„Wird bei Freiwilligkeit allein nicht bleiben“ Bundeskanzler Merz stellt Wehrpflicht-Hammer in Aussicht

Die Bundeswehr schlägt Alarm!
Mit deutlichen Worten fordert Bundeskanzler Friedrich Merz eine Rückkehr der Wehrpflicht – bei der eine freiwillige Variante wohl nicht ausreicht. Unterstützung erhält er aus der Union, die SPD pocht dagegen auf den zuvor beschlossenen Gesetzentwurf.

Friedrich Merz ist am Montagabend (6. Oktober) zu Gast bei Pinar Atalay. Die erste Folge der Talkshow könnt ihr ab 20:15 Uhr live bei ntv oder auf RTL+ schauen.

Union fordert Wehrpflicht ohne Freiwilligkeit

Die Union macht Druck für eine Reaktivierung der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht. Die Parteichefs von CDU und CSU, Kanzler Friedrich Merz und Markus Söder, machten deutlich, dass eine Freiwilligkeit wohl nicht ausreicht, um mehr Soldaten für die Bundeswehr zu bekommen. SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf pocht hingegen genau darauf. Der vom Kabinett beschlossene Gesetzentwurf setzt zunächst auf Freiwilligkeit. Die erste Lesung im Bundestag war ursprünglich für den 9. Oktober angesetzt, wurde aber nun um eine Woche verschoben.

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Die Bundeswehr benötigt etwa 80.000 zusätzliche aktive Soldaten. Denn die Nato hält für die Truppe eine Größenordnung von 260.000 für erforderlich, um einem Angriff etwa Russlands standzuhalten. Der Gesetzentwurf von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) setzt auf Freiwilligkeit, um mehr junge Leute für die Bundeswehr zu gewinnen, und auch auf einen finanziell attraktiveren Dienst. Aus der Union kommt der Einwand, dass im Gesetzentwurf nicht genau definiert wird, unter welchen Bedingungen die bisher geplante Freiwilligkeit in eine neue Pflicht umgewandelt werden könnte.

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Merz spricht sich für „Pflichtjahr in Deutschland” aus

Kanzler Merz sagte in der ARD-Sendung Caren Miosga: „Ich bin dafür, dass wir das machen, was wir im Koalitionsvertrag verabredet haben, nämlich vorläufig freiwillig. Aber ich vermute, es wird bei Freiwilligkeit allein nicht bleiben”. Ferner sprach sich Merz für ein „allgemeines gesellschaftliches Pflichtjahr in Deutschland“ aus. Dafür brauche es aber eine Grundgesetzänderung. Erst danach könnten auch Frauen einbezogen werden.

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Bundeskanzler Merz wendet sich zum Tag der Einheit in einer sehr grundsätzlichen Rede an die Deutschen.
Bundeskanzler Merz macht Druck auf die Reaktivierung der Wehrpflicht.
Jean-Christophe Verhaegen/POOL AFP/dpa

Bayers Ministerpräsident Söder hatte in der Bild am Sonntag eine schnelle Rückkehr zur Wehrpflicht verlangt. „An der Wehrpflicht führt kein Weg vorbei. Halbe Sachen reichen nicht mehr. Eine Wischiwaschi-Wehrpflicht hilft niemandem”, sagte der CSU-Chef. Im ARD-Bericht aus Berlin bekräftigte er die Forderung. Wenn man nicht definiere, wie viele Soldaten wann gebraucht werden, beginne man in zwei, drei oder vier Jahren von Neuem. Dann sei es angesichts der Bedrohungen durch Russland möglicherweise zu spät, meinte Söder.

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Henning Otte, schlägt in dieselbe Kerbe. „Es mag zwar grundsätzlich löblich sein, auf Freiwilligkeit zu setzen, allerdings gibt es erhebliche Zweifel daran, ob dies wirklich gelingen kann und auch der Lage angemessen ist”, sagte der CDU-Politiker der Rheinischen Post.

Gegenwind aus der SPD

SPD-Generalsekretär Klüssendorf zeigte sich verärgert über die neu aufkommende Diskussion. „Wir haben uns in der Koalition gemeinsam auf einen klaren Weg verständigt: Der neue Wehrdienst wird freiwillig sein. Punkt”, sagte Klüssendorf dem Stern. Er warnte: „Wer wieder und wieder Debatten aufwärmt, schwächt die Glaubwürdigkeit der Politik und verunsichert junge Menschen.” Er fügte hinzu: „Wir werben bei jungen Menschen, sich in der Bundeswehr für unser Land zu engagieren – ohne Pflicht, aber mit Perspektiven: mit guter Ausbildung, attraktiven Chancen und hoher Anerkennung.”

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Gelassener äußerte sich SPD-Fraktionsvize Siemtje Möller. Verschiebungen bei Tagesordnungen seien keine Besonderheit, sagte die Verteidigungsexpertin der Rheinischen Post. Möller betonte: „Wir gehen davon aus, dass allen Beteiligten die Dringlichkeit einer Verabschiedung sehr bewusst ist und wir deswegen zügig zu einer ersten Lesung und dann auch zu einer Verabschiedung des Gesetzes vor Jahresende kommen.” (fkl)

Verwendete Quellen: dpa