Fatales Versehen!Mann lebt ein halbes Jahr mit falscher Krebsdiagnose

Sechs Monate lebt Uwe König einen Albtraum.
Er ist wegen einer Nierenuntersuchung bei der Universitätsmedizin Göttingen, als die Ärzte ihm offenbaren, dass er Krebs hat. Irgendwo in seinem Bauchraum soll ein Tumor wuchern. Was König in diesem Moment noch nicht weiß: Seine Proben wurden versehentlich vertauscht – und er hat eigentlich gar keinen Krebs!
Trotz Krebsbefund! Die Ärzte finden einfach keinen Tumor
„Ich dachte mir: Das kann gar nicht sein. Ich war mir sicher, ich habe keinen Krebs“, erzählt Uwe König dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Doch die Proben des 75-Jährigen, die die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) untersucht hat, sollen genau das gezeigt haben.
Der Göttinger, der eigentlich einen anderen Namen hat, ist Ende 2024 in der UMG wegen einer Nierenerkrankung in Behandlung. Doch der Arztbrief, den er wenig später erhält und dem Göttinger Tageblatt vorliegt, erzählt nichts von seinen Nieren, nur etwas von einem „Adeno-CUP“ – einem Adenokarzinom, der ein „Cancer of Unknown Primary“ sei. Heißt, es gibt wohl Krebszellen im Bauchraum, aber niemand weiß, wo genau.
Lese-Tipp: Forscher sprechen von „Durchbruch” – Wunderwaffe gegen Krebs in Ziegenmist gefunden?
„Die Ärztin in der Klinik hat mir zwar den Befund gesagt, aber konnte mir nicht wirklich sagen, was das ist“, erinnert sich König beim RND. Und das Kuriose: Weitere Untersuchungen bleiben ebenfalls befundlos. Schilddrüse, Prostata, Brustkorb, Bauchraum weisen alle keinen Tumor auf.
Video-Tipp: War es ein Ärztepfusch? Der kleine Jeremy erstickte - obwohl es ihm vorher gut ging
König bekommt Chemo, dann der Anruf: Er hat gar keinen Krebs!
König glaubt auch weiterhin nicht an den Befund, sagt, er sei gesund. Zumindest bis er im Frühjahr 2025 plötzlich in kurzer Zeit 15 Kilo abnimmt und plötzlich doch befürchtet, dass da irgendwo ein Tumor in seinem Bauch wuchert. Er wird in die Gastroenterologie der UMG aufgenommen. Obwohl die Ärzte laut König selbst Zweifel an seiner Diagnose gehabt haben sollen, habe man ihm einen Port für die Chemotherapie gelegt.
Erst kurz nach seiner Entlassung kommt dann der Anruf einer UMG-Ärztin: König hat gar keinen Krebs. Die Probe mit den Krebszellen stamme gar nicht von ihm. „Ich habe geheult“, erinnert sich König. „Ich könnte immer noch heulen.“ In den Arztbriefen, die folgen, steht, dass die Krebszellen nicht nachgewiesen werden konnten. „Wie kann das passieren?“, fragt König.
Die UMG habe sich telefonisch bei ihm entschuldigt – und Fehler passieren, das weiß auch König. „Aber mich ein halbes Jahr in Ungewissheit lassen? Die haben mich einfach hängen lassen.“
Was sagt die Universitätsmedizin Göttingen zu dem Vorfall?
Das sieht die UMG etwas anders. Ja, eine einzelne Probe eines anderen Patienten sei fälschlicherweise mit Königs Namen beschriftet worden, so eine Sprecherin der UMG gegenüber dem Göttinger Tageblatt. Doch König sei „ab dem Moment der Diagnosestellung im November 2024 engmaschig von unserem gastroenterologischen Team und den ärztlichen Kollegen aus angrenzenden Bereichen betreut“ worden.
Lese-Tipp: Familienvater (42) kommt mit Atemnot in Klinik – kurz danach ist er tot
Man habe ihn „schnellstmöglich“ untersucht – was auch die Arztbriefe belegen – und Königs Krankengeschichte und seine Symptome haben auf ein Tumorleiden hingedeutet.
Die Ursache der Probenverwechslung wolle man wiederum untersuchen. „Trotz bereits bestehender Maßnahmen zur sicheren Patientenidentifikation nehmen wir den Fall sehr ernst und haben ihn zum Anlass genommen, die Abläufe kritisch zu reflektieren“, so UMG-Sprecherin Lena Bösch. Es handele sich um einen Einzelfall, ähnliche Vorfälle seien nicht bekannt und die Behandlung des eigentlichen Patienten habe sich deshalb nicht verzögert. Trotzdem: So etwas dürfe in der UMG nicht geschehen.
Die UMG soll König ein klärendes Gespräch angeboten haben, das er jedoch abgelehnt habe. Er wolle mit der Sache abschließen.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), Göttinger Tageblatt