Welche Produkte werden am meisten gezockt?

Langfinger knacken Diebstahl-Rekord! Die Deutschen klauen wie die Raben

Sekt wird im Einkaufsladen mitgenommen
„In vielen Geschäften ist heute weniger Personal im Einsatz. Dadurch haben Diebe leichteres Spiel. Personal verhindert durch Präsenz indirekt Diebstähle”, so ein Experte über die neuen Zahlen
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Es wird immer mehr geklaut!
Statistisch gesehen passiert jeder 200. Einkaufswagen die Kasse ohne Bezahlung, die Ladendiebstahl-Zahlen steigen rasant an. Kein Wunder also, dass die Händler ihre Sicherheitsmaßnahmen ausbauen. Was wird besonders häufig gestohlen, wo liegen die Gründe für diese Entwicklung?

Steigende Zahlen bei den Diebstählen

Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro wurden 2023 laut einer Studie des Handelsforschungsinstituts EHI geklaut. Der Schaden, der den Händlern damit entstanden ist, liegt damit 15 Prozent höher als im Vorjahr. Einen Anstieg gibt es im Lebensmittel- und Bekleidungshandel wie auch bei Drogeriemärkten. Studienautor und Experte Frank Horst sieht dafür mehrere Gründe: „Durch die Preissteigerungen sind einige Menschen in finanzielle Nöte geraten und haben häufiger geklaut.” Ein weiteres Problem sei der Fachkräftemangel im Einzelhandel. „In vielen Geschäften ist heute weniger Personal im Einsatz. Dadurch haben Diebe leichteres Spiel. Personal verhindert durch Präsenz indirekt Diebstähle”, so Horst.

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Diese Dinge werden besonders häufig geklaut

Zu den bei Dieben besonders beliebten Warengruppen in Supermärkten und Discountern zählen Spirituosen, Tabakwaren, Kosmetikprodukte, Rasierklingen, Energydrinks sowie Babynahrung und Kaffee. Fleisch, Wurst und Käse werden ebenfalls häufiger genannt. Meist handelt es sich um Gelegenheitstäter, bei mindestens einem Viertel sind professionelle Täter verantwortlich, die bandenmäßig agieren. Eine Umfrage des EHI zeigt: Viele Einzelhändler erwarten einen weiteren Anstieg der Diebstähle.

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Staat entstand Schaden von 560 Millionen Euro

Insgesamt sind die Inventurdifferenzen 2023 um fünf Prozent auf 4,8 Milliarden Euro gestiegen. In der Zahl enthalten sind sowohl die Verluste durch Diebstahl von Kunden, Mitarbeitern und Personal von Lieferanten und Servicefirmen sowie organisatorische Mängel wie falsche Preisauszeichnungen. Nach Angaben von Horst passiert damit insgesamt jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse. Auch dem deutschen Staat entsteht dadurch ein Schaden. So entgehen ihm Umsatzsteuereinnahmen in Höhe von etwa 560 Millionen Euro.

Maßnahmen gegen Diebstahl

„Wir haben Märkte, bei denen es einen Anstieg der Inventurdifferenzen gibt, aber auch sehr viele, die stabil sind”, sagte Rewe-Chef Lionel Souque. Die Supermarktkette hat nach eigenen Angaben verschiedene Maßnahmen ergriffen. „Vor zehn Jahren haben wir bei Rewe alle Eingänge geöffnet und Schleusen entfernt, sodass Kunden direkt reingehen können. Das haben wir in einzelnen Märkten zurückgebaut”, so Souque. An einigen Standorten gebe es mehr Sicherheitspersonal und Detektive.

Auch andere Unternehmen sind wachsam. „Wir sehen bei Ikea Deutschland ebenfalls eine veränderte Situation”, sagte eine Sprecherin des Möbelhändlers. Man arbeite eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen, um Diebstähle zu verhindern und aufzuklären. Aldi Nord, Edeka und Lidl wollten zu dem Thema auf Nachfrage keine näheren Angaben machen.

Viele Unternehmen haben ihre Kameraüberwachung bereits ausgebaut und ihr Personal geschult, wie aus der EHI-Studie hervorgeht.

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Strafen bleiben oft aus

Handelsverbands-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth fordert ein härteres Durchgreifen. „Die Handelsunternehmen müssen sich darauf verlassen können, dass der Staat mit seinen Behörden die Achtung und den Schutz des Eigentums zuverlässig und effizient sicherstellt.” Eine wirkungsvolle Abschreckung sei wichtig. Aber zu oft blieben Strafen aus, würden Verfahren eingestellt. „Insbesondere auch der bandenmäßig organisierte Ladendiebstahl muss gründlicher bekämpft werden”, so Genth. (dpa/pdr)