Kein "Lost Place" wie jeder andereGrusel-Touristen belagern Haus des "Kannibalen von Rotenburg"

Der Name Armin Meiwes steht für eines der grauenvollsten Verbrechen der letzten Jahrzehnte. Bis zu 20 Kilo Fleisch seines Opfers Bernd B. soll der "Kannibale von Rotenburg" verspeist haben, er sitzt wegen Mordes lebenslang im Knast. Das Haus, in dem sich der Horror abspielte, gehört Meiwes noch immer – und ist inzwischen ein begehrtes Objekt für sogenannte Grusel-Touristen. Mehr dazu im Video.

Das Grauen zieht die "Lost Placer" magisch an

Der als "Kannibale von Rotenburg" bekannt gewordene Armin Meiwes steht am Dienstag (09.05.2006) in dem Verhandlungsraum des Landgerichts in Frankfurt am Main mit ausdruckslosem Gesicht. Meiwes, muss wegen Mordes eine lebenslange Haftstrafe antreten. Dieses Urteil hat das Landgericht Frankfurt am Dienstag im zweiten Prozess gegen den 44-Jährigen gefällt. Er hatte am 10. März 2001 im osthessischen Rotenburg an der Fulda einen anderen Mann mit dessen Einverständnis entmannt, mit einem Messerstich in den Hals getötet und von seinem Fleisch gegessen. Foto: Frank May dpa/lhe  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der als "Kannibale von Rotenburg" bekannt gewordene Armin Meiwes während einer Gerichtsverhandlung im Mai 2006.

Im Dezember 2002 wurde der damals 41-jährige Armin Meiwes verhaftet. Doch in seinem Haus im nordhessischen Dorf Wüstefeld sieht noch vieles so aus wie damals. Vanessa und Lisa sind "Lost Placer": Die jungen Frauen machen sich regelmäßig auf den Weg zu Häusern, in denen schreckliche Verbrechen geschehen und die seitdem verlassen sind. Es ist die Faszination des Grauens, die sie anzieht – auch wenn ihre Erkundungen oft illegal sind.

Video: Weshalb wurde Armin Meiwes zum "Kannibalen von Rotenburg"?

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Mercedes des "Kannibalen von Rotenburg" steht noch im Garten

"Hier ist Vorsicht geboten", wissen die beiden, als sie das Haus des "Kannibalen von Rotenburg" betreten. Der Boden knarrt, an die Wand hat jemand die Worte "Free Armin Meiwes" geschrieben. Vanessa und Lisa kennen sich aus: Vor drei Monaten waren sie schon mal hier. Jetzt wollen sie den Nervenkitzel noch einmal spüren.

Die Küche, das Badezimmer, Meiwes' Schlafzimmer – überall liegt Gerümpel. Ausgeräumt wurde hier offenbar nie etwas. Die Fenster sind zerstört, das Grundstück verwahrlost. Doch im Garten steht ein alter Mercedes: Es ist das Auto des Kannibalen.

Anwohner von Wüstefeld wollen Grusel-Touristen loswerden

In diesem Gutshaus tötete der Kannibale von Rotenburg sein Opfer.
In diesem Haus tötete der "Kannibale von Rotenburg" sein Opfer.
RTL

Während das RTL-Team am Haus dreht, kommen schon die nächsten Grusel-Touristen um die Ecke. Die Anwohner von Wüstefeld sind von dem Ansturm schwer genervt. "Unser schöner kleiner Ort wird nur mit einem Verbrechen in Verbindung gebracht – das muss aufhören", sagt Ortsvorsteherin Sylvia Schellhase. Die Einwohner hätten mehrfach versucht, die Türen zu vernageln. "Aber das hat nicht lange gehalten, und die Behörden sagen, sie sind nicht zuständig." Es klingt absurd, aber die Ortsvorsteherin bringt es auf den Punkt: "Der Eigentümer ist leider nicht verfügbar."

Glasfaserkabel zum Haus von Armin Meiwes verlegt

Zurzeit werden in Wüstefeld Rohre und Glasfaserkabel neu verlegt – auch bis zum Haus von Armin Meiwes. Beantragen kann dies nur der Eigentümer oder eine Person in seinem Auftrag, was bedeutet: Der 59-Jährige geht offenbar davon aus, dass er eines Tages in sein Haus zurückkehrt. (bst)