Mutter spricht über schrecklichen Missbrauch
„Das Haus des Schreckens“ – Kinder in Kita gezwickt, zwangsernährt und zu Boden geschleudert

„Es ist ein Haus des Schreckens und die Menschen darin sind für mich der Teufel!“
So lauten die bitteren Worte einer betroffenen Mutter aus Australien, die ihre erschütternde Geschichte erstmals erzählt. Ihr Sohn und andere Kinder sind stundenlang in Hochstühlen festgeschnallt, sie werden zwangsernährt, gezwickt und auf den Boden geworfen. Erst Jahre später erfährt sie davon.
„Die Realität ist, dass es der schlimmste Albtraum aller Eltern ist“
„Es war alles nur gespielt“, sagt Jane. Ihr echter Name darf aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden. Die Mutter denkt, alles sei normal, als sie tägliche Updates von ihrem Sohn in der Kindertagesstätte erhält. Er sieht zunächst glücklich aus, spielt und lernt. „Die Realität ist, dass es der schlimmste Albtraum aller Eltern ist“, berichtet die verzweifelte Mutter.
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Ihre schrecklichen Erfahrungen teilt sie im Rahmen einer investigativen Berichterstattung. „Ich möchte nicht, dass irgendein Elternteil jemals das durchmachen muss, was ich durchgemacht habe“, lauten die Worte von Jane. Das Programm Four Corners recherchiert sechs Monate über die Kinderbetreuungsindustrie in Australien. Dabei kommen schreckliche Details ans Tageslicht. Janes Sohn besucht eines der Zentren von Jumpstart Education in New South Wales. Er ist damals drei Jahre alt, kann jedoch nicht sprechen und entwickelt sich langsamer im Vergleich zu anderen Kindern in seinem Alter.
Junge in Kita fünf bis sechs Stunden in Hochstuhl geschnallt
Jane erinnert sich an die Male, als ihr Sohn weint, weil sie ihn in die Kita bringt. Sie denkt, es sei normal. „Ich dachte … hier sollten wir entwicklungsmäßig hin. Das war es aber nicht. Er sagte mir, dass er nicht dort sein wollte. Er fühlte sich nicht sicher.“

Gerichtsdokumente, die ABC einsehen kann, enthüllen die brutale Behandlung, der ihr Sohn damals ausgesetzt ist. Er wird fünf bis sechs Stunden am Tag in einen Hochstuhl geschnallt. Eine der wenigen Zeiten am Tag, an denen er aus dem Hochstuhl genommen wird, sind offenbar für Fotos gedacht, die an seine Eltern geschickt werden.
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Die Erzieherin Amara Jaroudi bindet den Hochstuhl mit einem Seil oder einer Schnur an einen Zaun, wenn der Dreijährige anfängt, darin zu schaukeln. Manchmal bespritzt Jaroudi den Jungen aus eigener Belustigung mit Wasser, während er im Hochstuhl gefangen ist. Sie habe den Jungen regelmäßig am Arm hochgerissen und grob zu Boden geworfen. Außerdem habe sie ihn gezwickt, gepackt und zu Boden geworfen.
Im Video: Kita-Missbrauch ohne Konsequenzen
Mutter erfährt erst zwei Jahre später von Misshandlungen in Kita
Jane erfährt erst 2023 durch einen Staatsanwalt von dem, was ihrem Sohn 2021 widerfahren ist. „Ich musste sie tatsächlich bitten, mir manche Dinge über meinen Sohn nicht mehr vorzulesen. Ich war so schockiert. Niemand hat etwas gesagt“, berichtet Jane.

Ihr Sohn ist nicht das einzige Kind, das in dieser Kindertagesstätte leidet. Ein anderer Junge wird ebenfalls bis zu Stunden am Tag in einem Hochstuhl angeschnallt, berichtet ABC. Ein zweijähriges Mädchen wird an Arm und Bein hochgehoben und auf meine Bank geschleudert. Als sie laut weint, hält die beschuldigte Erzieherin dem Mädchen den Mund zu, um die Schreie zu unterbinden. Manche Kinder werden von Jaroudi zwangsernährt, bis sie erbrechen. Wenn sie ihr Essen nicht aufessen, spritzt sie ihnen Wasser in den Mund.
Erzieherin und Unternehmen bekennen sich schuldig
Janes Sohn ist mittlerweile sieben Jahre alt, er ist Autist. Die Mutter befürchtet, dass er immer noch unter den Erfahrungen leidet, die er in der Kinderbetreuung gemacht hat. Jane und der Rest der Familie können nach ihren schrecklichen Erlebnissen nur noch schwer Menschen vertrauen.
Four Corners deckt während der Recherchen auf, dass die Missbrauchsfälle in der Kindertagesstätte kein Einzelfall sind. Es gibt zahlreiche Berichte über Missbrauch und Vernachlässigung in verschiedenen Einrichtungen im ganzen Land. Viele der Fälle werden nicht gemeldet oder die Behörden reagieren nicht angemessen.
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Amara Jaroudi und das Kinderbetreuungsunternehmen Jumpstart bekennen sich schuldig zu den Anklagen, darunter unangemessene Disziplinierung eines Kindes und Versäumnis, einen Dienst zu betreiben, der die Sicherheit, Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder gewährleistet. Das Unternehmen wird zu einer Geldstrafe von umgerechnet etwa 108.000 Euro verurteilt. Jaroudi wird wegen sieben Vergehen verurteilt und muss eine Geldstrafe von umgerechnet etwa über 22.000 Euro zahlen.

Das Urteil sei ein Witz, so Jane. „Kinder werden missbraucht und erleiden für den Rest ihres Lebens Traumata, das ist es, was es wert ist“, bemängelt die Mutter. Der Kinderbetreuungssektor müsse sich ändern. „Die Vorschriften müssen strenger, härter und strikter werden“, fordert die geprägte Mutter. „Wir brauchen mehr Leute, die regelmäßig Kontrollen durchführen. Und es muss härtere Strafen für Missbrauch wie diesen oder einfach die Unfähigkeit geben, sich angemessen um Kinder zu kümmern.“
Die fünf Zentren von Jumpstart sind nach den schrecklichen Fällen 2022 geschlossen worden. In den fast zehn Jahren ihres Bestehens habe keines der Einrichtungen jemals die Mindestqualitätsanforderungen erfüllt. (gsc)