Französischer Horror-Arzt vor Gericht Hat der Gynäkologe des Grauens mehr als 130 Frauen vergewaltigt?

von Paulina Drabinski und Sabrina Suberg

Unfassbar!
Mehr als 130 Frauen soll ein Frauenarzt in Frankreich vergewaltigt haben. Er behauptet, seine „sanften“ Behandlungsmethoden seien von den Patientinnen „falsch verstanden” worden. RTL hat mit einem seiner mutmaßlichen Opfer gesprochen.

„Ich fühlte mich wie versteinert in dem Raum“

Unnötig lange vaginale Untersuchungen, intime Berührungen an Brust und Klitoris: diesen Albtraum schildert Christelle. Sie habe ihn erlebt, als sie einen Frauenarzt in der Nähe von Paris aufsuchte. Im Gespräch mit RTL beschreibt sie ihr Trauma. „Ich spüre einen kalten Schweiß am ganzen Körper. Ich fühlte mich wie versteinert in dem Raum, auf dem Tisch.“ Sie habe gespürt, dass es sich um „eine sexuelle Geste“ handele, sagt die Frau.

RTL-Reporterin Sabrina Suberg (r.) im Gespräch mit Christelle (l.)
RTL-Reporterin Sabrina Suberg (r.) im Gespräch mit Christelle, die zu den Frauen gehört, die schwere Anschuldigungen gegen Dr. Tran erheben.
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Christelle ist nicht die Einzige. Über hundert Frauen erheben ähnliche Vorwürfe gegen den Gynäkologen Dr. Vinh Tran. Sie alle soll der Arzt zwischen 2005 und 2014 während der Untersuchungen vergewaltigt oder sexuell missbraucht haben. Christelle sagt: „Ich ließ es geschehen. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass ich mich verteidigen würde, wenn es jemanden gibt, der mich berührt und ich es nicht will. Dass ich kämpfen würde.“

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Doch es sei ganz anders gewesen, als sie sich plötzlich in der Situation wiederfand. „Ich war wie versteinert, weil ich es nicht erwartet hatte. Es ist ein Schockzustand”, schildert sie.

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Horror-Arzt aus Paris: Er weist alle Vorwürfe zurück

Der Arzt selbst weist alle Vorwürfe von sich. Spricht von einer „falsch verstandenen“ Behandlungstechnik. Der 75-Jährige behauptet, seine sanfte „asiatische Methode“ sei einfach „missinterpretiert“ worden. Opferanwältin Caty Richard, die mehrere der Frauen vertritt, widerspricht entschieden: „Diese Art der Fingereinführung und die Tatsache, dass man keine Handschuhe trägt, diese Untersuchungen mit den Fingern, die lange dauern und wo die Finger rein- und rausgeschoben werden“, listet sie auf, „all diese Handlungen liegen außerhalb des klassischen gynäkologischen Bereichs.”

RTL hat den Arzt ausfindig gemacht, dem all das vorgeworfen wird und will ihn mit den Anschuldigungen konfrontieren. Doch der Hausbesuch bei Dr. Tran endet am Gartentor an der Gegensprechanlage. Eine Männerstimme behauptet, lediglich ein Freund des Arztes zu sein, der sei nicht zu Hause. Besonders glaubwürdig wirkt das nicht.

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Jetzt wird sich ein Gericht in Frankreich mit den Vorwürfen gegen Dr. Tran beschäftigen. Christelle wünscht sich, dass der Arzt bis zu seinem Lebensende im Gefängnis bleibt – für all das Leid, was er ihr und den all den anderen Frauen zugefügt haben soll. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm bis zu zwanzig Jahre Haft. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung.