Neue Studien-Ergebnisse

Wie Kartoffeln und Nudeln das Krebsrisiko erheblich senken können

fresh cooked potatoes with skin in a bowl on dark background from above
Gerade abgekühlte Kartoffeln enthalten viel resistente Stärke.
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Lange wurden Kohlenhydrate regelrecht verteufelt, zahlreiche Diäten verbannen Nudeln und Kartoffeln komplett vom Speiseplan. Doch eine neue Studie aus England kommt jetzt zu einem anderen Ergebnis, indem sie den positiven Effekt von sogenannter resistenter Stärke belegt – Stärke, die sich zum Beispiel in abgekühlten Kartoffeln oder Nudeln wiederfindet. Wer das spezielle Kohlenhydrat regelmäßig zu sich nehme, könne das Krebsrisiko um 60 Prozent senken, so die Studie.
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Studie aus England: Resistenter Stärke hat positiven Effekt auf den Darm

Besonders viel resistente Stärke steckt zum Beispiel in grünen Bananen, Getreide, Nudeln und Bohnen. Hierbei handelt es sich um eine bestimmte Form von Kohlenhydraten, die nicht im Dünndarm, sondern im Dickdarm verdaut werden. Eine neue Studie aus England, die am 25. Juli 2022 zunächst im „AACR Journal“ (American Association for Cancer Research) veröffentlicht wurde, enthält interessante Erkenntnisse zur Wirkung von resistenter Stärke auf die Darmflora.

Die Forscher der Universitäten Newcastle und Leeds führten die Untersuchung in den letzten 20 Jahren durch, das Ergebnis: Resistente Stärke kann sich positiv auf den Darm auswirken. Sogar das Risiko von Krebserkrankungen im oberen Teil des Darms könne um bis zu 60 Prozent gesenkt werden.

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Darm-Studie: „Resistente Stärke kann Krebsarten um mehr als 60 Prozent reduzieren“

„Wir haben festgestellt, dass resistente Stärke eine Reihe von Krebsarten um mehr als 60 Prozent reduziert. Die Wirkung war im oberen Teil des Darms am deutlichsten“, bestätigt John Mathers, Professor für Ernährungswissenschaft an der Universität Newcastle.

Krebserkrankungen in diesem Bereich des Darms sind dafür bekannt, dass sie oftmals schwierig zu diagnostizieren sind bzw. erst spät erkannt werden.

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Doch was genau ist resistente Stärke überhaupt? Wie die „Pharmazeutische Zeitung“ mit Hinblick auf die aktuelle Studie berichtet, steckt resistente Stärke in vielen Lebensmitteln, die auch allgemein Stärke enthalten wie zum Beispiel Bananen und frisch gekochte Kartoffeln, Pasta, Reis oder Vollkornbrot. Bei deren Verzehr beginnt die enzymatische Spaltung des komplexen Kohlenhydrats bereits im Mund, bis es im Darm als Glukose ins Blut aufgenommen wird.

So ist die Stärke aus gekochten und anschließend gründlich abgekühlten Kartoffeln für die Verdauungsenzyme nicht aufspaltbar. Sie werden durch die Bakterien im Dickdarm verstoffwechselt. Im Dickdarm fördert resistente Stärke die Entstehung nützlicher Darmbakterien.

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In welchen Lebensmitteln steckt das spezielle Kohlenhydrat?

Welche Lebensmittel enthalten resistente Stärke? Hier eine kurze Liste:

  • Grüne Bananen

  • Möhren

  • Hülsenfrüchte

  • Abgekühlter geschälter Reis

  • Vollkornbrot

  • Cornflakes ohne Zucker

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1.000 Patienten bekamen resistente Stärke zugeführt

Im Rahmen der britischen Studie wurde knapp 1.000 Patienten über zwei Jahre resistente Stärke durch Nahrungsergänzungsmittel zugeführt.

„Die in der Studie verwendete Dosis entspricht dem täglichen Verzehr einer Banane: Bevor sie zu reif und weich wird, widersteht die Stärke in den Bananen dem Abbau und erreicht den Darm, wo sie die Art der dort lebenden Bakterien verändern kann“, erklärt Studienleiter Mathers.

Die Probanden aus der Studie litten unter dem Lynch-Syndrom - eine Erbkrankheit, die das Krebsrisiko insbesondere im Dick- und Enddarm erhöht. Laut der Studie wurde das bedingte Krebsrisiko zwar nicht gesenkt, jedoch habe sich die Häufigkeit von Krebserkrankungen in anderen Teilen des Körpers um mehr als die Hälfte reduziert.

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Studie: Weniger Krebserkrankungen in bestimmten Darm-Bereichen

Mit Blick auf die Studienergebnisse konnten Krebserkrankungen des oberen Magen-Darm-Trakts inklusive Speiseröhren-, Magen-, Gallengangs-, Bauchspeicheldrüsen- und Zwölffingerdarmkrebs nachweislich reduziert werden. Die Wirkung der Nahrungsergänzungsmittel war laut den Autoren auch noch zehn Jahre nach der Absetzung zu beobachten. Zum Aufbau der Studie:

  • Die Probanden nahmen zwischen 1999 und 2005 in einem Zeitraum von zwei Jahren täglich entweder resistente Stärke in Pulverform oder ein Placebo ein

  • Innerhalb dieses Zeitraums traten bei den 463 Teilnehmern, die resistente Stärke eingenommen hatten, nur fünf neue Fälle von Krebserkrankungen des oberen Verdauungstrakts auf

  • Bei den Studienteilnehmern, die stattdesesen Placebo eingenommen hatten, waren 21 von 455 Probanden betroffen

Durch welchen Mechanismus resistente Stärke das Krebsrisiko senkt, ist bislang noch ungeklärt und bedarf weiterer Forschung. Die Autoren der Darm-Studie vermuten, dass die spezielle Stärke den bakteriellen Stoffwechsel von Gallensäuren verändert und jene Arten von DNA-schädigenden und vermutlich krebsverursachenden Gallensäuren reduziert. (mjä)