Waschbär, Sittich, Goldschakal
Faszinierend oder gefährlich? Diese exotischen Tiere gehören eigentlich nicht nach Deutschland

Sie kommen aus Nordamerika, Afrika oder Asien – und sie sind längst keine seltenen Gäste mehr!
Waschbären durchsuchen Mülltonnen, Sittiche kreischen in Stadtparks und auf Sylt jagt man gerade einen Goldschakal. Exotische Tierarten breiten sich in Deutschland aus – manche unauffällig, andere mit Folgen. Ein aktueller Fall auf der Nordseeinsel Sylt zeigt, wie explosiv diese Entwicklung sein kann: Ein Goldschakal soll dort rund 100 Schafe und Lämmer gerissen haben – und darf jetzt offiziell erschossen werden.
Auf Sylt: Der Goldschakal und die Jagd auf einen Einzelgänger

Seit dem 19. Mai sind auf Sylt dutzende Schafe und Lämmer auf rätselhafte Weise verendet. Wildkameras und genetische Proben bestätigen bald: Ein Goldschakal hat sich auf die Insel verirrt – vermutlich über den acht Kilometer langen Hindenburgdamm vom Festland aus. In Windeseile erteilt das Landesamt für Umwelt Schleswig-Holstein am 5. Juni eine Abschussgenehmigung. Etwa 20 Jäger suchen seither mit Wärmebildtechnik und Lockrufen – bislang erfolglos.
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Waschbär – der clevere Einwanderer aus Nordamerika

Der Waschbär stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde in den 1930er-Jahren für die Pelzindustrie nach Deutschland gebracht. Einige Tiere entkamen – heute leben Schätzungen zufolge über eine Million Waschbären in Deutschland. Sie fühlen sich in Wäldern ebenso wohl wie in Städten. Ihre Vorliebe für Müll, Dachböden und Vogelnester macht sie zu einer echten Herausforderung für Naturschützer und Hausbesitzer.
Marderhund – der stille Jäger aus dem Osten

Der Marderhund stammt aus Ostasien und wurde in Europa ursprünglich für die Pelzgewinnung gezüchtet. Mittlerweile hat er sich vor allem in Ostdeutschland etabliert. Optisch erinnert er an eine Mischung aus Dachs und Waschbär. In der Natur jagt er unter anderem Amphibien und Bodenbrüter – und gilt deshalb als potenzielle Bedrohung für empfindliche Ökosysteme.
Halsbandsittich – laut, bunt und nicht zu übersehen

Wer in Städten wie Köln, Bonn oder Wiesbaden unterwegs ist, hat ihn vermutlich schon gesehen – oder gehört: den Halsbandsittich. Ursprünglich stammt er aus Indien und Afrika, doch ausgewilderte Tiere aus Zoos und Privathaltungen haben größere Populationen in Deutschland gebildet. Die grünen Vögel wirken exotisch und bringen Urlaubsfeeling – doch sie könnten langfristig heimische Höhlenbrüter verdrängen.
Rotwangen-Schmuckschildkröte – Ex-Haustier mit Überlebensinstinkt

Früher war sie ein beliebtes Haustier – heute ist sie ein ökologisches Problem. Die Rotwangen-Schmuckschildkröte stammt aus den USA und wurde millionenfach verkauft. Nach einem EU-Importverbot wurden viele Tiere in der Natur ausgesetzt. Dort überleben sie problemlos den Winter und machen der heimischen Sumpfschildkröte das Leben schwer.
Nilgans – aggressiver Neuzugang aus Afrika

Die Nilgans stammt ursprünglich aus Afrika und wurde als Ziergeflügel nach Europa eingeführt. Inzwischen hat sie sich flächendeckend in Deutschland angesiedelt. Sie gilt als territorial, laut und durchsetzungsfähig – häufig vertreibt sie andere Wasservögel wie Enten oder Schwäne aus ihren Brutrevieren.
Mauereidechse – mediterranes Reptil auf Bahnstrecken und Mauern

Die Mauereidechse stammt aus Südeuropa, hat sich aber in vielen deutschen Städten etabliert – vor allem entlang von Bahnstrecken, Industrieanlagen und in warmen Siedlungsbereichen. Sie kam meist ungewollt über den Pflanzen- oder Baustoffhandel zu uns. Besonders wohl fühlt sie sich in Frankfurt, Karlsruhe oder Köln.
Äskulapnatter – Relikt aus einer wärmeren Vergangenheit

Die Äskulapnatter ist eigentlich eine mediterrane Art, kommt aber in kleinen Reliktpopulationen auch in Deutschland vor – zum Beispiel in Hessen oder Rheinland-Pfalz. Sie ist ungiftig, bis zu 1,5 Meter lang und vollständig harmlos für Menschen. Trotzdem sorgt ihr Anblick oft für Verunsicherung.
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Viele dieser Tiere faszinieren durch ihre Anpassungsfähigkeit – andere stellen ein Risiko dar. Denn sogenannte invasive Arten können das ökologische Gleichgewicht gefährden, heimische Tiere verdrängen oder Krankheiten einschleppen. Der Fall des Goldschakals auf Sylt zeigt: Auch in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland kehrt die Wildnis zurück.