Mit Selfie im Urlaubslook
Boris Palmer meldet sich nach Auszeit zurück

Hätten sie ihn erkannt?
Mit Poloshirt, Sonnenbrille und einem Hut, der an einen Turban erinnert, meldet sich Deutschlands wohl bekanntester Bürgermeister Boris Palmer (51, parteilos) zurück. Nach einem Rassismus-Eklat war er wochenlang aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Boris Palmer tritt seinen Dienst als Oberbürgermeister wieder an
Am Montagmorgen (26. Juni) aktualisiert der Tübinger Bürgermeister sein Facebook-Profilbild, schreibt „Gute Zeit“ dazu. Es ist das erste öffentliche Statement Palmers seit Ende Mai, als er sich in eine einmonatige Auszeit verabschiedet hat. Im Freizeit-Look sieht er nicht aus wie ein Oberbürgermeister – aber schließlich hat der Tübinger auch noch bis Freitag (30. Juni) frei.
„Ich habe Kraft geschöpft, viele gute Gespräche geführt und die Zeit zum Nachdenken genutzt“, so zitiert ihn eine Pressemitteilung der Stadt. Warum er als Oberbürgermeister für Wochen abmelden konnte? Laut der Stadt Tübingen hat er sich regulär Urlaub genommen, war zudem krankgeschrieben. In der arbeitsfreien Zeit wollte sich der Bürgermeister von den Skandalen der letzten Monate zu erholen.
Im Video: Skandal um "Judenstern"-Äußerung
Auszeit ging Rassismus-Eklat voraus
Ende April kassiert Boris Palmer den größten Shitstorm seiner Karriere: Auf dem Weg zu einer Konferenz in Frankfurt verwendet er im Gespräch mit Kritikern mehrmals das „N-Wort“. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wird er dafür ausgepfiffen. Palmer vergleicht sich daraufhin mit den Opfern des Nationalsozialismus: „Ihr beurteilt Menschen anhand von einem einzelnen Wort. Das ist nichts anderes als ein Judenstern."
Auch wenn sich Palmer später bei den Teilnehmern entschuldigt: Das Statement ist ein Tabubruch, für den es von allen Seiten Kritik hagelt. Kontroversen ist der Schwabe gewohnt: Nach mehreren Rassismus-Vorwürfen lief seit 2021 ein Parteiausschlussverfahren gegen das Grünen-Mitglied. Anfang Mai tritt Palmer selbst aus der Partei aus.
Palmer sucht professionelle Hilfe
Zudem kündigt der Oberbürgermeister an, sich im Juni eine Auszeit nehmen zu wollen: Er wolle, „seinen Anteil an diesen zunehmend zerstörerischen Verstrickungen aufarbeiten“, sagte er dem SWR. Zudem wolle er ärztliche Hilfe suchen und sich bei Freunden und Familien für sein Verhalten entschuldigen.
Laut der Pressemitteilung der Stadt Tübingen soll das geklappt haben. Über die Einzelheiten möchte er nicht öffentlich reden: „Wichtig ist allein, welche Früchte der Prozess trägt, – und das wird sich am besten an den künftigen Ergebnissen der gemeinsamen Arbeit im Tübinger Rathaus ablesen lassen.“ Das werden dann wohl die nächsten Wochen zeigen. (fga)
Lese-Tipp: Wie Boris Palmer mit polarisierenden Aussagen zum bekanntesten Bürgermeister Deutschlands wurde