Neun von zehn Farben als kritisch eingestuftKann ich nachträglich herausfinden, ob mein Tattoo giftig ist?

Neun von zehn Tattoofarben verstoßen gegen EU-Richtlinien.
Diese Aussage kommt euch bekannt vor? Richtig, schon 2021 kam eine Studie der Universität Graz zu einem ähnlichen Ergebnis. Geändert hat sich daran offenbar nicht viel. Die Binghamton University hat nun grüne und blaue Tätowierfarben aus Europa untersucht und herausgefunden, dass die meisten Inhaltsstoffe enthielten, die gar nicht auf dem Etikett aufgeführt – oder sogar verboten sind.

Seit Januar 2022 müssen neue Tattoofarben her

Welche Farben bei Tattoos gestochen werden dürfen, hat sich im Januar 2022 entscheidend verändert. Der EU-Chemikalienverordnung REACH zufolge stehen wichtige Farbpigmente im Verdacht, gesundheitsschädlich, allergiefördernd und krebserregend zu sein. Seit 2022 sind darum viele Farben in der EU verboten. Wer bunte Tattoos möchte, muss nun auf Farben ausweichen, die REACH-konform sind. Weil es besonders schwer ist, blaue und grüne Farben zu ersetzen, galt hier eine Frist bis zum 4. Januar 2023.

Die aktuelle US-Studie zeigt nun allerdings: Nach wie vor entsprechen viele dieser Farben nicht den EU-Richtlinien. Stellt sich für viele Tattoo-Fans die Frage: Sind auch in meinem Tattoo gefährliche oder sogar verbotene Farben enthalten? Und was bedeutet das für mich? Wir haben bei Dermatologin Dr. Ina Schulze nachgefragt.

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Im Video haben wir die Studienergebnisse sowie die Antworten auf die wichtigsten Fragen nochmal für euch zusammengefasst.

Was kann passieren, wenn im eigenen Tattoo einer der verbotenen Inhaltsstoffe enthalten ist?

„Es ist ganz oft so, dass wir gar nicht wissen, was in Tattoos drin ist”, erklärt Schulze im RTL-Interview. Vor allem, wenn man allergisch auf Inhaltsstoffe reagiere, könne das Folgen haben. Wurden bei einer Tätowierung gefährliche Inhaltsstoffe verwendet, könne es der Hautärztin zufolge unter anderem zu Hautentzündung, Lymphknotenschwellungen, Entzündungen der Lymphknoten oder einem allergischen Schock kommen.

Der Grund: Die Stoffe müssen abgebaut werden. In der Regel passiere das über die jeweiligen Lymphknoten und die Leber. Dies könne dann auch die Organe belasten.

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Kann ich im Nachhinein überprüfen, ob mein Tattoo gefährliche Inhaltsstoffe enthält?

„Man kann den Hersteller oder den Tätowierer fragen, mit was er gearbeitet hat”, rät Schulze. Das könne allerdings sehr mühselig sein, vor allem, wenn sich in der Zwischenzeit die Studien geändert haben, das Personal gar nicht mehr dort arbeite oder die Unterlagen nicht mehr aufzufinden seien.

Tatsächlich rät Schulze: „Ich würde jedem empfehlen, der sich ein Tattoo stechen lässt, sich schon von Vornherein die Inhaltsstoffe und Beistoffe geben zu lassen und die dann zu Hause abzulegen. Damit man sie dann parat hat, wenn man sie mal braucht und man jederzeit weiß, was man im Körper hat.“

Was kann ich tun, wenn mein Tattoo gefährliche Inhaltsstoffe beinhaltet?

Wer denkt, dass er den gesundheitlichen Schaden mit einer Entfernung des Tattoos beheben kann, wird leider enttäuscht. Zumindest teilweise. Das Problem: Man könne Tattoos weglasern, allerdings bestehe hierbei laut Schulze immer das Risiko, dass die Stoffe noch mal mit dem Körper in Berührung kommen.

„Beim Lasern geht der Lichtblitz auf die Haut, sprengt das Pigment aus der Haut raus und wird dann abtransportiert über die Lymphgefäße und letztendlich über die Leber verstoffwechselt und ausgeschieden.“

Die Alternative: Man könne das Tattoo auch herausschneiden.

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Wenn ich ein Tattoo entferne, kann der Schaden dann behoben werden?

Auch wenn das Risiko beim Lasern besteht, dass der Körper erneut mit gefährlichen Stoffen in Berührung kommt, gibt es laut Schulze auch Hoffnung: „Wenn man das Tattoo vollständig entfernt bekommt und man sieht wirklich kein Pigment mehr, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass noch Reste in der Haut und im Körper sind, sehr gering. Aber man kann es nie ausschließen, dass noch Spuren vorhanden sind.“

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