Mediziner schätzt ein: Kann das jedem passieren?
Lag es am Fisch vom Markt? Laura (40) verliert alle vier Gliedmaßen
von Vera Dünnwald
Einmal nicht ganz durchgegarten Fisch gegessen – und schon ändert sich ihr ganzes Leben! Laura Barajas (40) aus Kalifornien verliert all ihre Gliedmaßen, nachdem sie auf einem Markt in San Jose Fisch gekauft und diesen verzehrt hatte. Kann das jedem passieren? Wie können Fisch und Amputation zusammenhängen? Ein Experte gibt Antworten.
40-Jährige im Koma: Sepsis ausgelöst durch bakterielle Infektion dank Erreger Vibrio vulnificus?
Ein scheinbar harmloser Einkauf, vielleicht für ein leckeres Dinner – doch die Folgen sind offenbar verheerend. Anna Messina erzählt gegenüber News 19 die tragische Geschichte ihrer Freundin Laura Barajas (40), der vier Gliedmaßen amputiert werden mussten.
Doch wie konnte es so weit kommen? Auf einem Markt habe Laura Barajas Ende Juli einen Tilapia-Fisch gekauft, zu Hause zubereitet und verzehrt.
Dann geht es mit ihrem Gesundheitszustand rapide bergab, berichtet Messina. Ihre Freundin zieht sich eine bakterielle Infektion zu, die sich zu einer dramatischen Sepsis (Blutvergiftung) entwickelt. „Ihre Finger und Füße wurden schwarz, selbst ihre Unterlippe verfärbte sich“, erinnert sich Anna Messina.
Die Nieren der Mutter eines sechsjährigen Sohnes versagen, sie wird in ein künstliches Koma versetzt.
Messina fügt hinzu: „Es war für uns alle sehr schwer. Es war schrecklich, sie hing an einem Beatmungsgerät und hätte fast ihr Leben verloren.“
Wie News 19 berichtet, nehmen die Mediziner an, dass die Infektion warhscheinlich durch Vibrio vulnificus verursacht wurde – einem Bakterium, vor dem die US-amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erst vor Kurzem gewarnt hat.
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Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht schätzt die Lage im RTL-Interview ein: „Das wird ziemlich sicher eine Sepsis gewesen sein bei der Frau. Aber die Erwerbungsart, dass die Sepsis durch den Fisch verursacht wurde, kommt mir komisch vor, denn eigentlich ist es selten, dass man die bakteriellen Erreger über Nahrungsmittel aufnimmt.“
Bei diesem speziellen Bakterium – das übrigens auch schon mal in der Ostsee vorgekommen ist, so Dr. Specht – sei es wahrscheinlicher, dass es über Wasser oder eine Wunde in den Körper gelangt ist.
„Man muss sich das so vorstellen: Man hat eine Wunde im Körper oder macht gerade eine Infektion mit einem Erreger durch, zum Beispiel eine ganz normale und häufig vorkommende Nieren-Becken-Entzündung. An sich ist diese Erkrankung als solche nicht schlimm, aber durch die damit verbundene Immunschwäche haben es Bakterien – wie eben auch Vibrio vulnificus – einfacher, in die Kapillaren und somit in die Blutbahn zu rutschen. Dort können sie sich wunderbar vermehren, es kommt zu einer völlig übersteuerten Immunreaktion des Körpers, die letztendlich die Sepsis auslöst“, erklärt der Mediziner.
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Heißt: „Zwei Stunden vorher sind die Leute noch gesund beziehungsweise zeigen kaum Krankheitsanzeichen – und dann kann es sehr schnell gehen.“
Daher sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass eine Sepsis gar nicht so selten ist: „In Deutschland haben wir jedes Jahr 75.000 Tote. Die Sepsis wird unterschätzt, auch junge Leute können daran sterben und es kann ruckzuck gehen.“
Im Fall von Laura Barajas aus Kalifornien hat ihre Freundin Anna Messina nun eine GoFundMe-Spendenseite eingerichtet, um der Familie bei den medizinischen Kosten und dem laufenden Pflegebedarf der 40-Jährigen zu helfen. Sie schreibt: „Seid dankbar für das, was ihr jetzt habt, denn es kann einem schnell und einfach genommen werden.“