Das sind die Krisen-Gewinner
ifo-Institut: Unternehmen nutzen Inflation zur Steigerung der Gewinne

Nahezu jede Branche leidet unter der aktuellen Wirtschaftskrise. Insolvenzen und Konkursmeldungen gibt es fast täglich – so scheint es zumindest. Allerdings trifft die Inflation nicht jeden Wirtschaftszweig gleichermaßen, zeigt ein aktueller Bericht des ifo-Institus. Im Gegenteil: Einige Branchen nutzen die Krise, um ihre Gewinne ordentlich auszudehnen. Drei Branchen zählen dabei zu den großen Inflationsgewinnern.
Inflation ist nicht der alleinige Preistreiber
Gestiegene Energiepreise, unterbrochene Lieferketten und Vorabinvestitionen werden derzeit als die Hauptgründe der andauernden Preissteigerung angeführt. Das stimmt aber nicht ganz, wie aus einem Bericht des ifo-Instituts hervorgeht. Aus den Analysen geht hervor, dass Preisanhebungen nicht allein durch höhere Vorabinvestitionen zu begründen sind.
Die gestiegenen Kosten allein auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen, sei zu kurz gegriffen. Ein Preisanstieg bei importierten Gütern und Energie setzte schließlich schon im Frühjahr 2021 ein. Das bedeutet theoretisch, dass die Beschaffungspreise für importierte Waren deutlich gestiegen sind. Die enorme Preissteigerung der Endprodukte rechtfertigt das aber allein nicht, wie aus dem ifo-Bericht hervorgeht.
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„Vielmehr scheinen Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten“, erklärt Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung Dresden. „Das gilt vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau“. Die Erkenntnisse hierfür lassen sich aus Daten der amtlichen Statistik zur Wirtschaftsleistung ermitteln.
Kostenschub als Vorwand für höhere Preise – auch andere Branchen profitieren

Anhand der ifo-Statistiken wird zudem deutlich, wie die genannten aber auch weitere Wirtschaftszweige satte Gewinne einfahren konnten. „Insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft einschließlich Fischerei sowie im Baugewerbe und in den Branchen Handel, Gastgewerbe und Verkehr haben die Unternehmen ihre Preise deutlich stärker erhöht als es aufgrund der gestiegenen Vorleistungspreise allein zu erwarten gewesen wäre“, so Ragnitz. „Einige Unternehmen scheinen den Kostenschub als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern.“
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Sonderfall: Landwirtschaft
Endkunden müssen also damit rechnen, dass sie eine doppelte Preiserhöhung tragen müssen. Vor allem in der Landwirtschaft tricksen die Betriebe bei der Kalkulation. Wie in dem ifo-Bericht verdeutlicht wird, hätten Landwirtschaftsunternehmen zunächst wohl ihre Vorräte an Dünge- und Futtermitteln aufgebraucht und anschließend in ihrer Kalkulation aber die zu erwartenden Preissteigerungen bei Nachbestellungen bereits eingerechnet. So ist eine höhere Gewinnspanne vorprogrammiert.
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Allerdings werden landwirtschaftliche Erzeugnisse zumeist global gehandelt, viele Produkte sind nicht zuletzt durch den Ukraine-Krieg verknappt und somit deutlich teurer geworden. Diese Rechnung lässt sich allerdings nicht auf Bau und Handel übertragen – eine Orientierung am Welthandel findet hier nicht statt. In den übrigen Wirtschaftszweigen ist ein solcher Gewinninflations-Effekt laut ifo-Institut übrigens nicht zu beobachten.
Als Kunde bliebe schließlich die Option, das Konsumverhalten zurückzuschrauben – was sich im Baugewerbe und der Landwirtschaft schwierig gestalten könnte – nicht aber im Handel. (rdr)
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