Gynäkologin mit Sommer-RatschlagMythos oder Wahrheit: Macht uns nasse Badekleidung wirklich krank?

Eine Frau liegt im Schwimmbecken.
Im Sommer sind wir manchmal nachlässig und wechseln die Badesachen nicht. Kann uns das selbst bei Hitze krank machen?
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Schon Oma hat gesagt: Kind, verkühl dich nicht, sonst gibt’s ne Blasenentzündung. Aber stimmt’s?
Was gibt es Schöneres, als nach dem Schwimmen nass in der Sonne zu liegen und sich von der warmen Luft trocknen zu lassen? Doch viele Frauen wechseln lieber schnell den Badeanzug, aus Angst vor Blasenentzündungen. Ist diese Sorge wirklich berechtigt? Gynäkologin Dr. Judith Bildau hat darauf eine ganz klare Antwort.

Machen uns nasse Badesachen im Sommer wirklich krank?

Macht uns der nasse Badeanzug selbst bei hohen Temperaturen krank oder ist das schlichtweg ein Mythos? Egal ob im Schwimmbad, am Meer oder am See, wir alle kennen Frauen, die rasend schnell nach dem Schwimmen ihre Badekleidung wechseln. Doch dann gibt es auch Badenixen, die sich dabei wesentlich mehr Zeit lassen oder sogar den ganzen Tag in ihrem Bikini ausharren, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu wechseln.

Wer macht es denn aus gesundheitlicher Sicht nun richtig?

Frauenärztin Dr. Judith Bildau hat dazu eine klare Haltung: „Es ist tatsächlich empfehlenswert, den nassen Badeanzug und Bikini nach dem Baden zu wechseln”, klärt sie auf. Doch warum eigentlich?

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„Nässe und Kälte sorgen dafür, dass sich Beckengefäße zusammenziehen“

„Unsere Großmütter haben ja schon immer gesagt: ‚Setz’ dich nicht auf den kühlen Boden‘. Und auch sie hatten total recht. Nässe und Kälte sorgen dafür, dass sich unsere Beckengefäße zusammenziehen und die Durchblutung abnimmt. Dadurch können sich Keime besser verbreiten und „festsetzen“. Die Folge ist deshalb häufig eine Blasenentzündung“, erklärt Bildau.

Und: „Frauen, die unter regelmäßigen Infektionen nach dem Schwimmen leiden, können ihre Flora mit einer Milchsäure-Kur unterstützen“, empfiehlt die Medizinerin. Dazu würden sich zum Beispiel Vaginalzäpfchen anbieten, die am Abend vor und am Abend nach dem Baden eingeführt werden können.

Also sind manche Frauen anfälliger für Blasenentzündungen als andere?

Das sei tatsächlich so, weiß die Ärztin. „Es gibt Frauen, deren Keimabwehr insgesamt schwächer ist. Das kann unter anderem an einem zu hohen, also basischen, vaginalen pH-Wert liegen. Normalerweise ist dieser nämlich sauer und verhindert so das Wachsen und das Vermehren von Keimen. Ist der pH-Wert basisch, steigt nicht nur das Risiko für vaginale Infektionen, sondern auch für Harnwegsinfekte“, erklärt die Expertin.

Lese-Tipp: Wie erkenne ich eine chronische Blasenentzündung – und was hilft?

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Baden mit Tampon – erhöht die Periode das Risiko, krank zu werden?

Wer gerade seine Periode hat und dann mit einem Tampon schwimmen geht, muss sich laut der Frauenärztin keine größeren Gedanken machen, sich schneller etwas einzufangen. „Frauen können problemlos mit Tampon baden gehen, sollten es danach allerdings direkt wechseln.”

Das sei wichtig, damit Keime, die sich möglicherweise angesiedelt haben, nicht zu lange in der Vagina verbleiben.

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Häufiger von Blasenentzündung betroffen? Was hilft!

Manche Frauen haben trotz bestimmter Vorkehrungen immer wieder mit einer Blasenentzündung zu kämpfen.

Was kann ihnen helfen?

„Frauen, die unter regelmäßigen Blasenentzündungen leiden, sollten auf einen stets sauren vaginalen pH-Wert achten. Außerdem können sie präventiv mit D-Mannose arbeiten. Diese sorgt dafür, dass sich die Bakterien weniger gut an der Blasenwand anheften können“, rät Bildau. Dies sei ein natürliches Medikament zur Prävention und Bekämpfung von Harnwegsinfektionen. Doch es gibt auch Lebensmittel, die Frauen in diesem Fall helfen. Preiselbeeren würden ähnlich wirken und den Urin ansäuern. Übrigens sei auch eine Art „Impfung“ beziehungsweise eine Immunstimulation gegen Blasenentzündung mittlerweile möglich.

Diese Mittel enthalten abgetötete Bakterien, die entweder injiziert, oral oder vaginal verabreicht werden. Laut Studien konnten je nach Präparat durch die Immunisierung wiederkehrende Infektionen um bis zu 50 Prozent verhindert werden. Wer bei sich Bedarf sieht, sollte unbedingt mit seiner Frauenärztin oder seinem Frauenarzt darüber sprechen, rät Judith Bildau abschließend.