Seenot-Training unter Realbedingungen
Wenn der Heli über dem Meer abstürzt - Notärzte trainieren Extremlage

Nichts für Landratten – diese Mitarbeiterschulung hat’s in sich!
Wer auf hoher See arbeitet, hofft, dass es niemals nötig ist. Aber wenn doch, sollte die Rettung vor der Küste auch reibungslos klappen, wenn der Wind peitscht, die Wellen meterhoch sind und jede Sekunde zählt!
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Sie brauchen Nerven aus Stahl!

Im Maritimen Trainingszentrum in Elsfleth (Schleswig-Holstein) üben nicht nur Mitarbeitende von Bohrinseln und Offshore-Windkraftanlagen den Ernstfall, sondern auch Hubschrauber Crews, die regelmäßig zu Hilfseinsätzen auf hoher See unterwegs sind, um andere medizinisch zu versorgen. Im Notfall müssen die Ärzte und Piloten aber auch ihr eigenes Leben retten können, sollte ihr Rettungs-Helikopter abstürzen.
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Kopfüber im eiskalten Wasser - sich selbst aus abgestürztem Helikopter befreien ist hammerhart!

Helicopter Escape Training nennt die Trainerin das, was jetzt kommt! Das bedeutet, „dass die Crewmitglieder auch unter Wasser aussteigen können, sich aus dem Helikopter befreien können und dann die entsprechenden Kenntnisse haben, um auf See zu überleben, bis sie dann geborgen werden," erklärt Trainerin Jessica Klingelhöfer im Interview. Nach kurzer Einweisung geht es in die Heli-Attrappe. Gemütlich ist anders! Denn ist so ein Helikopter einmal ins Wasser gestürzt, dreht er sich laut Trainerin sehr wahrscheinlich auf den Rücken. Also rein in die Attrappe, warten bis der Heli unter Wasser ist und sich vollständig gedreht hat, kopfüber abschnallen, Fenster öffnen und raus – möglichst schnell, hammerhart! Was, wenn man die Nerven verliert? „Das heißt, dass man so einen Tunnelblick bekommt. Dass man eben zu hektisch atmet. Und genau das wollen wir ja trainieren, diese Reflexe unter Kontrolle zu bringen“, sagt Kursteilnehmer und Notarzt Dr. Thomas Oliver Zugck.
Im Video: Mann treibt 30 Stunden auf dem offenem Meer - dramatische Rettung
Panik müssen sie unterdrücken!

Aus der Heli-Attrappe befreit, sind die Teilnehmenden sofort im Überlebenstraining auf hoher See! Und in der Realität gibt es nichts, was sich hier im Maritimen Trainingszentrum in Elsfleth nicht simulieren lässt. „Wir haben hier die Möglichkeit, die komplette Halle zu verdunkeln, Windturbinen hinzuzuschalten, Wellen in vier verschiedenen Stufen und Höhen und Stroboskopeffekte für die Blitzlichtsimulation“, soTrainerin Jessica Klingelhöfer. Es ist dunkel, der Wind peitscht, die Wellen brechen über den Köpfen der Teilnehmenden zusammen. Sie müssen überleben – das Training und den echten Notfall, der hoffentlich nie eintritt. „Man merkt diesen Drang Luft holen zu müssen. Aber das ist ja genau das, was wir unterdrücken wollen. Und man lernt eben mit seiner Angst oder beginnender Panik umzugehen“, sagt Kursteilnehmer und Notarzt Dr. Thomas Oliver Zugck. Alle zwei Jahre wiederholen die Teilnehmer den Kurs. Respekt! Sie sind wirklich mit allen Wassern gewaschen! (dpa/slä)