Seit April 2024 fehlt jede Spur von dem 24-Jährigen aus RathenowPaul Burdach seit einem Jahr vermisst – Mutter macht den Ermittlern schwere Vorwürfe

Sabine Burdach im RTL-Interview
Sabine Burdach im RTL-Interview (Archivfoto)
RTL
von Stephanie Heuser und Ulrich Vonstein

Sie schickt ihm jeden Tag ein Herz bei WhatsApp!
Seit einem Jahr ist Paul Burdach (24) verschwunden. Seine Mutter Sabine fragt sich jeden Tag, wo er ist. Seit einem Jahr jeden Tag Tränen um ihren geliebten Jungen. Ist er auf die schiefe Bahn geraten, wurde er Opfer von Kriminellen? Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus. Sabine Burdach erzählt uns, warum sie enttäuscht von den Ermittlern ist und dass sie immer noch hofft, dass Pauls Schicksal aufgeklärt wird.

„Die Geschenke von seinem letzten Geburtstag stehen noch hier“

In diesen Tagen, in denen sich sein Verschwinden jährt, sei es besonders schlimm: „Ich schaue dauernd auf die Uhr und denke, vor einem Jahr um diese Zeit war die Welt noch in Ordnung“, sagt die Mutter bedrückt. „Gerade war noch alles in Ordnung und ein bisschen später ist unser ganzes Leben aus den Fugen geraten.“

Paul Burdach
Paul Burdach pflegte ein inniges Verhältnis mit seiner Mutter.
privat

Paul Burdach wird am 16. April 2024 letztmals gesehen! Die Polizei geht davon aus, dass er umgebracht wurde. Er ist damals 23 Jahre alt. Im Mai hat er Geburtstag, ein weiteres schmerzhaftes Datum für seine Mutter Sabine. „Ich mag gar nicht daran denken“, gesteht sie. „Die Geschenke von seinem letzten Geburtstag stehen noch hier“, fügt sie an.

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Mutter Sabine Burdach: „Ich kann mein Kind nicht aufgeben”

Sie hat alles ganz bewusst stehen lassen, als käme Paul jeden Moment, um sie abzuholen. „Weil ich noch die Hoffnung habe, dass ich meinen Paul wiedersehe, weil ich auch nichts anderes akzeptieren will“, sagt sie bestimmt. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich kann nicht. Ich kann mein Kind nicht aufgeben.“ Zu viel hat sie in den letzten Monaten schon aufgeben müssen, ihre Arbeit, die Wohnung ihres Sohnes. Ein schwerer Schritt, aber aus finanziellen Gründen blieb ihr keine Wahl. „Ich habe bei uns im Haus ein Zimmer für ihn eingerichtet, in dem viel von seinen ganzen Sachen stehen, seine Medaillen und seine Pokale vom Sport und solche Dinge.“

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Wenig Hoffnung darauf, dass sie ihren Sohn lebend wiedersieht, macht Sandra Burdach die Polizei. Den Ermittlern macht die Mutter schwere Vorwürfe. Die Polizei sei nach der Vermisstenmeldung fünf Wochen lang untätig gewesen, sagt sie empört. „Fünf Wochen! Erst als die Sonderkommission in Potsdam übernommen hat, wurden die Ermittlungen aufgenommen“, so Burdach. Zu spät, wie sie findet. So sei beispielsweise eine Handyortung nicht mehr möglich gewesen.

Paul Burdach vermisst: Warum hat die Staatsanwaltschaft keine Belohnung ausgesetzt?

Plakat für die Suche nach Paul Burdach
Sabine Burdach ließ Plakate für die Suche nach ihrem Sohn drucken, die sie mit Freunden aufhängte.
RTL

Weiter kritisiert sie, dass erst im Januar 2025 das erste Mal nach ihrem Sohn gesucht worden sei. „Es wurde vorher nicht mit Hunden, nicht mit Drohnen, nicht mit Hubschraubern, mit gar nichts nach Paul gesucht.“ Die ländliche Gegend im Havelland sei zu groß, ohne Anhaltspunkte wisse man nicht, wo man suchen solle, habe man ihr gesagt. Die Ermittler hätten nur auf Hinweise gewartet, glaubt sie. Ihrer Meinung nach ist zu viel Zeit verstreichen. „Wer erinnert sich nach acht Monaten noch, was er an dem Nachmittag gemacht hat, wenn er nicht gerade an diesem Tag Geburtstag hatte oder ein anderes besonderes Ereignis stattgefunden hat?“, fragt sich Sabine Burdach.

Sie ärgert sich auch darüber, dass die Staatsanwaltschaft keine Belohnung für Hinweise auf Pauls Verbleib ausgelobt hat. Das wäre für die Mutter ein Ausdruck „für eine Wertigkeit gegenüber meinem Kind“ gewesen. Die Staatsanwaltschaft habe ihr gesagt, eine Belohnung würde „zu viele Spinner“ auf den Plan rufen. Für Sandra Burdach eine „fadenscheinige Begründung“, es sei doch immer so, dass sich viele Trittbrettfahrer melden würden, wenn ein Fall öffentlich würde. Die Behörde verweist darauf, dass es allein in ihrem Ermessen liege, ob eine Belohnung ausgelobt würde.

Sabine Burdach hofft, „dass die Leute einfach mal dran denken, wie’s mir geht“

Sabine Burdach hatte gehofft, dass die Staatsanwaltschaft ihre Entscheidung mit der Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…“ am vergangenen Mittwoch (16. April) revidiert, doch das ist nicht geschehen. Man habe sich „von der Ausstrahlung in einem Medium mehr versprochen als durch eine Aussetzung einer Belohnung“, so die Behörde auf RTL-Nachfrage.

Die Sendung blieb zu Burdachs Enttäuschung ohne bahnbrechenden Hinweis. Es seien nur spärliche Hinweise gekommen. Sie habe sich mehr erhofft und sei traurig, gesteht sie. Beispielsweise die Veröffentlichung einer Karte mit der Lage des Baumarktes, in dem Paul zuletzt gesehen wurde.

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Jetzt bliebe ihr nur noch die Hoffnung darauf, dass „die Leute, die wirklich was wissen und vielleicht aus irgendwelchen Gründen noch zögern, was zu sagen, über ihren Schatten springen.“ Nachdenklich fügt sie hinzu: „Dass sie einfach vielleicht mal dran denken, wie’s mir geht.“

„Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht um Paul weine”

Der Jahrestag von Pauls Verschwinden habe sie verbracht, wie alle anderen auch. Sie habe seit Kurzem eine neue Stelle, sei arbeiten gegangen. Eigentlich sei jeder Tag gleich, so Sabine Burdach geknickt. „Nach Pauls Verschwinden kann ich nicht mehr schlafen und meine Nerven liegen blank. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht um Paul weine.“ Bis heute schicke sie ihrem Sohn jeden Tag ein Herz bei WhatsApp. „Die Schmerzen werden nicht weniger, die werden immer mehr und es tut einfach nur alles weh“, gesteht die Mutter.

Paul Burdach
Paul Burdach ist vermisst.
privat

Lese-Tipp: Paul Burdachs Mutter Sabine „zwischen Verzweiflung und Hoffnung”

Paul Burdach aus Rathenow im Landkreis Havelland wird seit dem 17. April vermisst. Die Kripo geht von einem Tötungsdelikt aus. Am 16. April wird er letztmals gesehen, in einem Baumarkt der 25.000-Einwohnerstadt in Brandenburg. Er ist in Begleitung eines unbekannten Mannes. Danach verliert sich seine Spur. Als seine Mutter ihn am Tag danach in seiner Wohnung besuchen will, ist er nicht da. Sie wundert sich, dass er seine geliebte Katze nicht gefüttert hat, das passt nicht zu ihrem Sohn. Die Polizei ermittelt seither ohne Erfolg. Zwei größere Suchaktionen blieben ohne nennenswertes Ergebnis.