Auf der Jagd nach Selenskyj
Krieg in der Ukraine: Wladimir Putins Bluthund Ramsan Kadyrow – wer ist das eigentlich?

Kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine gab es erste Berichte darüber, dass auch Einheiten aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien am Vormarsch auf die Hauptstadt Kiew beteiligt sind. Neueren Berichten zufolge will sich auch der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow an der Seite seiner Soldaten befinden. Doch wer ist dieser Ramsan Kadyrow eigentlich und wie ist sein Verhältnis zum russischen Präsidenten Wladimir Putin?
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Russland und Tschetschenien: Es ist kompliziert
Das Verhältnis zwischen Russland und Tschetschenien – und ganz speziell dem Klan der Kadyrows – ist ein wechselhaftes und brutales. Nach dem Zerfall der Sowjetunion strebte auch das mehrheitlich muslimische Tschetschenien die Unabhängigkeit von Russland an. Als Mufti von Tschetschenien stand Ramsan Kadyrows Vater Achmat Kadyrow noch klar auf der Seite der tschetschenischen Unabhängigkeitskämpfer. Nach innenpolitischen Konflikten schlug er sich im zweiten Tschetschenienkrieg ab 1999 auf die Seite Russlands. Als Dank installierte Putin Achmat Kadyrow mit manipulierten Wahlen als Präsidenten der Teilrepublik. Nach dessen Tod durch einen Bombenanschlag am 9. Mai 2004 wurde Ramsan Kadyrow (* 5. Oktober 1976) auf die Nachfolge seines Vaters vorbereitet, da er erst mit Vollendung des 30. Lebensjahres offiziell das Präsidentenamt antreten konnte. Am 2. März 2007 wurde er schließlich auf Vorschlag Putins vom tschetschenischen Parlament zum Präsidenten gewählt.
Ramsan Kadyrow regiert mit harter Hand
Seitdem steht der gläubige Muslim Ramsan Kadyrow treu an der Seite Russlands und Wladimir Putins. Er gilt in Moskau als Garant für den Verbleib Tschetscheniens im russischen Staatenbund. Kadyrow regiert Tschetschenien mit harter Hand. Eine paramilitärische Truppe mit dem Namen Kadyrowszy (dt. Kadyrows Anhänger) setzt die Ordnung seinen Vorstellungen gemäß durch. Im Gegensatz zu anderen russischen Militäreinheiten unterstehen die Kadyrowzy nicht dem russischen Innenministerium, sondern Kadyrow direkt. Deshalb fühlen sie sich nicht an die für Militärs üblichen Rechtsnormen gebunden. Sie gelten als äußerst brutal und werden für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht. So berichten Oppositionelle in der Arte-Dokumentation „Tschetschenien: Vergessen auf Befehl“ von Manon Loizeau über nächtliche Besuche und Folter durch die Kadyrowzy, Mütter und Ehefrauen von Widerstandskämpfern erzählen davon, wie ihre Söhne und Männer abgeholt wurden und spurlos verschwanden.
Homosexuelle werden gnadenlos verfolgt. Laut einem Bericht des britischen „Independent“ wurden im Jahr 2017 über 100 schwule Männer verhaftet, gefoltert und zum Teil ermordet. Kadyrow leugnet dies und sagte in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN, in Tschetschenien gebe es „solche Menschen“ nicht.
Bizarrer Personenkult um Ramsan Kadyrow
In seinem Heimatland hat Ramsan Kadyrow einen bizarren Personenkult um sich, aber auch um Wladimir Putin geschaffen. Laut Aussagen Oppositioneller in der Dokumentation „Tschetschenien: Vergessen auf Befehl“ zwingt der Präsident die Menschen, seinen und Putins Geburtstag öffentlich auf den Straßen zu feiern. Auf Bildern dieser Feierlichkeiten tritt Kadyrow mit dem Konterfei Putins auf seinem T-Shirt auf, während auf der Brust seiner engsten Vertrauten sein eigenes Antlitz prangt.
Kadyrowzy sollen schon 2014 bei der Besetzung und Annexion der Krim auf russischer Seite gekämpft haben. Nun sollen sich Teile der Einheit laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerkes Deutschland vom 14. März in der Ukraine aufhalten. Kadyrow behauptet in einem Beitrag auf seinem Telegramkanal, in der Ukraine zu sein. Er befinde sich nordwestlich von Kiew nahe des umkämpften Flugplatzes Hostomel. Er drohte der ukrainischen Führung um Präsident Wolodymyr Selenskyj: „Ihr müsst uns nicht finden – wir finden euch selber.“
Bereits am 2. März berichtete die „Times of Israel“, ein Attentat der Kadyrowzy auf Selenskyj sei von ukrainischen Sicherheitskräften vereitelt worden. Dabei sei auch ein tschetschenischer General getötet worden. Die ukrainische Seite behauptete anschließend, vom russischen Auslandsgeheimdienst FSB über den bevorstehenden Anschlag informiert worden zu sein. Kadyrow berichtet seinerseits zahlreiche Quellen im ukrainischen Geheimdienst zu haben. Ob Kadyrow tatsächlich bei seinen Soldaten in der Ukraine ist, lässt sich nicht verifizieren. Da er aber schon Operationen seiner Einheiten geplant und auch geleitet hat, wäre es ihm durchaus zuzutrauen.
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