Praxis wehrt sich gegen übergriffige Eltern„Werden beleidigt und beschimpft!“ Kinderarztpraxis sendet deutlichen Hilferuf

Die Eltern schreien, pöbeln und benehmen sich komplett daneben! Eine Kinderarztpraxis aus Olpe hat einen emotionalen Hilferuf bei Facebook abgesetzt und warnt nun Patienten-Eltern davor, Mitarbeiterinnen am Telefon zu beleidigen und respektlos zu behandeln – andernfalls würden ihre Kinder nicht mehr behandelt. Im RTL-Interview erklärt Kinderarzt Dr. Joachim Füllenbach, warum er die drastischen Konsequenzen für unbedingt nötig hält, und was vorgefallen ist.
Kinderarztpraxis aus Olpe beklagt zunehmende Beleidigungen gegenüber Personal
Dass es beim Kinderarzt leider nicht immer idyllisch, wie in einem Astrid Lindgren-Roman zugeht, zeigt ein aktueller Hilferuf einer Gemeinschaftspraxis aus Olpe ziemlich eindrücklich.
Im Facebook-Post der Praxis heißt es hierzu unter anderem: „Wer unsere Mitarbeiter vor Ort oder am Telefon beleidigt, anschreit oder ähnliches, kann leider sein Kind bei uns nicht mehr weiterbehandeln lassen.“ In vielen Fällen sei das Vertrauensverhältnis durch Beleidigungen und Respektlosigkeiten derart gestört, dass weitere Termine nicht möglich wären.
Kinderarzt: „Mitarbeiterinnen sind der Blitzableiter für jeden Frust der Eltern“
Doch welche konkreten Vorfälle haben die Praxis dazu veranlasst, derart durchzugreifen? Kinderarzt Dr. Joachim Füllenbach erklärt im RTL-Interview, dass es einigen Eltern zum Beispiel nicht schnell genug geht und sie dann am Telefon und am Empfang komplett die Beherrschung verlieren.
„Die Eltern machen beispielsweise selbst und ohne Rücksprache mit uns Ärzten einen Termin beim Ergotherapeuten aus und wundern sich dann, wenn wir nicht schnell genug die dafür notwendige Verordnung ausstellen. Den Unmut darüber bekommen dann unsere Mitarbeiterinnen ab, sie sind der Blitzableiter für jeden Frust“, kritisiert Dr. Füllenbach.
Es seien in der Regel harmlose Krankheitsfälle und Kinder, die keine Notfälle sind, deren Eltern ausfallend werden. Vielen Eltern würden Wartezeiten nicht akzeptieren. „Das eigene Kind wird immer als Notfall gesehen und es kann nie schnell genug gehen. Es ist aber nicht in Ordnung, dass wir als Reaktion darauf, beleidigt und beschimpft werden“, führt der Arzt aus.
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Kinderarzt beschreibt Ausfälligkeiten: „Soll ihren fetten Arsch zu ihm bewegen“
Dabei gehöre das Wort: ‚Zicke' gegenüber einer Medizinischen Fachangestellten fast schon zum Alltag, oder: ‚Mach doch mal schneller, du blöde Kuh' – beschreibt der Kinderarzt.
Und: „Meistens bekommen zwar die Mitarbeiterinnen den Unmut unserer Patienten-Eltern ab, doch es ist auch schon vorgekommen, dass ein Elternteil zu einer Ärztin gesagt hat, dass sie ihren ‚fetten Arsch' zu ihm bewegen soll“, schildert Dr. Füllenbach verärgert. Für den erfahrenen Kinderarzt steht fest, dass er mit dem Interview und dem Post aber vor allem eine Lanze für seine Mitarbeiterinnen brechen will.
„Dieser Job ist nicht gut bezahlt und stressig, trotzdem sind die Medizinischen Fachangestellten immer freundlich und machen eine gute Arbeit. Es ist nicht in Ordnung, sie nicht respektvoll zu behandeln“, stellt der Mediziner klar. Eltern, die sich so benehmen, sollte bewusst sein, dass sie sich ohne eine Entschuldigung bei der jeweiligen Mitarbeiterin gar nicht mehr melden brauchen.
„Die ersten Eltern haben sich bereits entschuldigt, als sie keine Termine mehr bekommen haben“, so Dr. Füllenbach. Er hofft darauf, dass sich diese Entwicklung fortsetzt.