Urteil gegen Dennis S. gefallen - Robyn „war sein Ein und Alles"
Im Drogenrausch befahlen ihm Stimmen, seine Schwester (14) zu töten

Im Rausch befehlen ihm Stimmen, seine Schwester zu töten – nun muss er mit der Tat leben!
Seit dem 6. Januar 2023 steht für Dennis S. die Welt still. An diesem Tag konsumiert der 17-Jährige „Magic Mushrooms“, verfällt dadurch in seinem Zuhause in Weisendorf (Bayern) in eine Psychose. Dennis S. hört plötzlich Stimmen, tötet seine Schwester Robyn (14) und verletzt auch seine Mutter. Die Obduktion zeigt später, dass Robyn durch „Stichverletzungen“ gestorben ist. Nun ist das Urteil gegen den 17-Jährigen gefallen.
Im Video: Bluttat in Weisendorf (Bayern) – 17-Jähriger tötet Schwester
Das Gericht in Nürnberg verurteilt Dennis S. am Mittwoch wegen „fahrlässigem Vollrausch“ – ein Urteil, das für manche Leserinnen und Leser möglicherweise sehr banal klingt, dafür, dass er seine Schwester Robyn brutal getötet hat. Was aber bedeutet das nun für Dennis S.? „Das Gericht hat angeordnet, dass Dennis S. in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht wird. Eine eigentliche Strafe, eine Freiheitsstrafe, wurde nicht verhängt“, sagt Dr. Phillipp Schulz-Merkel, Strafverteidiger von Dennis S. im RTL-Interview.
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Sein Anwalt ordnet das Urteil im Gespräch mit der Reporterin ein: „Beim Fahrlässigen Vollrausch ist es so, dass jemand nicht bestraft werden kann wegen der eigentlichen Tat. Die eigentliche Tat, die Tötung der Schwester und versuchte Tötung der Mutter, konnte nicht bestraft werden, weil der Mandant nicht mehr Herr seiner Sinne war“, sagt Schulz-Merkel. Konkret: Dennis S. stach also offenbar auf Robyn ein, ohne wirklich zu wissen, was er da tat. Deshalb sei Dennis S. lediglich dafür bestraft worden, sich bewusst in einen Rausch zu versetzen. Damit brachte er sich in einen Zustand, in dem so etwas passieren kann, erklärt sein Anwalt weiter. Die Unterbringung in dem psychiatrischen Krankenhaus sei außerdem nicht befristet, sondern werde so lange andauern, bis Dennis S. austherapiert ist und mehrere Gutachten bescheinigen, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgehe, so der Strafverteidiger.
Stimmen beauftragten ihn mit Bluttat: „Seine Schwester war sein Ein und Alles“

Für Dennis S. beginnt nun also die Therapie – die er dringend braucht, um zu verarbeiten, was er seiner Schwester und auch seiner Mutter angetan hat. Er muss nun damit leben, dass sie wegen seiner Tat niemals zurückkommen wird. Für Dennis S. kaum aushaltbar. „Er leidet wahnsinnig darunter, seine Schwester war sein Ein und Alles“, sagt sein Anwalt Philipp Schulz-Merkel im RTL-Interview. Seine Mutter und Robyn seien die wichtigsten Bezugspersonen im Leben von Dennis S. gewesen, Menschen, denen er nie etwas antun würde. „Er war durch den Drogenrausch in einer Psychose, wo er Stimmen gehört hat, die ihm diese Tat aufgetragen haben.“
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Von der Gefahr, die von den sogenannten „Magic Mushrooms“ ausgeht, weiß auch der Experte Dr. Tomasz Antoni Jarczok, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in der KJF Klinik Josefinum in Augsburg. Im RTL-Interview sagt er, dass es schwer einschätzbar sei, wie sich die Pilze individuell auf den Konsumenten auswirken. In einigen Fällen aber könnten auch ausgeprägte Halluzinationen entstehen. Ebenso könne es vorkommen, dass man völlig den Realitätsbezug verliert oder paranoide Ideen entwickelt. Gleichzeitig können sich auch Emotionen in den Personen verändern – und diese schließlich unberechenbar machen, so der Experte.
Dennis S. versucht immer wieder, Tat zu verdrängen - und kommt "überhaupt nicht zurecht"
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Immer wieder versuche Dennis S. seine Tat zu verdrängen. „Aber immer wieder kommen Momente, Fetzen von der Tat hoch“, sagt sein Anwalt. Mit der Tat komme er „überhaupt nicht zurecht“. Zu hoffen bleibe, dass er über die Therapie einen Weg findet, damit umzugehen. Zu Drogen will Dennis S. jedenfalls nie wieder greifen – auch nicht, wenn Cannabis legalisiert werden sollte, so sein Anwalt. Zu tief sitzt der Schock darüber, noch einmal die Kontrolle zu verlieren und im Rausch ein Menschenleben auszuzlöschen.