Skrupelloser BabyhandelMädchen entdeckt Zwilling im TV – Jahre später kommt ein grausames Verbrechen ans Licht

von Annalena Margies

Das schmutzige Geschäft mit unschuldigen Seelen.
Als Kind sieht Amy bei einem TV-Tanzwettbewerb ein Mädchen, das genauso aussieht wie sie. Ein Zufall, sagt damals ihre Mutter. Doch die schockierende Wahrheit kommt erst Jahre später ans Licht. Mit der Hilfe der Journalistin Tamuna Museridze und einem TikTok-Video finden die beiden Schwestern zueinander. Im Video seht ihr ihre beeindruckende Geschichte und erfahrt mehr über das grausame Netzwerk, das für wenig Geld Babys verkaufte.

Ein Zufall stellte Amys Leben auf den Kopf

Amy wurde vor 22 Jahren in Georgien geboren, studiert heute Physik, jobbt nebenher und lebt scheinbar das Leben einer ganz normalen jungen Frau. Doch irgendwie ahnte sie immer, dass an ihrer Herkunft etwas nicht stimmt. Als würde ein Teil von ihr fehlen. „Es hat sich immer so angefühlt, als wäre da eine Leere in mir, die auch niemand anders einfach so füllen konnte”, sagt Amy.

Doch ein Tag in Amys Leben sollte dann alles verändern. Als sie zwölf Jahre alt ist, ist sie zu Besuch bei ihrer Oma. Amy erzählt: „Wir saßen da und haben ferngeschaut, weil ich liebe das georgische Supertalent und auf einmal habe ich mich selbst da gesehen.”

Auch Freunde und Bekannte sind verwirrt. „Dann haben alle meine Mutter angerufen. Direkt nach der Show und haben sie gefragt: ‘Wieso tanzt deine Tochter mit einem anderen Namen?’ Meine Mutter hat dann gesagt: ‘Das ist nicht meine Tochter. Ich kenne dieses Mädchen nicht. Das ist nicht mein Kind.’ Und von da an dachte ich mir, vielleicht ist sie ja der Grund, warum ich mich so einsam fühle. Also habe ich nach ihr gesucht.”

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Mit 19 Jahren lädt Amy ein Video bei TikTok hoch. Daraufhin meldet sich eine Frau namens Ano, die sagt, dass sie sich verblüffend ähnlich sehen. Amy hat eine Vermutung: Ist das vielleicht das Mädchen, das ich mit zwölf Jahren im Fernsehen gesehen habe? „Wir fanden heraus, dass wir in derselben Stadt geboren wurden. Im selben Krankenhaus. Im selben Jahr. Im selben Sommer, also im Juni. Wir wussten, hier ist etwas komisch.”

Amy und Ano sind tatsächlich Zwillingsschwestern. Beide haben jeweils die Person gefunden, nach der sie sich ein Leben lang gesehnt haben. Und heute kennen sie die Wahrheit. Ihrer leiblichen Mutter sagten die Ärzte, die Kinder seien tot. In Wirklichkeit wurden Amy und Ano für etwa 500 Euro an ihre neuen Eltern verkauft. Diese ahnten nie, dass sie gestohlene Zwillinge sind.

Dass Amy heute so mit ihrer Schwester zusammen tanzen kann, hätten die beiden nie für möglich gehalten. Und durch eine Facebook-Gruppe wissen die beiden heute sogar, wer ihre leibliche Mutter ist.

Ärzte zeigten Eltern Babyleichen

Bis 1991 war Georgien Teil der Sowjetunion. Eine Zeit, die von staatlicher Kontrolle und ideologischen Werten geprägt war. Kinder hatten einen hohen Stellenwert. Und wer selbst keine bekommen konnte, war verzweifelt.

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Über 50 Jahre lang wurden in ganz Georgien Babys systematisch verkauft und zur Adoption freigegeben, ohne das Einverständnis der Eltern, oft für gerade einmal 100 Euro. Auch Moderatorin Tamuna Museridze ist ein Opfer. Nach dem Tod ihrer Mutter findet sie ihre Geburtsurkunde, die besagt, dass Tamuna an einem anderen Tag geboren wurde, als sie bisher dachte. Und auch ihre tote Mutter ist nicht ihre leibliche. Auf der Suche nach ihren Eltern stößt sie auf ein schreckliches Verbrechen. Bis heute leben viele Mütter in dem Glauben, ihre Kinder seien nach der Geburt verstorben. Denn die Ärzte zeigten den Müttern sogar Babyleichen, doch nie die der eigenen Kinder. Ein Verbrechen mit System, dessen Ausmaß bislang nicht abschließend geklärt ist. (ude)