Teenager in Köln erstochen Als der Richter das Urteil gegen Daras (†15) Mörder spricht, wird es laut im Saal

Ahmet Y. am letzten Prozesstag
Ahmet Y. am letzten Prozesstag
Tom Berger
von Valerio Magno, Tom Berger und Ulrich Vonstein

Vier Männer sind für Daras Tod verantwortlich – jetzt wurden sie verurteilt!
Joshua M. (19) hat Dara K. (15) erstochen, davon ist das Landgericht Köln überzeugt. Sein Urteil: neun Jahre Haft nach Jugendstrafrecht. Sein Komplize Mahmut Y. (27) erhält eine lebenslange Freiheitsstrafe. Marcel M. muss für zwei Jahre ins Gefängnis, Semih D. muss sich einer Therapie unterziehen. Als der Richter das Urteil verkündet, bricht Geschrei im Saal aus.

„Die Tat steht sittlich auf niedrigster Stufe“

Bei dem Verbrechen sei um „Wut und Rache“ wegen einer belastenden Aussage des 15-Jährigen gegen zwei der Beschuldigten in einem anderen Prozess gegangen, so der Vorsitzende Richter Ansgar Meimbach. Als Tatmotiv nennt er „Vergeltung für Ungehorsam und Machtdemonstration gegenüber Dritten“. Es habe sich um eine „arbeitsteilige Tötung“ gehandelt. „Die Tat steht sittlich auf niedrigster Stufe“, so Meimbach.

Die Angeklagten und ihre Verteidigung beim Prozessauftakt
Die Angeklagten und ihre Verteidigung beim Prozessauftakt
RTL

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Ahmet Y. und Joshua M. sind bewaffnet, als sie Dara K. und dessen Begleitern im März im Kölner Stadtteil Mühlheim vor einer Kneipe auflauern. Y. bedroht die Gruppe mit einer Schrotflinte, dann verschleppen die Täter den 15-Jährigen in den Mühlheimer Hafen. Dort kommt es zur Eskalation. Y., der die ganze Zeit eine Schrotflinte bei sich trägt, befiehlt M., Dara „körperlich“ zu verletzen. Daraufhin versetzt der dem Jungen Messerstiche. Dara K. flieht zunächst, doch seine Peiniger holen ihn rasch ein.

Video: 15-Jähriger in Köln getötet

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Drohung vor dem Mord: „Den seht ihr nie wieder”

„Spätestens jetzt fassten Y. und M. Den Entschluss, Dara zu töten. Sie wollten als Sieger aus dieser Auseinandersetzung hervorgehen“, konstatiert der Richter. Y. zielt auf Dara, hält ihn so in Schach. M. sticht vier Mal kräftig auf sein Opfer ein. Der bis auf die Unterhose entkleidete Leichnam Daras wird am nächsten Morgen von Spaziergängern gefunden.

Nach dem Mord wollten die Mörder die Kleidung ihres Opfers verbrennen, um Spuren zu beseitigen. Der Richter hebt hervor, dass alle vier Täter voll schuldfähig sind. Ahmet Y. wirft er vor, das Gericht angelogen zu haben. Seine Aussage zur Tat sei „völlig unglaubwürdig“ gewesen.

Für Meimbach und seine Kammer steht fest, dass die Initiative zur Entführung von Y. ausgeht. Der soll zu Dara K.‘s Begleitern bei der Entführung gesagt haben, „den seht ihr nie wieder“. Joshua M. habe das Opfer mit Y.‘s Zustimmung getötet. „Rechtlich ist das bei Joshua M. und Ahmet Y. Mord mit dem Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe. Sie haben gemeinschaftlich gehandelt.“

Ermittler bei der Arbeit: Mehrere Monate nach dem Fund eines toten 15-Jährigen hat das Landgericht Köln Urteile gesprochen. (Archivbild)
Ermittler bei der Arbeit nach dem dem Fund eines toten 15-Jährigen in Köln
Sascha Thelen/dpa

M. wird nach Jugendstrafrecht verurteilt, eine besondere Schwere der Schuld liege nicht vor. Für ihn habe sein Geständnis gesprochen, gegen ihn die massive kriminelle Energie. Marcel M. wird ebenfalls nach Jugendstrafrecht verurteilt, wegen Beihilfe.

Gebrüll im Gericht nach dem Urteil

Nach dem Urteil wendet sich der Richter an die Angehörigen des ermordeten Jungen. „Jetzt ist Zeit für Trauer“, sagt er. Und mahnt: „Machen sie das nicht im Internet und ohne Angriffe. “Anschließend wird es laut im Saal. Daras Mutter schreit, „warum ist Dara tot.“ Ahmet Y. brüllt, „Ich hab‘ das nicht getan!“ Daras Schwester schreit zurück: „Was hast Du nicht getan.“ Als Y. abgeführt wird, kehrt wieder Ruhe ein.

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Der Prozess gegen die drei Deutschen und einen türkischen Angeklagten endete nach zwölf Verhandlungstagen. Er stand unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, da es wiederholt zu Drohungen unter anderem aus dem Publikum gekommen war. Bereits am ersten Prozesstag hatten Daras Mutter und andere Angehörige einen Tumult ausgelöst. Sie schrien aus dem Zuschauerbereich und beleidigten einen Angeklagten, als er hereingeführt wurde. Der Vorsitzende Richter hatte den Saal räumen lassen, die Verhandlung begann mit gehöriger Verspätung.