Arzt gibt Entwarnung
Unentdeckter Hirntumor: Mutter bringt Baby im Koma auf die Welt - kann das jedem passieren?

Es ist grauenvoll, was Familie Taylor-Weeks aus Großbritannien durchmacht. Mama Emma ist hochschwanger, als sie plötzlich ins Koma fällt. Der Grund ist ein so genanntes unentdecktes Chordom: ein Hirntumor. Ihr Baby kann mit einem Notkaiserschnitt gerettet werden, doch Emma trägt schwere Folgen davon. Ein tragischer Einzelfall oder kann ein solcher Tumor auch zur Gefahr für andere werdende Mütter werden?
Bei Emma wächst der Tumor ins Gehirn hinein
„Ein Chordom ist ein ganz, ganz seltener Tumor“, beruhigt Medizinkorrespondent und Arzt für Präventionsmedizin Dr. Christoph Specht im Gespräch mit RTL. Die Wahrscheinlichkeit liege bei eins zu einer Millionen.
Ein Chordom ist ein bösartiger Tumor, der vor allem am unteren und oberen Ende der Wirbelsäule wächst, heißt es auf der Seite der deutschen Hirntumorhilfe. Er entsteht meist schon im Bauch der Mutter und wächst nach der Geburt stetig weiter, bis die Betroffenen irgendwann Beschwerden entwickeln und der Tumor entdeckt wird.
Bei der 33-jährigen Emma wächst der Tumor über Jahre hinweg unentdeckt an der Schädelbasis ins Gehirn hinein, bis er schließlich platzt. So beschreibt es ihr Partner Scott Weeks auf der Spendenplattform GoFundMe. Eine Aussage, der Specht deutlich widerspricht: „Tumore platzen nicht. Der Tumor hat in dem Moment einfach so viel Platz eingenommen, dass er die Gehirnmasse irreversibel geschädigt hat.“
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"Das ist eine absolute Rarität"
„Überhaupt ist das Problem hier, dass der Tumor im Kopf sitzt“, sagt Specht, „wo einfach wenig Raum ist.“ Da könne nicht so einfach operiert werden wie an anderen Stellen. Dass der Tumor in der Schwangerschaft entdeckt wird, ist für ihn jedoch Zufall. „Das ist eine absolute Rarität. Dieser Tumor ist schon eine Rarität und dass es dann noch eine Schwangere trifft, erst recht.“ Es müsse sich keine Mutter Gedanken machen, während einer Schwangerschaft ein Chordom zu entwickeln. „Das ist ein Einzelfall!“
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Nur eine OP kann bei einem Chordom helfen

Die Behandlung eines Chordoms ist übrigens nicht einfach. „Das Einzige, was hilft, ist eine OP, bei der vom Tumor so viel möglich hinausgeschnitten wird wie möglich“, erklärt Specht. Der Tumor sei jedoch chemoresistent. „Es kann anschließend nur bestrahlt werden.“ Dadurch sei die Überlebenschance der Patienten in den ersten fünf Jahren zwar sehr gut, doch im weiteren Verlauf bilden sich bei manchen Betroffenen Metastasen; laut der deutschen Hirntumorhilfe bei etwa 30 bis 40 Prozent der Erkrankten. „Der Tumor kann immer wiederkommen“, so Specht.
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Emma ist mittlerweile aus dem Koma erwacht, jedoch auf dem linken Auge blind. Ihre linke Körperhälfte ist außerdem zu 75 Prozent gelähmt. Laut den Ärzten vor Ort und einer Ferndiagnose von Specht werde sich ihr Zustand auch in Zukunft nur bedingt verbessern.