Nun muss er ins Gefängnis
Er soll Verlobte vergewaltigt haben – um ihr Dämonen auszutreiben?
Urteil im Dämonenprozess!
Schlafentzug, Partys unter Drogeneinfluss: Die Berichte über das Leben in einer WG in Unterfranken taugen für einen Film. Der mutmaßliche „Guru“ der Gruppe soll nun in Haft.
Drogen gegen angebliche Dämonen
Im Prozess um mutmaßliche Vergewaltigung und angebliche Dämonenaustreibung in einer größeren Wohngemeinschaft in Unterfranken hat das Landgericht Schweinfurt den Angeklagten zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Zudem ordnete die Kammer die Unterbringung des 42-Jährigen in einer Entziehungsanstalt an, teilte ein Gerichtssprecher nach der Entscheidung vom Dienstag mit. Das Urteil sei noch nicht rechtskräftig.
Dem 42-Jährigen, der als Führer der Gemeinschaft gilt, war vorgeworfen worden, einem Mitglied im Frühjahr 2023 auf verschiedene Weise Gewalt zugefügt zu haben – unter anderem durch Vergewaltigung. Die 31 Jahre alte Medizinstudentin, die zeitweise mit dem Angeklagten verlobt war, trat im Prozess als Nebenklägerin auf.
Der Angeklagte soll nicht nur der 31-Jährigen, sondern mehreren Mitgliedern seiner Gemeinschaft unterstellt haben, von Dämonen besessen zu sein, die ausgetrieben werden müssten. Eingesetzte Methoden waren den Aussagen zufolge Schlafentzug, Drogen und psychische Manipulation. Angst um seinen Sohn soll ihn zu den mutmaßlichen Gewalttaten motiviert haben.
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Im Drogenrausch war er wie im „Wahn“
Ein psychiatrischer Gutachter sagte im Prozess, dass der 42-Jährige durch Drogen zeitweise in einem „Wahn“ gewesen sei, ab wann, ist jedoch unklar. Daher könnte der Angeklagte als teilweise schuldunfähig gelten.
Die Wahlverteidiger des Mannes hatten einen Freispruch für ihren Mandanten gefordert. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Schlusswort in der vergangenen Woche sechseinhalb Jahre Haft für den 42-Jährigen verlangt. Die Nebenklage plädierte auf sieben Jahre Freiheitsstrafe, der Pflichtverteidiger des Angeklagten stellte keinen konkreten Antrag.
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Wohngemeinschaft umstritten
In der Wohngemeinschaft leben nach deren Angaben ein bis zwei Dutzend Menschen. Das Anliegen sei, Menschen auf ihrem Weg der Heilung und des Wachstums zu unterstützen. Im Umfeld der Gemeinschaft soll es bereits zu mehreren Todesfällen gekommen sein, unter anderem durch Suizid und Drogen. Mehrere Menschen sind bereits aus der Gemeinschaft ausgestiegen. (jow/dpa)
Solltet ihr unter sexueller Gewalt leiden, findet ihr Hilfe unter der kosten-losen Hotline 08000 – 116 016 oder unter www.hilfetelefon.de.