Ordentliches zwischen den Zähnen. Also habe ich mir eine kleine Portion Müsli mit Milch gegönnt. Auch an diesem Tag blieb die letzte Flasche der Saftkur im Kühlschrank. Die hebe ich mir für schlechte Zeiten auf.

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Ein Blick auf die Inhaltsstoffe der Billig-Saftkur

Als ich mir mal spaßeshalber die Nährwert-Tabelle der Netto-Saftkur angeschaut habe, bin ich beinahe vom Stuhl gefallen! Brennwert (ca. 150kcal pro Flasche), Fett, Eiweiß und Salz sind völlig ok. Aber der Zuckergehalt in den Kohlenhydraten hat mich schon ein wenig erschrocken! Ein durchschnittlicher Erwachsener sollte bei einer Kalorienzufuhr von 2.000 kcal laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht mehr als 50 Gramm Zucker zu sich nehmen. Das entspricht circa zehn Teelöffeln beziehungsweise 14 Stück Würfelzucker. In einer Flasche der Saftkur sind allerdings circa 30 Gramm drin! 30 Gramm! Wenn ich also sechs Flaschen am Tag davon trinke, nehme ich 180 Gramm Zucker zu mir. Selbst Menschen, die in Mathe schlecht waren, verstehen sofort: Das ist ja viel zu viel!

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Ich habe die Nährwert-Tabelle mal mit einem Saft aus dem Internet verglichen: Bei Berioo zum Beispiel sind pro Saft nur circa 18 Gramm Zucker enthalten. Hier nimmt man also knapp 110 Gramm Zucker zu sich. Klar, das ist immer noch zu viel - aber schon deutlich weniger, als bei der Discounter-Saftkur. Ich bin kein Ernährungs-Experte, aber die hohe Zuckerzufuhr über drei Tage erscheint mir doch recht hoch!

Als wir Netto damit konfrontieren, weist der Discounter die Anfrage von sich. „Bei der genannten Saftkur handelt es sich um keinen Eigenmarkenartikel: Bei spezifischen Fragen zu Produktdetails bitten wir Sie, sich an den Hersteller zu wenden”, teilt uns die Unternehmenskommunikation mit. Auf RTL-Anfrage bei der TSB Vertriebs GmbH kriegen wir leider keine Antwort.

Fazit der Discounter-Saftkur

Ich muss ganz ehrlich sagen: Die drei Tage waren eher eine Qual, als ein Genuss. Klar, ist es nie einfach, auf feste Nahrung zu verzichten. Und auch der Kaffee am Morgen hat mir gefehlt. Aber diese Zeit war für mich schon extrem!

Tatsächlich habe ich vor Jahren schonmal eine Saftkur gemacht - die teure Variante von Berioo aus dem Internet. Damals sogar fünf Tage lang. Und ich kann mich nicht erinnern, in dieser Zeit so einen großen Hunger oder Lust auf etwas Richtiges zu Essen verspürt zu haben, wie bei der Billig-Saftkur. Meiner Erinnerung nach waren die Säfte der teuren Variante damals dickflüssiger und nahrhafter. Und dabei war das Fassungsvermögen einer Flasche sogar nur 250ml und nicht wie jetzt 330ml.

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Laut meiner Waage habe ich trotz extremer Zucker-Zufuhr tatsächlich zwei Kilo abgenommen. Das war allerdings nicht mein Ziel. Ich wollte meinen Körper nach den ganzen Karnevalstagen, die gefüllt mit Bier und schlechtem Essen waren, einfach etwas entgiften.

Kurzum: Schön, dass ich diese Erfahrung nochmal gemacht habe. Und ich bin auch stolz auf mich, dass ich - mit dem ein oder anderen Mal cheaten - alle drei Tage durchgehalten habe. Aber so schnell werde ich keine Saftkur mehr anrühren - weder vom Discounter, noch eine teure aus dem Internet.