Maßnahmen verschärft
Nach Auto-Anschlag in München – Sorge um die Sicherheit an unserem Karneval

Terror-Angst vor den tollen Tagen!
Millionen Menschen auf den Straßen, die einfach nur feiern wollen – das bereitet Sicherheitsexperten Kopfzerbrechen. Aus Furcht vor Angriffen auf Karnevalsumzüge werden die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft. „Sie wurden angepasst, es gibt zusätzliche Auflagen im Vergleich zum vergangenen Jahr“, sagte der Präsident des Bundes Deutscher Karneval, Klaus-Ludwig Fess.
Maßnahmen nach Anschlägen in München und Magdeburg verschärft
Erste Umzüge seien bereits abgesagt worden, berichtet er. Der Höhepunkt des Straßenkarnevals mit Millionen Menschen steht erst noch bevor. Die größten Umzüge finden erfahrungsgemäß am Rosenmontag etwa in Köln, Düsseldorf und Mainz statt.
Als Konsequenz aus dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Magdeburg werden Fess zufolge zum Beispiel zusätzliche Poller oder Fahrzeuge zum Schutz der Veranstaltungen aufgestellt. „Die Strecken werden neu bewertet. Es wird geschaut, wo Fahrzeuge in einen Zug fahren könnten.“ In Magdeburg war kurz vor Heiligabend ein Mann mit einem Auto über den Markt gerast. Sechs Menschen starben, fast 300 Menschen wurden verletzt.
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Die Anforderungen sind in manchen Kommunen schwer umsetzbar, in anderen führen sie zu kreativen Lösungen. So beziehen die Organisatoren des Umzuges im westfälischen Münster die Gäste mit ein: Reisebusse sollen teilweise so parken, dass sie an neuralgischen Stellen als mobile Straßensperren dienen.
Video: Wie sicher werden die Umzüge in diesem Jahr sein?
3.500 Umzüge in Deutschland bis Aschermittwoch
Erst am Donnerstag (13.2.) war ein Auto in München in eine Demonstration gefahren. Es gab mehr als 30 Verletzte. Auf diesen Angriff angesprochen sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Interview mit der Funke Mediengruppe mit Blick auf die anstehenden Karnevals-Höhepunkte: „Die Polizeibehörden von Bund und Ländern tun alles, was in ihrer Macht steht, um die Sicherheit bei solchen Versammlungen zu gewährleisten.“
„München wird dazu führen, dass in dem einen oder anderen Genehmigungsfall sicher nachgebessert werden muss“, sagt Fess. Die Kommunen genehmigen solche Veranstaltungen. Der Verband rechnet damit, dass bis Aschermittwoch bundesweit etwa 3.500 kleinere, mittlere und größere Umzüge stattfinden werden. Er zählt mehr als 5.300 Vereine und Zünfte in allen Bundesländern. Der Verbandschef weiß aktuell von bis zu fünf abgesagten Umzügen.

Zuletzt hatte die hessische Stadt Marburg ihren Karnevalsumzug aus finanziellen Gründen abgesagt. Der bisherige Rosenmontagszug sei mit seinen Absperrungen aktuell nicht finanzierbar. In Kempten im Allgäu begründeten die Veranstalter ihre Absage mit der Auflage, Zufahrten zur Umzugsstrecke mit Betonquadern zu schützen. Das sei organisatorisch und finanziell nicht zu leisten, so der örtliche Faschingsverein.
Karnevalisten wünschen bundesweit einheitliche Regeln
Noch offen ist, ob nach dem Anschlag von München in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt ein Umzug durch die Straßen zieht. Bisherigen Planungen zufolge war er wegen hoher Sicherheitsanforderungen und damit verbundenen Kosten ohnehin schon zu einer kleinen Version ohne Motivwagen auf einer verkürzten Route geschrumpft. Die Polizei in Mainz kündigte an, beim großen Umzug am Rosenmontag mit mehr als 1.100 Einsatzkräften vor Ort zu sein. Die Veranstalter des größten Umzugs in Sachsen, in der Stadt Radebeul, geben zu bedenken: „Es ist Utopie, einen Festumzug in einem Stadtgebiet 100 Prozent abzusichern.“
Der Bund Deutscher Karneval beklagte von Region zu Region unterschiedliche Vorgaben zur Sicherheit. „Wir haben flächendeckend keine einheitliche Regelung. Das sehe ich als sehr schwierig an“, so Fess. Er wünsche sich, dass zum Beispiel bei einer Innenministerkonferenz darüber gesprochen werde. Die aktuelle Lage in Deutschland mache Sicherheitsmaßnahmen erforderlich.
„Wir dürfen uns nicht von solchen Leuten das Leben diktieren lassen“
Nicht zuletzt sind Auflagen mit zusätzlichen Ausgaben verbunden. „Es kann nicht am Ende bedeuten, dass die Kosten abgewälzt werden auf die Ausrichter, also diejenigen, die Züge organisieren“, sagte der Präsident. Bei großen Veranstaltungen wie zum Beispiel in Köln oder Mainz könnten das durchaus zusätzliche Mittel von 100.000 bis 200.000 Euro bedeuten. „Es muss darüber gesprochen werden, wie so etwas gemeinschaftlich gelöst werden kann.“
Er warnte davor, dass noch mehr Umzüge wegen hoher Kosten abgesagt werden könnten. Vor dem Hintergrund möglicher Bedrohungen sagt er: „Wir dürfen uns nicht von solchen Leuten das Leben diktieren lassen.“ Das wäre für die Gesellschaft nicht gut. „Fasching, Fastnacht und Karneval kann gerade in diesen Tagen ein Rettungsanker sein.“ (uvo; dpa)