"Die Polizei ist in die Wohnung gekommen und hat ihn mitgenommen"

Schülerin Mascha malt Anti-Kriegs-Bild: Vater in Russland drohen drei Jahre Haft

Weil Mascha dieses Anti-Kriegs-Bild malte, wurde ihr Vater in Russland festgenommen.
Weil Mascha dieses Anti-Kriegs-Bild malte, wurde ihr Vater in Russland festgenommen.
Alexey Moskalev / OVD-Info

Die Sechstklässlerin Mascha aus der Region Tula südlich von Moskau soll im Kunstunterricht ein Bild zur Unterstützung der russischen Soldaten malen. Heraus kommt aber das Gegenteil: Sie zeichnet ukrainische Kriegsopfer und schreibt: „Ich bin gegen den Krieg“ auf ihr Werk. Die Schuldirektorin ruft die Polizei. Ihrem Vater drohen jetzt bis zu drei Jahre Haft.

Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker

Haftstrafe für Schülerzeichnung gegen den russischen Angriffskrieg

Ein Bild gegen den Krieg von dieser Schülerin rief die russischen Behörden auf den Plan
Ein Bild gegen den Krieg von dieser Schülerin rief die russischen Behörden auf den Plan.
Alexey Moskalev / OVD-Info

Der 54 Jahre alte Alexej Moskaljow wurde festgenommen und musste die Nacht in einer Zelle verbringen. „Die Polizei ist in die Wohnung gekommen und hat ihn mitgenommen“, erzählt Mascha in einem Video, das sie in Begleitung freiwilliger Helfer zeigen soll. Die Behörden brachten das Mädchen, dessen Alter nicht bekannt ist, in ein Kinderheim. Maschas Mutter lebt einem Bericht lokaler Medien zufolge seit dem dritten Lebensjahr ihrer Tochter in einer anderen Stadt. Weitere Verwandte gibt es laut lokalen Medien nicht.

Die Bürgerrechtsorganisation OVD-Info und das unabhängige Nachrichtenportal Spektr haben eine ausführliche Recherche über den Fall veröffentlicht, dessen Ursprünge bereits bis ins Frühjahr 2022 zurückreichen.

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Russland: Vater droht Haft, weil Tochter ein Anti-Kriegs-Bild malte

Demnach soll sich der Vorfall bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ereignet haben. Einen Tag später wurde Vater Moskaljow den Angaben von OVD-Info zufolge zum ersten Mal auf die Polizeistation gebracht, wo eine Geldstrafe wegen „Diskreditierung“ der russischen Armee gegen ihn verhängt wurde.

Offiziell begründet worden sei das damals mit Kommentaren, die Moskaljow in sozialen Netzwerken geschrieben hatte. Im Winter dann - als auch kriegskritische Kommentare von Tochter Mascha im Internet gefunden wurden - durchsuchten die Behörden Moskaljows Wohnung und leiteten strafrechtliche Ermittlungen ein.

Jetzt drohen dem Mann bis zu drei Jahren Haft. Auf dem von den Bürgerrechtlern veröffentlichten Video kommt auch eine freiwillige Helferin zu Wort: „Das kann jedem passieren“, sagt die Frau mit Blick auf die repressiven Gesetze gegen Andersdenkende in Russland. „Jedem von uns, jedem Minderjährigen, jedem der jungen Leute, die irgendwo ihre Meinung sagen“. Moskaljow hofft dennoch auf die Milde der Justiz. Seine größte Angst, sagt er einer Zeitung, sei, dass seine Tochter dauerhaft in ein Kinderheim gesteckt werden könnte. (dpa/sbl)

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