„Besondere Bedrohung für die ganze Menschheit”

Experte besorgt! Was hat es mit dem neuen Camp-Hill-Virus auf sich?

Eine Frau zeigt während eines Presserundgangs in einem Labor des Landesgesundheitsamtes einen Virentest.
Forscher aus Australien haben ein neues Virus namens Camp-Hill-Virus im US-Bundesstaat Alabama entdeckt. Wieso einige Experten nun besorgt sind.
Sebastian Gollnow/dpa

Wird uns das neue Virus in Alabama zum Verhängnis?
Noch immer sind wir froh, die Coronavirus-Pandemie überstanden zu haben. Doch australische Experten haben ein verdächtiges Virus in Spitzmäusen gefunden. Was genau es damit auf sich hat und warum die Experten nun besorgt sind.

Australische Forscher entdecken Camp-Hill-Virus in Alabama (USA)

Forscher der University of Queensland in Australien gaben diese Woche bekannt, dass sie das Camp-Hill-Virus bei Spitzmäusen im US-Bundesstaat Alabama entdeckt haben. Das berichtet die DailyMail.

Was genau hat es damit auf sich? Das Camp-Hill-Virus gehört zur Familie der Henipa-Viren, zu der auch die tödlichen Nipah- und Hendra-Viren gehören – die laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den größten Pandemie-Bedrohungen zählen. Denn: Bei bis zu 70 Prozent der infizierten Menschen bestehe die Chance, dass der Verlauf tödlich endet.

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Deswegen schlagen nun einige Experten Alarm. So wie Dr. David Dyjack, der für die öffentliche Gesundheit bei der National Environmental Health Association zuständig ist, jedoch nicht an der australischen Forschung beteiligt war. Er sagt gegenüber der britischen Zeitung, dass ein neues Virus wie dieses eine „Bedrohung für die gesamte Menschheit” darstellen könne – und zwar eben wegen der hohen Sterblichkeitsrate.

Besonders tückisch werde es, wenn das Virus mutiert „und auf einen Menschen übertragen wird und die Nieren angreift, wie wir es bei einigen Tieren gesehen haben.” Dann könne das für uns Menschen besonders bedrohlich werden.

Bisher hat sich allerdings noch kein Mensch mit dem Camp-Hill-Virus infiziert, generell ist wenig darüber bekannt. Aber andere Erreger derselben Familie können eben gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen, wie zum Beispiel Entzündungen des Rückenmarks und des Gehirns, Gehirnschwellungen, Atemnot, Nieren- und Leberschäden verursachen.

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Experten sind sich uneinig – doch das Camp-Hill-Virus MUSS weiter beobachtet werden

Epidemiologe Dr. Donald Burke, der zwei Jahrzehnte vor der Krise im Jahr 2020 eine globale Coronavirus-Pandemie voraussagte, ist jedoch weniger beunruhigt. Laut ihm werde das Camp-Hill-Virus „wahrscheinlich keine Epidemie auslösen”.

Doch es ist etwas, was die Wissenschaftler weiter beobachten werden. Denn bisher haben sie mehr Fragen als Antworten, und die Genomsequenz des Virus gibt noch keine Auskunft über Schweregrad oder Übertragbarkeit. Mithilfe dieser Genomsequenz könnte man nämlich herausfinden, ob das Virus in der Lage ist, menschliche Zellen zu infizieren.

Wenn sich am Ende herausstellt, dass das neue Camp-Hill-Virus auch über die Luft übertragen werden kann, sei das für Dr. Dyjack, wie er sagt, „sehr beunruhigend”. Auch die Wissenschaftler der University of Queensland, die das Virus entdeckt haben, äußerten bereits Bedenken.

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Andere Forscher sind sich wiederum sicher: Das Virus stellt keine Gefahr für den Menschen dar. Dr. David Quammen, Wissenschaftsautor, sagt gegenüber der DailyMail etwa: „Ich sage nicht, dass die Entdeckung eines neuen Henipa-Virus nicht ernstzunehmen ist. [...] Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht besorgniserregend, wenn es nur in einer Spitzmaus in Alabama gefunden wurde.”

Bleibt nur abzuwarten und zu hoffen, dass die Wissenschaftler, die nicht besorgt sind, am Ende recht behalten werden!

So entdeckten die Forscher das Camp-Hill-Virus

Die Forscher aus Australien untersuchten 2021 im Rahmen einer Studie die Alterung von Säugetieren und sahen sich dabei vier Nördliche Kurzschwanzspitzmäuse in Camp Hill, in Alabama, genauer an. Beim Analysieren der Gewebeproben entdeckten sie genetisches Material von einem Virus, das sie noch nie zuvor gesehen hatten. Sie fanden es in den Nieren der Tiere.

Das dem Camp-Hill-Virus am nächsten kommende Virus sei das Henipa-Virus, das beim Menschen Krankheiten verursache und das Langya-Virus, das in China bereits von Spitzmäusen auf den Menschen übertragen wurde. Somit ist eine Übertragung von Spitzmaus auf Mensch rein theoretisch möglich.

Übertragen werden Henipa-Viren durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Tiere, den Verzehr kontaminierter Früchte oder engen Kontakt mit einer infizierten Person. Auch die Übertragung durch Tröpfcheninfektion steht im Raum. Doch das ist noch nicht vollständig geklärt. Bei einer Infektion mit dem Henipa-Virus dauert es etwa fünf Tage bis drei Wochen, bis erste Symptome auftreten und können erstmal „nur” Husten, Müdigkeit oder Fieber sein.

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