Zweimal lebenslange Haft nach Vergewaltigungsmord in Wien

Gutachten offenbart grausame Details über Horrortat: Psychiater spricht von "Folter"

In diesem Haus wurde die Leiche der jungen Frau gefunden.
Die Tür zu der Wohnung, in der Samantha W.'s Leiche gefunden wurde.
picture alliance / ALEX HALADA / APA / picturedesk.com, ALEX HALADA

Das Landgericht Wien hat am Donnerstag zwei Männer des Mordes und der Vergewaltigung schuldig gesprochen. Ihnen wird vorgeworfen, die 20-jährige Samantha F. im Juni 2022 brutal vergewaltigt und schließlich zu Tode misshandelt zu haben. Ein Gutachten brachte die Details dieses außergewöhnlich grausamen Verbrechens ans Licht. Das geht aus übereinstimmenden Berichten österreichischer Medien hervor.

Richter: "Unbeschreibliche, bestialische Tat"

Zweimal lebenslänglich lautet das Urteil für die beiden erstinstanzlich Verurteilten Männer. Das Straflandesgerichts Wien hat sie am Donnerstag (23. März) einstimmig wegen Mordes und Vergewaltigung verurteilt. Aber das ist noch nicht alles: Da das Gericht die Männer als äußerst gefährlich einstuft, werden sie in die forensische Psychiatrie eingewiesen, so der Österreichische Rundfunk (ORF). Die Urteile sind allerdings noch nicht rechtskräftig. Die verurteilten Manuel H. (31) und Florian W. (26) können also noch in Berufung gehen.

Manuel H., der ältere der beiden, hatte zum Prozessauftakt am Montag (20. März) ein umfassendes Geständnis abgelegt, schob seine Aggressivität bei der Tat aber auf den Konsum von Steroiden. Florian W. hingegen bestand weiterhin auf seiner Unschuld. Dazu passend kündigte er an, Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde einzureichen. Manuel H. will sich erst Zeit zum nachdenken nehmen, wie der ORF berichtet.

Der Fall sticht durch seine außergewöhnliche Brutalität und Kaltblütigkeit heraus. Der Richter sprach von einer „unbeschreiblichen, bestialischen Tat“. Dabei bezog er sich auf das Gutachten, das Einsicht in die schaurigen Details des schockierenden Mordes bot.

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Psychiater nennt die Männer "gescheiterte Biografien"

Dem Opfer Samantha F. seien „unendliche Schmerzen“ zugefügt worden, sagte Gerichtspsychiater Peter Hofmann. Diese habe sie „im Wissen um ihren Todeskampf“ erlitten bis sie schließlich bewusstlos geworden sei. Der Psychiater und Neurologe war offenbar selbst so schockiert von dem Vorgehen, dass er sogar wörtlich von „Folter“ sprach, wie der ORF berichtet. Auch Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp nannte es „einen katastrophalen Fall“. „Es ist schwer in Worte zu fassen“, gab die gynäkologische Gutachterin Sigrid Schmidl-Amann zu. Ein anderer Sachverständiger erklärte, so etwas in seiner gesamten Karriere noch nicht erlebt zu haben.

Peter Hofmann stellte bei beiden Männern eine kombinierte Persönlichkeitsstörung fest. Auf seine Empfehlung hin, ordnete das Gericht die Einweisung in eine forensische Psychiatrie an. Der Psychiater nennt die Männer „gescheiterte Biografien“. Wie der österreichische „Kurier“ schreibt, stammen beide aus „zerrütteten Familien“. Florian W. hat demnach eine Gehbehinderung und ist laut Hofmann unterdurchschnittlich intelligent. Der 31-Jährige ist vierfach vorbestraft, war zwischendurch obdachlos und versuchte sich mit der Einnahme von Anabolika als Bodybuilder.

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Florian W. hatte den damals obdachlosen Manuel H. in seiner Wohnung in Wien aufgenommen. Laut Gerichtspsychiater ordnete Florian W. sich dem dominanteren Manuel H. unter. Der jüngere der Beiden, pflegte eine Art „Freundschaft plus“ zu dem 20-jährigen Opfer der Schreckenstat, hatte gelegentlich Sex mit ihr, so Psychiater Hofmann.

Am Abend der Tat, holte Samantha F. den 26-jährigen Mann von einer Firmenfeier ab und begleitete ihn nach Hause. Dort tranken sie gemeinsam mit dem bodybuilding-affinen Manuel H. Alkohol und hörten Musik, berichtet der ORF. Als Florian W. kurz die Wohnung verließ, soll der 31-Jährige Manuel H. die junge Frau vergewaltigt haben. Als er zurückkehrte, kam es zum Streit zwischen den beiden Männern. Die Aggression schlug aber plötzlich gegen Samantha F. um.

Wie die „Kronen-Zeitung“ schreibt, „verletzten sie sie mit Gegenständen, bis sie schließlich verblutete“. Anschließend schleppten sie die Tote ins Bad, versuchten das Blut abzuwaschen und Spuren zu beseitigen. Manuel H. habe gerne gefoltert, um innere Befriedigung zu erlangen, sagte Peter Hofmann vor Gericht. Obwohl Nachbarn bis 3 Uhr morgens die Schreie des Opfers hörten, wählte niemand den Notruf, kam keiner zur Hilfe, so der ORF.

Besonders schockierend: Als Florian W. sich versehentlich mit einer Glasscherbe am Fuß schnitt, rief er einen Krankenwagen und ließ sich im Treppenhaus verarzten. Dass in seiner Wohnung gerade eine Frau dabei war, zu verbluten, verschwieg er den Sanitätern. Dem „Kurier“ zufolge betätigte der heute 26-Jährige erst am nächsten Tag den Notruf, doch da war Samantha F. bereits tot.

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Florian W. sagt, er sei unschuldig

Der mit dem Opfer befreundete Florian W. (26) bestreitet seine Beteiligung weiterhin. Seine Anwältin behauptet: „Er ist unschuldig in diese Geschichte hineingeraten. Wirkliche Sachbeweise gibt es nicht.“ Die österreichischen Zeitung „Heute“ schreibt allerdings, dass die Auswertung der DNA-Spuren dieser Darstellung entschieden widerspricht.

Am Donnerstag (23. März) wurden vor Gericht erstmals Audioaufnahmen vorgespielt, die laut Peter Hofmann die „emotionale Kälte“ des 26-Jährigen belegen. Der Zeitung „Heute“ zufolge, schickte Florian W. bereits nach dem Tod des Opfers diese Sprachnachricht an eine Freundin. Sein Tonfall war genervt:

"Ich habe jetzt gerade keinen Kopf für dich, in meiner Wohnung ist alles voll Blut. Mein ganzes Bett ist voller Blut. Mein Couchtisch ist voller Blut. Mein Boden ist voller Blut. Sogar meine Soundbar ist voller Blut, Oida!"

Laut Hofmann haben die unterdurchschnittliche Intelligenz und die Gehbehinderung den Mann zu einem Außenseiter gemacht. Darüber hinaus fehle es ihm an Mitgefühl. Fassungslos stellte der Gerichtspsychiater über beide Männer fest: „Das sind sadistische Psychopathen, wo es um Folter und Zufügen von Leid geht, wo das Töten als Folge in Kauf genommen wird.“

Da mindestens einer der beiden Verurteilten in Berufung gehen wird, ist davon auszugehen, dass der Gerichtsprozess sich in der nächsten Instanz fortsetzt. (rhe)

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