RTL-Terrorexperte Michael Ortmann zu Konsequenzen nach Solingen
Müssen wir Angst um die Sicherheit in Deutschland haben?

Wie sicher sind wir auf Festen und Veranstaltungen in Deutschland noch?
Diese Frage stellen sich nach den Messermorden von Solingen viele Menschen. RTL-Terrorismusexperte Michael Ortmann warnt, dass es hundertprozentige Sicherheit nicht geben kann.
„Wir brauchen mehr Kontrollen, mehr Polizei, mehr Sicherheitskräfte, mehr Geld“
„Wir haben Tausende von Festen und Veranstaltungen, bei denen nichts passiert. Aber wir müssen uns auch klarmachen, dass wir es mit einem Potenzial von Personen zu tun haben, die uns töten wollen“, so Ortmann. „Und sie gehen dorthin, wo wir sind, auch auf Feste.“ Nicht nur Deutschland sehe sich mit dem Problem konfrontiert, sagt er mit Verweis auf andere Anschläge beispielsweise in London oder Moskau.
Die ernüchternde Erkenntnis: „Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.“ Das Problem sei, dass wir uns selbst nicht schützen können, so Ortmann. „Wir sind darauf angewiesen, dass die Sicherheitsarchitektur funktioniert, dass die Veranstalter uns schützen. Dazu brauchen wir mehr Kontrollen, mehr Polizei, mehr Sicherheitskräfte, mehr Geld.“
Video: Trauer und Entsetzen nach Messermorden in Solingen
Messer-Verbotszonen? „Terroristen lassen sich davon nicht abschrecken“
Die Morde von Solingen befeuert auch die Diskussion um Messerverbote im öffentlichen Raum. Vor Terrorattacken würden diese nicht schützen, stellt Ortmann klar. „Wir haben ein Problem mit Messergewalt, aber es ist nicht immer terroristisch motiviert“, sagt er. „Wir brauchen mehr Verbotszonen und mehr Kontrollen. Damit erreichen wir allerdings nicht die Terroristen. Die lassen sich davon nicht abschrecken.“
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Der in London tätige Extremismus-Experte Peter R. Neumann bestätigt ihn. Er sagt in einem Interview mit der Schweizer Zeitung „Blick“, dass es dem sogenannten Islamischen Staat egal sei, mit welchen Mitteln er tötet. „Wenn es mit dem Messer nicht geht, dann mit einem Auto. Nur durch ein Messerverbot wird sich dieses Problem nicht lösen lassen. Es geht letztlich immer darum, was in den Köpfen der Leute vor sich geht“, so Neumann.
„Wir stehen vor einer fast komplett gescheiterten Migrationspolitik“
Zur Tatsache ist, dass Ausländer statistisch betrachtet in Deutschland häufiger kriminell würden als hier Geborene, sagt Ortmann: „Es ist wichtig, sich die Gründe anzuschauen. Wir stehen vor einer fast komplett gescheiterten Migrationspolitik“ findet er deutliche Worte. „In den Asylbewerberheimen sitzen viele junge Männer seit Jahren fest, ohne jede Perspektive.“
Schuld daran sei eine zerstrittene Politik, der es an Konsequenz mangele. „Viele, gerade bei Grünen und SPD, stecken noch in alten Idealen, dass wir sehr tolerant und offen sein müssen, was ja auch teilweise richtig ist“, so Ortmann. „Jetzt hören wir wieder viele Forderungen, was alles getan werden muss. Aber effektiv gehandelt wird wenig“, findet er. „Wir haben eine andere Zeit - und sie wehren sich dagegen, dass etwas getan werden muss.“
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Sein Kollege Neumann kommt zu einer ähnlichen Einschätzung. Deutschland müsse sich entscheiden, sagt er in dem Zeitungsinterview. „Entweder wir sagen, wir schaffen das – dann erhöhen wir unsere Integrationsanstrengungen – oder wir sagen, wir schaffen das nicht, dann lassen wir weniger Leute ins Land.“