Mega-Shitstorm für vermeintliche Kindermörderin „Mädchen, die Welt ist in allem geteilt – außer im Hass auf dich“

Eiskalte Kindermörderin oder vom Schicksal böse gebeutelte Frau?
Der Prozess gegen die US-Amerikanerin Casey Anthony elektrisierte das ganze Land und ihr Freispruch vom Mordvorwurf im Jahr 2011 stieß auf großes Unverständnis. Jetzt erregt die heute 38-Jährige mit einer umstrittenen TikTok-Kampagne erneut Aufmerksamkeit. In einem Video präsentiert sie sich als „Anwältin für die LGBTQ-Community und Frauenrechte“. Und erntet einen riesigen Shitstorm.
Ihr Prozess wurde live im TV übertragen
Casey Anthony stand im Verdacht, 2008 ihre zweijährige Tochter Caylee umgebracht zu haben. In einem beispiellosen Prozess, der landesweit live im Fernsehen übertragen wurde, entgeht sie 2011 der drohenden Todesstrafe. Statt wegen Mordes wird sie in Orlando im US-Bundesstaat Florida zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Viele halten das für falsch, sie sehen in ihr bis heute Caylees Mörderin.
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Als sich Casey Anthony jetzt bei TikTok in einem Video als Kämpferin für die LGBTQ-Gemeinde und Frauen präsentiert, hagelt es umgehend Widerspruch und böse Kommentare. „Du bist eine Kindermörderin“, heißt es ungezählte Male. Jemand findet: „Mädchen, die Welt ist in allem geteilt – außer im Hass auf dich“. Es sei „dreist, den Namen deiner Tochter zu erwähnen“, wird ihr vorgehalten. Oder: „Eine Frage: Wer hat dir gesagt, du wärst hier willkommen?“ Einige internationale User schreiben einfach „Hass aus Südafrika“, „Hass aus Deutschland“ usw.
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War sie eine selbstsüchtige Mutter, die lieber feiert, als ein Kind zu versorgen?
Die bekannte amerikanische TV-Journalistin Nancy Grace, die für den Sender CNN ausführlich über den Fall berichtete, schreibt dem US-Portal Today.com, sie sei „bestürzt, dass ‚Tot Mom‘ Casey Anthony erneut versucht hat, an Geld zu kommen.“ Der Begriff „Tot Mom“ steht für die selbstsüchtige Mutter eines Kleinkindes, die alles andere lieber tut, als sich um ihr Kind zu kümmern und wird von Grace seit Jahren abfällig für Casey Anthony verwendet.
Genau das hatte die Anklage der Frau im Prozess vorgeworfen. Sie sei eine „nachlässige Mutter dar, die ihre Tochter als Hindernis für ihren hedonistischen Lebensstil betrachte“, so die britische Zeitung The Guardian. Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass Casey Anthony ihre Tochter mit Chloroform betäubte und anschließend mit Klebeband erstickte. Anschließend soll sie Caylees Leiche in einem Wald vergraben haben. Sie wurde erst sechs Monate nach ihrem Verschwinden entdeckt, teilweise skelettiert, der Kopf war mit Isolierband umwickelt.

Caylees Todesumstände können nicht geklärt werden
Die Anwälte stellten den Fall gänzlich anders dar: Caylee sei im Swimmingpool der Familie ertrunken, woraufhin ihre Mutter in Panik geraten sei und die Leiche versteckt habe. Im Prozess sei auch der angebliche sexuelle Missbrauch Anthonys durch ihren Vater als Grund für das seltsame Verhalten thematisiert worden, heißt es im Magazin Spiegel. Der Mann, Großvater des getöteten Mädchens, habe den Fall wie einen Mord aussehen lassen wollen, so eine weitere Behauptung der Verteidigung.
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Die Todesumstände der Zweijährigen konnten nie geklärt werden. Fest steht nur, dass Caylee 2008 ums Leben kam. Erst sechs Monate nach dem Verschwinden des Mädchens wurden ihre sterblichen Überreste gefunden. Es waren nur noch Knochen vorhanden, die Pathologie konnte keine Todesursache mehr feststellen.
Verurteilung nur wegen ihrer Lügen
Rätselhaft waren die Angaben, die Casey Anthony zum Verschwinden ihrer Tochter machte. So erzählte sie ihren Eltern, dass Caylee bei einem Kindermädchen untergebracht sei. Deren Existenz hatte sie allerdings erfunden, so der Guardian. Eine weitere Lüge war die Behauptung, Caylee verbringe Zeit bei einem reichen Freund, heißt es im Spiegel.
Beweise für einen Mord fanden sich nicht. Die Geschworenen sprachen Casey Anthony schuldig, die Polizei belogen zu haben. Freigesprochen wurde sie indes vom Vorwurf des Mordes. Weil sie wegen der Ermittlungen lange in Untersuchungshaft gesessen hatte, kam sie bereits 12 Tage nach Prozessende frei. Anthonys Anwälte erhoben anschließend schwere Vorwürfe gegen die Medien, die ihre Mandantin „vorverurteilt“ hätten.
Kritikerin Grace: „Sie will im Grunde genommen Spenden”
In breiten Teilen der Öffentlichkeit gilt die Frau ungeachtet dessen bis heute als Mörderin ihrer Töchter. Daran änderte auch die Dokumentation „Casey Anthony: Where the Truth Lies“ (deutsch: Wo die Wahrheit liegt) aus dem Jahr 2022 auf der Plattform Peacock nichts. Der Guardian urteilte seinerzeit: „Ein weichgezeichnetes Eitelkeitsprojekt einer Weltklasse-Narzisstin“.
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Auch das jetzt veröffentlichte TikTok-Video wird scharf kritisiert. Darin wirbt die selbsternannte Anwältin für die LGBTQ-Community und Frauenrechte“ für eine direkte Kommunikation mit ihr auf der Plattform Substack. Das geht über ein kostenpflichtiges Abonnement. Für Nancy Grace ein Unding: „‚Tot Mom‘ ist wieder dabei. Anstatt einen Job wie alle anderen anzunehmen, will sie im Grunde Spenden dafür, dass sie ihrem Substack zuhören“, wettert die Journalistin bei Today.com.