Das sind die Gründe! Trotz 45 Jahren Arbeit - warum viele trotzdem weniger als 1.200 Euro Rente haben

Weniger als 1.200 Euro Rente

Rund jede und jeder Fünfte mit mindestens 45 Versicherungsjahren kommt in Deutschland lediglich auf eine Rente unter 1.200 Euro. Das zeigt eine Antwort der Bundesregierung an Sahra Wagenknecht, Chefin der nach ihr benannten Bundestagsgruppe BSW, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.

Teilzeitfalle oder selbstständig - das sind die Gründe für kleine Renten

Unter 1.200 Euro im Monat lag der Rentenzahlbetrag Ende vergangenen Jahres bei rund 1,08 von 5,40 Millionen Altersrenten mit mindestens 45 Versicherungsjahren. Wagenknecht nutzt die Zahlen, um das „leistungsschwache“ Rentensystem anzuprangern. Die Wahrheit liegt aber auch darin, wer überhaupt ins System einzahlt. Niedrige Renten haben mehrere Ursachen. Zum einen beziehen auch viele Selbstständige, Beamte oder Hausfrauen eine gesetzliche Altersrente, weil sie irgendwann in ihrem Leben mindestens fünf Jahre lang Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt haben, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung erläutert. Fünf Jahre sind die Mindestdauer für eine Rente. Die daraus folgenden Bezüge bleiben gering.

Und viele Frauen im Westen merken an ihrem Rentenbescheid auch deutlich, dass sie länger pausiert haben, mehr in Teilzeit gearbeitet haben und niedrige Löhne bekommen haben.

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Arbeitsministerium: Höhe der Rente ist nicht gleich Haushaltseinkommen

Das Bundesarbeitsministerium betont in seiner Antwort an Wagenknecht zudem, aus der Rentenhöhe könne nicht auf die Höhe des Einkommens insgesamt geschlossen werden. Bei vielen Seniorinnen und Senioren kommen weitere Einkommen dazu. Das Ministerium verweist ferner auf den Haushaltskontext - also Fälle von meist Partnerinnen mit kleiner Rente, aber auskömmlicher Gesamtsituation.

Zwischen Ost und West gibt es beim Thema Rente deutliche Unterschiede: In den ostdeutschen Ländern liegen die Anteile der besonders lange Versicherten mit kleiner Rente höher als im Westen.

• So beziehen in Brandenburg rund 71.000 Menschen eine Rente nach 45 Jahren unter 1.200 Euro, 212.000 dieser besonders lange versicherten Rentnerinnen und Rentner liegen darüber.

• In Sachsen liegt das Verhältnis bei 145.000 zu 363.000.

• In Thüringen sind es 74.000 mit niedrigerer und 189.000 mit höherer Rente.

Durchschnittsrente liegt bei 1.604 Euro

Auch nach der Durchschnittsrente nach mindestens 45 Versicherungsjahren fragte Wagenknecht - die Antwort: bundesweit 1.604 Euro. Im Westen sind es - Stand Dezember 2023 - 1.663 Euro, im Osten 1.471 Euro. Angeführt von Hamburg mit 1.721 und Nordrhein-Westfalen mit 1.709 Euro liegen alle westdeutschen Länder sowie Berlin über 1.600 Euro.

Darunter: Brandenburg (1.500 Euro), Sachsen (1.458), Mecklenburg-Vorpommern (1.455), Sachsen-Anhalt (1.452 Euro) und als Schlusslicht Thüringen (1.437 Euro) - die ostdeutschen Flächenländer. Allerdings hatte Wagenknecht nur nach den Renten nach mindestens 45 Jahren gefragt. Anders die Durchschnittsrenten: Sie sind im Osten höher als im Westen - denn viele haben hier länger gearbeitet, vor allem Frauen.

„1.604 Euro Durchschnittsrente nach mindestens 45 Arbeitsjahren - dieser Wert zeigt, wie leistungsschwach die deutsche Rentenversicherung ist“, sagte Wagenknecht der dpa. „Dass jeder fünfte Rentner nach 45 Arbeitsjahren sogar weniger als 1.200 Euro Rente bekommt, ist ein politischer Skandal.“ Wagenknecht fordert, Deutschland möge sich ein Beispiel an einem Nachbarland nehmen - Österreich. Dort liege die Durchschnittsrente für langjährig Versicherte 800 Euro höher.

Anders als in Deutschland zahlen in Österreich aber fast alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenkasse ein, auch die Staatsbeschäftigten. Sowohl der Steuerzuschuss für die Rente als auch die Beitragssätze sind noch höher als in Deutschland, und zwar deutlich. Eine Rente bekommt man in Österreich auch erst nach 15 Jahren. Auch deshalb sind die Durchschnittsrenten höher. Der Beitragssatz ist in Österreich höher als in Deutschland. Der Arbeitgeber zahlt dabei mehr als der Arbeitnehmer, die Aufteilung ist nicht paritätisch.

Experten raten schon seit Jahren, sich nicht ausschließlich auf die gesetzliche Rente zu verlassen und privat vorzusorgen. Möglichkeiten dazu gibt es diverse: Viele Firmen bieten Betriebsrenten an, es gibt staatliche Vorsorge-Produkte wie Riester oder Rürup. Außerdem kann man schon mit Sparplänen in kleiner Höhe an der Börse, z.B. in ETFs investieren.

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(dpa/eku)