Passagiere schildern Feuer-Drama auf Mallorca-Fähre

„Momente absoluter Panik, Angst, weinende Kinder“

„Stellen Sie sich vor, Sie schlafen und hören plötzlich einen Alarm.“
Bryan ist einer der Passagiere, die den Brand auf der Fähre Tenacia von Valencia nach Mallorca hautnah miterlebt haben. Im Interview mit der Zeitung Utima Hora erzählt er von den Stunden der Angst auf hoher See. Die Menschen an Bord wurden von dem Alarm aus dem Schlaf gerissen und aufgefordert, den Innenraum der Fähre sofort zu räumen.

Eine Fähre auf dem Meer, daneben Rettungsboote.
Die Passagiere der Mallorca-Fähre müssen über Notschläuche auf Rettungsboote springen.
dpa

Passagier Bryan wird vom Feueralarm aus dem Schlaf gerissen

Die Fähre ist etwa auf halber Strecke nach Palma, als die Besatzung das Feuer im Maschinenraum bemerkt. Der Kapitän ordnet die Evakuierung des Schiffs an. „Weinende Kinder, überall schreiende Menschen“, erinnert sich Bryan. Auch Lkw-Fahrer Hassen spricht von „Momenten absoluter Panik, Angst“. Über die Lautsprecher sei der Besatzung mitgeteilt worden, dass die Lage ernst und der Alarm keine Übung sei, erinnert sich ein weiterer Passagier im Interview mit der Zeitung.

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Die Menschen an Bord müssen Schwimmwesten anlegen und an Deck kommen. Bryan beschreibt, dass alle Passagiere im wahrsten Sinne des Wortes von einem Schiff zum nächsten springen müssen. Ein aufblasbarer Notschlauch leitet sie auf kleinere Boote der Seenotrettung, die tiefer im Wasser liegen. Mehrere Menschen berichten von Schürfwunden und Hautverbrennungen, die sie sich durch den Sprung im Schlauch zuziehen. Er habe große Angst gehabt, dass die Fähre jeden Moment explodieren könnte, berichtet Bryan. „Es war wie in einem Film.“

Alle müssen sofort ihre Kabinen auf der Tenacia verlassen

Doch die Odyssee für die geretteten Tenacia-Passagiere ist noch nicht vorbei. Rund 24 Stunden müssen die 350 Menschen auf See ausharren, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen haben. Die Geretteten werden auf Ersatzschiffe verteilt und zurück nach Valencia gebracht, wo sie Stunden zuvor gestartet sind.

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Lastwagenfahrer Adolfo, der auch auf dem Schiff war, berichtet laut Ultima Hora, dass er die ganze Zeit nur in Flip-Flops, Badehose und T-Shirt verbracht hat. Alle hätten sofort ihre Kabinen verlassen müssen – nur mit dem, was sie am Körper tragen. „Wir haben nichts bekommen“, sagt er.

Die 16 Jahre alte „Tenacia” ist 199 Meter lang und 26 Meter breit.
Auf der Fähre Tenacia bricht auf dem Weg nach Palma plötzlich Feuer aus.
dpa
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Mallorca-Fähre wird zurück nach Valencia geschleppt

Die Feuerfähre soll jetzt zurück nach Valencia geschleppt werden, wo auch die Passagiere in Hotels untergebracht sind. Am Dienstag (9. Juli) sollen alle dann mit ihren Autos und dem Gepäck auf eine Ersatzfähre steigen und dann hoffentlich endlich nach Mallorca fahren. Ob alle dieses Angebot auch annehmen, ist fraglich. „Jetzt möchte ich einfach nur an Land sein“, sagt Passagier Bryan nach der Rettung. (jgr)