„In ihrer Welt ist sie nicht das Problem”
Jennifer M. machte ihr Kind mit Keimen krank – das sagt jetzt die Oma
Wird sie ihre Enkel je wiedersehen?
Das fragt sich Stephanie M. (50) immer und immer wieder. Ihre Tochter Jennifer M. (26) wurde wegen Körperverletzung an Stephanies Enkelin zu einer Haft verurteilt. Wie es jetzt weitergeht und wie es sich anfühlt, die eigene Tochter nach Jahren das erste Mal wieder zusehen. Darüber redet sie im Interview mit RTL.
„Dieser Mensch, der dort saß, war nicht mehr mein Kind”
Drei Jahre Haft, davor noch ein Jahr psychiatrische Behandlung – so lautet das Urteil des Gerichts Heidelberg gegen Jennifer M. Noch bis heute Abend (28. Mai) hat die Verteidigung Zeit, Revision einzulegen. Während des Prozesses ist auch die Mutter der Angeklagten und somit Oma des Opfers so oft sie kann vor Ort. Seit acht Jahren haben sich die beiden Frauen nicht gesehen, Kontakt bestehe keiner.
Schon als Jugendliche soll Jennifer gelogen haben, sei schließlich zum Jugendamt gekommen und habe ihre Eltern immer wieder schlecht gemacht. Auch das Thema Abhängigkeit steht im Raum. Die junge Frau sei für Stephanie mittlerweile wie eine Fremde: „Es war merkwürdig, aber dieser Mensch, der dort saß, war nicht mehr mein Kind von damals.”
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Was ist das Münchhausen-Stellvertretersyndrom?
Die Staatsanwaltschaft unterstellt Jennifer nach einem psychologischen Gutachten, am Münchhausen-Stellvertretersyndrom zu leiden und narzisstische Verhaltenszüge zu zeigen. Im Sommer 2023 soll die zweifache Mutter ihre damals drei Jahre alte Tochter immer wieder mit Keimen infiziert haben, wie RTL ausführlich berichtete. Während eines Aufenthalts im Krankenhaus ging es dem Kind demnach immer wieder schlechter, irgendwann wurde die Situation auffällig.
Laut Mutter Stephanie wirkt die 26-jährige Jennifer bis heute irritiert über die Anschuldigungen, zeigt sich auch vor Gericht nicht wirklich einsichtig. „In ihrer Welt ist sie nicht das Problem”, erklärt Stephanie über ihre Tochter.
Das Münchhausen-Stellvertretersyndrom könnte einen großen Teil dazu beitragen. Es beschreibt das Erfinden, Übertreiben oder auch Verursachen von Krankheiten oder deren Symptomen bei anderen Menschen, oft Kindern. Ziel ist es, anschließend eine medizinische Behandlung zu verlangen, oder selbst die Rolle eines scheinbar liebevollen Elternteils übernehmen zu können.
Sie würde so gerne ihre Enkelkinder mal sehen!
Laut unserer RTL-Reporterin vor Ort soll der Kindsvater vor Gericht immer wieder betont haben, dass die beiden Kinder der Täterin kein Verständnis für das Fernbleiben ihrer Mutter hätten. Zumindest körperlich sollen sie gesund und munter sein. Wie sie die Haft ihrer Mutter und die Gründe dafür später verkraften werden, ist nur schwer vorstellbar. Zurzeit leben die zwei Kinder zusammen mit ihrem Vater bei dessen Eltern. Aber Kontakt zu Jennifers Eltern, also auch zu Stephanie? Fehlanzeige!
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„Klar würde ich die Kinder gern sehen. Gar keine Frage. Das Problem ist, wie sieht uns der Kindsvater? Der Kindsvater kennt uns nur von den Aussagen von Jennifer. Er kennt uns überhaupt nicht. Und das, was Jennifer alles erzählt hat über uns, hat ja in keinster Weise mit der Wahrheit zu tun,” so die gelernte Krankenschwester.
Sie wirkt im Interview überraschend gefasst. Offen darüber zu sprechen, lasse alles weniger schrecklich wirken. Ob eine Therapie und die Strafe ihrer Tochter helfen werden? Laut Stephanie wünschenswert, aber fraglich. Wie es jetzt weiter geht und wie sich die Situation der Familie entwickelt, bleibt abzuwarten. Der nächste große Schritt ist schließlich jetzt erst mal die Frist für eine Revision, die heute verstreicht. (cau)