Ehemann überlässt bewusstlose Frau fremden Männern

„Wie kann ich weiterhin ein normales Leben haben?“ Caroline ist Tochter von Opfer UND Täter

Menschen in einem Gerichtssaal.
Tochter Caroline (Mitte) hat ein Buch über den Vergewaltigungsfall geschrieben. Der Titel: „Und ich habe aufgehört, dich Papa zu nennen.“
CHRISTOPHE SIMON/AFP via Getty Images
von Sabrina Suberg und Patricia Kiel

Immer mehr Horrordetails kommen ans Licht!
Mit Medikamenten soll der Rentner Dominique P. (72) in Frankreich seine Frau Gisèle über Jahre betäubt und von Fremden missbraucht haben lassen. 51 Männer sind wegen der erschütternden Taten in Avignon angeklagt. Am heutigen Prozesstag (6. September) sagt unter anderem auch Tochter Caroline (45) aus. Ihr Vater soll auch sie betäubt und fotografiert haben.

Caroline spricht mit zitternder Stimme

Die Tochter von Dominique und Gisèle P. hat bereits in einem Buch, das sie unter dem Namen Caroline Darian veröffentlicht hat, über den unfassbaren Missbrauchsfall in ihrer Familie berichtet. Am Freitag sagt sie nun im Prozess gegen ihren Vater und 50 weitere Angeklagte aus. Als sie in den Zeugenstand tritt, wirkt sie nervös. „Ich liebte dieses Bild meines Vaters in meiner Kindheit, der immer da war, gut war“, sagt sie mit zitternder Stimme aus und schildert den Moment, als sie vom Unfassbaren erfährt: „Meine Mutter rief mich an und sagte, sie muss mir was über meinen Vater sagen.“ Zunächst glaubt sie, ihr Vater könne im Krankenhaus sein. Doch als sie hört, worum es wirklich geht, beginnt der emotionale freie Fall.

Missbrauch Frankreich
Gisèle verfolgt bisher jeden einzelnen Prozesstag.
AP

„Ich bin abgerutscht ohne zu wissen, wo ich aufpralle“, beschreibt die 45-Jährige das Gefühl in ihr. Während ihrer Aussage sitzt ihr Vater mit gesenktem Kopf auf der Anklagebank. Zum Glück seien ihr Mann und Sohn da gewesen, als sie mit ihrer Mutter Gisèle über das Geschehene spricht. Ihr Mann sei ihr eine große Stütze gewesen. Er habe gewusst, was zu tun war: „Der Mutter beistehen. Das ist alles. Bei ihr sein, sie in Sicherheit bringen“, sagt sie und beginnt beinahe zu weinen.

Lese-Tipp: Nachbarin hörte „berührt sie nicht mehr, berührt sie nicht mehr!“

Im Video: Dominique P. (72) betäubte auch eigene Tochter

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Auch Caroline wurde vom Vater betäubt

Im weiteren Verlauf ihrer Aussage schildert Caroline den Augenblick, als sie erfährt, dass ihr Vater auch vor ihr keinen Halt gemacht hat. Polizisten hätten mit ihr sprechen wollen, gibt sie an. Sie ahnt da noch nicht, was der Grund ist: Beamte hätten ihr zwei Bilder gezeigt, darauf sei eine Frau zu sehen, die in einem Bett auf der Seite liegt und scheinbar schläft.

Lese-Tipp: Richter stellt Missbrauchsopfer Gisèle P. unfassbare Frage

Das zweite Bild sei ähnlich, so Caroline. Zuerst erkennt die Tochter sich nicht. Erst als Ermittler sie auf ein Muttermal hingewiesen hätten, sei es ihr klar geworden: Ihr eigener Vater habe auch sie betäubt. Sie beginnt vor Gericht zu zittern. „Wie kann ich weiterhin ein normales Leben haben?“, fragt sie. Darauf sagt der Richter: „Ich habe keine Antwort auf ihre Fragen, aber ich verspreche ihnen, gut zu richten.“

Nach ihrer Aussage setzt sich Caroline neben ihre Mutter und Geschwister. Dominique P. hat seinen Kopf wieder erhoben. Er folgt den Aussagen der nächsten Zeugin, einer Psychologin.

Angeklagte vor Gericht.
Die Angeklagten verbergen vor Gericht ihre Gesichter. Sie sollen laut Staatsanwaltschaft aus allen Gesellschaftsschichten stammen.
dpa

Angeklagte drohen lange Haftstrafen

Weil er seine Frau mit Medikamenten betäubt und von dutzenden Männern vergewaltigt haben lassen soll, wird dem 72-jährigen Dominique P. im südfranzösischen Avignon mit 50 mutmaßlichen Mittätern der Prozess gemacht. Für den Missbrauch, der sich über einen Zeitraum von rund zehn Jahren erstreckt haben soll, drohen den Angeklagten in dem auf vier Monate terminierten Prozess bis zu 20 Jahre Haft.