Ukraine-Krieg und Inflation - Wie die Tafeln ums Überleben kämpfen
„Was es hier nicht gibt, das gibt es für uns nicht!"
Die Preise in Deutschland explodieren und das trifft vor allem die, die ohnehin schon wenig haben. Wer eine Tafel oder Speisekammer besucht, um sich dort Lebensmittel zu holen, hat ohnehin wenig. Doch der Ukraine-Krieg und die Inflation macht es für viele fast unmöglich vom eigenen Geld zu leben.
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Zahl der Bedürftigen steigt
Jeden Tag beginnt für Michael Fruth die Tour ähnlich im Moment, nämlich mit der Frage, ob er genug Lebensmittel bekommen wird, damit alle Bedürftigen versorgt werden können. Längst ist die Hilfe zu einer Zitterpartie geworden. Michael Fruth ist Fahrer für die gemeinnützige Speisekammer in Aschersleben. Etwa 300 Menschen, Hartz IV-Empfänger, Rentner, aber auch Geflüchtete aus der Ukraine - werden versorgt, ein Drittel mehr als noch zu Jahresbeginn. Gleichzeitig spenden Supermärkte weniger – bis zu 40 Prozent, schätzt Michael Fruth.
Enttäuschung nach der ersten Tour
10 Supermärkte steuert Michael Fruth an: verwelkte Pflanzen holt er, Obst, Gemüse, Brot und Brötchen. Was aber schon seit Tagen fehlt sind Wurstaufschnitt, Joghurt oder Käse. Gerade das aber mögen die Menschen, die später zur Ausgabe kommen, ganz besonders. Als Michael Fruth zur Ausgabestelle zurückkommt, ist die Enttäuschung groß.
Auch bei der zweiten Tour kommen nur wenig Kühlprodukte an. Eva Dinh Cong ist die Leiterin der Speisekammer, die zum Bundesverband der Tafeln gehört: So dramatisch wie in den vergangenen Tagen sei die Lage noch nie gewesen. Jeden Tag muss sie Menschen wegschicken, die angesichts steigender Preise bei der Tafel um Hilfe bitten. „Ich nehme das auch mit nach Hause, kann nicht abschalten“, erzählt sie im RTL-Interview und kämpft auch gegen ihre Tränen. Vor allem, wenn sie Mütter mit Kindern nicht aufnehmen kann, fällt ihr das schwer.
Wenigstens hier sind die Preise stabil
Woran es liegt, dass gerade so wenig Lebensmittel gespendet werden? Die Helfer der Tafel haben da nur Vermutungen: wegen gestiegener Preise kalkulieren die Händler knapper, deshalb bleibt weniger übrig. Zudem wird vermutet, dass in den vergangenen Monaten viele Lebensmittel direkt in die Ukraine gespendet werden. Umso glücklicher sind Eva Dinh Cong und auch Fahrer Michael Fruth, wenn sie wie vor ein paar Tagen extra Spenden bekommen. Eine Firma hat Lebensmittelpakete gepackt und sie vorbeigebracht, ein privater Spender hat Geld überwiesen. Das hilft den Helfern, um zu helfen.
Gegen 12 Uhr stehen die ersten Menschen für die Lebensmittel an. Auch Renato Neubauer ist gekommen – er lebt von Hartz IV und ist seit Jahren auf die Lebensmittel der Ausgabe angewiesen. „Was er hier nicht gibt, das gibt es für uns nicht“, erzählt er und auch, dass er dankbar für diese Hilfe ist. Und auf eins sind die Helfer besonders stolz: ihre Preise nämlich halten sie stabil, obwohl auch hier die Ausgaben explodieren. Erwachsene zahlen weiterhin 2 Euro, Kinder 1 Euro für die Lebensmittel, die sie bekommen. Erhöhen wollen sie das gerade in diesen Tagen nicht, denn sie merken: auf die Spenden der Speisekammer sind immer mehr Menschen dringend angewiesen.
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