Angriff auf Kinder (8 und 10) in Grevesmühlen„Ich habe Angst um meine Tochter“ – Mutter Gina in großer Sorge

von Eva Johanna Onkels, Christo Tatje und Florent Gallet

Sie möchte ihre Tochter nicht mehr allein vor die Tür lassen.
Gina Zencirkiran hat Angst. Angst um ihr Kind. In der Siedlung in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern), in der sie wohnt, treiben nach ihrer Aussage Neonazis ihr Unwesen – und haben das achtjährige Mädchen schon einmal angegriffen, wie die junge Mutter RTL erzählt.

Jugendliche greifen Mädchen an

„Meine Tochter ist zum ersten Mal alleine nach Netto gegangen. Sie war eigentlich am See mit meiner Mama und zum ersten Mal nach Netto alleine und sie wurde da von Jugendlichen beleidigt und angemacht. Das ist aber nicht das erste Mal“, erzählt sie. Der Grund für den Übergriff laut Mutter: die dunklere Hautfarbe der Tochter.

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Erst vor wenigen Tagen machte das Städtchen Grevesmühlen Schlagzeilen. Aus einer 20-köpfigen Gruppe heraus werden ein acht und ein zehn Jahre altes Mädchen mit ghanaischen Wurzeln angegriffen, der jüngeren sogar ins Gesicht getreten. Der Vater greift ein, wird ebenfalls verletzt. Die Familie der beiden Mädchen sagt auf RTL-Nachfrage, dass die Kinder und der Familienvater inzwischen „wohlauf“ seien.

Jetzt schaut ganz Deutschland auf die Stadt – dabei komme es in der Plattenbau-Wohnsiedlung Ploggenseering immer wieder zu rassistischen Anfeindungen. Und nicht nur hier: Auch auf dem Stadtfest sollen rassistische, ausländerfeindliche Parolen gebrüllt worden sein. Darüber reden will in Grevesmühlen kaum jemand. Eine Anwohnerin berichtet: „Wenn man die nicht in Ruhe lässt, dann greifen die auch einen an.“

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Bewohner in Angst vor den Neonazis

Andere Grevesmühlener sind von dem Gewaltausbruch ebenfalls geschockt: „Ich finde das schlimm. Das sind wirklich Menschen, die sich sehr stark hier integriert haben. Und wenn man das in den Nachrichten liest, schämt man sich, Grevesmühlerin zu sein“, sagt eine weitere Frau.

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Andere finden, dass die Täter „knallhart bestraft werden“ sollten. Politiker fordern eine schnelle Aufklärung des Vorfalls. Selbst Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schaltet sich ein, spricht von „dumpfem Hass und unfassbarer Unmenschlichkeit.

Ob sich jetzt aber wirklich etwas in der Plattenbausiedlung ändert, wenn ganz Deutschland nach Grevesmühlen schaut? Gina Zencirkiran wird ihre Tochter jedenfalls erst einmal nicht mehr alleine aus dem Haus lassen.