Waffe statt Mikro

Ukraine ist Favorit, aber die ESC-Band Kalush Orchestra steckt mitten im Krieg

„12 points for Ukraine“ Dieser Satz könnte beim Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest in Turin häufiger zu hören sein. Bei den Buchmachern stehen Kalush Orchestra, die das Land mit dem Song „Stefania“ im Mai vertreten sollen, ganz hoch im Kurs.
Ob die Band dann wirklich auftreten kann, ist allerdings ungewiss. Ein Mitglied der Gruppe befindet sich derzeit offenbar selbst im Krieg gegen die russische Armee.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker

Bangen um die Teilnahme am ESC

Politische Statements gehören zum Eurovision Song Contest (ESC) mittlerweile genauso dazu wie schrille, schräge Bühnenauftritte und die stundenlange Punktevergabe. Dass eine Band wegen eines Krieges im eigenen Land um ihre Teilnahme am ESC bangen muss, hat es in der mehr als 60-jährigen Geschichte des Wettbewerbs aber wahrscheinlich noch nicht gegeben. Seit vier Wochen bombardieren russische Truppen Städte in der Ukraine – Russland wurde daraufhin bereits vom ESC ausgeschlossen.

Waffe statt Mikro

Der Auftritt in Turin sollte zum Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere werden. Angesichts des Krieges in ihrem eigenen Land ist an Vorfreude oder gemeinsame Proben jedoch nicht mehr zu denken. Stattdessen helfen die Bandmitglieder vor Ort – teilweise sogar an der Waffe.

Auf einem Video, das auf dem offiziellen TikTok-Kanal der Gruppe hochgeladen wurde, ist ein bewaffneter Mann mit bunter Maskierung zu erkennen. Laut RTL-Verifizierungsteam handelt es sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Mitglied der Band Kalush Orchestra, der schon in der Vergangenheit mit der prägnanten Maske in Erscheinung getreten ist. Er richtet ein deutliches Statement in die Kamera: „Na, ihr Besatzer, solche Superhelden habt ihr nicht mal in Hollywood-Filmen gesehen.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Band ist zur Teilnahme fest entschlossen

Auch der Sänger der Band zeigt sich entschlossen, beim ESC in Turin für sein Land auftreten zu wollen. Er werde versuchen „für die Ukraine nützlich sein“, so Oleh Psiuk gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Um den ESC am Ende tatsächlich zu gewinnen, müsste die Band zunächst das Halbfinale am 10. Mai überstehen. Doch die Chancen dafür stehen angesichts der zu erwartenden Solidaritätswelle des europäischen Publikums gut. Ein Vorbild kann sich die Band an der Sängerin Jamala nehmen, die 2016 den Wettbewerb für die Ukraine gewann. Ihr Siegersong "1944" berührte mit der tragischen Geschichte ihrer Urgroßeltern, die damals von der Krim vertrieben wurden. (tho)

Unsere Reporter vor Ort, Interviews und Analysen - in unserer Videoplaylist

Playlist 50 Videos

So können Sie den Menschen in der Ukraine helfen

Helfen Sie Familien in der Ukraine! Der RTL-Spendenmarathon garantiert: Jeder Cent kommt an Alle Infos und Spendenmöglichkeiten hier!