Vitali Klitschko im RTL-Interview: Das rät er den Bürgern der Ukraine für den Winter

„Wenn es Minus 10, minus 20 Grad werden, was jeden Winter passiert, dann haben wir richtige Probleme“

Die Winter in der Ukraine sind oft bitterkalt und der Krieg geht auch jetzt noch ununterbrochen weiter. Auch in der Hauptstadt Kiew: Hier gab es in den vergangenen Wochen immer wieder russische Angriffe auf die kritische Infrastruktur. Die Menschen müssen oft ohne Strom, Heizung und Wasser auskommen.
Bei minus 10 bis minus 20 Grad Außentemperatur könnte genau das zu einem echten Problem werden, weiß auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. Im exklusiven Interview mit RTL-Reporterin Alexandra Callenius erklärt er, welchen Rat er den Menschen kurz vor dem Winter gibt und beantwortet die Frage, ob es für Ukrainerinnen und Ukrainer nicht vielleicht doch besser wäre das Land noch vor dem Winter zu verlassen.
Lese-Tipp: Alle Entwicklungen im Ukraine-Konflikt lesen Sie auch in unserem Live-Ticker.

Angriffe auf kritische Infrastruktur: "Das ist ein Genozid"

Die aktuellen russischen Angriffe auf Kraftwerke und andere kritische Infrastruktur sind ein echtes Problem für die Ukraine. Doch noch lässt sich damit umgehen. Mit Blick auf den Winter sieht das aber anders aus: „Wenn es draußen minus 10, minus 20 Grad werden, was jeden Winter passiert, dann haben wir richtige Probleme.“

Für Klitschko sind genau diese Angriffe kein Zufall, sie würden vielmehr das „wahre Gesicht von diesem Krieg“ zeigen: „Das ist ein Genozid, das ist keine Spezialoperation, das ist kein Krieg gegen das Militär. Das ist ein Krieg gegen die Bevölkerung, weil das Ziel von diesen Angriffen die ganze ukrainische Bevölkerung ist.“

Rät Klitschko seinen Bürgern das Land zu verlassen?

Die Hauptstadt will vorbereitet sein auf den Winter. Zahlreiche Gebäude wie Schulen und Kindergärten wurden laut Klitschko daher renoviert und energieeffizienter gemacht. Menschen können so auch längere Zeit bleiben, sind dort beispielsweise auch gut mit Lebensmitteln versorgt. Trotzdem reichen laut Klitschko selbst tausend solcher Unterkünfte nicht für die drei Millionen Einwohner von Kiew: „Es ist viel zu wenig. Wir können den Menschen teilweise helfen, sie unterstützen, aber das ist eine große Herausforderung für uns.“

Rät er deshalb also seinen Bürgern, das Land zu verlassen? Nein, denn genau darauf würde Kreml-Machthaber Putin spekulieren. „Mein Ratschlag für jeden: Wir werden kämpfen – auf jeden Fall. Wir haben genug Reserven an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten.“ Auch genügend Elektrogeneratoren würden zur Verfügung stehen. Trotzdem weiß auch Klitschko, die Ukraine steht vor einer großen Herausforderung. „Wir hoffen auf ein gutes, müssen aber auch mit einem schlimmen Szenario kalkulieren.“

Klitschko rät daher seinen Bürgern sich auch selbst mit ausreichend Vorräten, sowie warmen Sachen und Powerbanks für den Winter einzudecken.

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"Wir haben schon den Mythos über die stärkste Armee der Welt ruiniert."

Nach bald einem Jahr Krieg ist Kiews Bürgermeister immer noch beeindruckt von dem Willen und der Leistung der Ukrainer an der Frontlinie des Krieges: „Wir haben schon den Mythos über die stärkste Armee der Welt ruiniert. Die haben Pläne gehabt, in ein paar Wochen das ganze Land zu besetzen.“ Das sei nicht gelungen, was vor allem an der Motivation der ukrainischen Soldaten, für Heimat und die Familie zu kämpfen, liegen würde. Russische Soldaten dagegen würden aus einer ganz anderen Motivation heraus kämpfen. Deshalb ist Klitschko nach wie vor optimistisch und überzeugt: „Wir werden diesen Krieg gewinnen.“

Das ganze Interview mit Vitali Klitschko sehen Sie heute Abend um 0:25 Uhr im RTL Nachtjournal Spezial. (khe)

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