PETA fordert Beschlagnahmung der Tiere in Witten
Kinder quälen Hühner im Garten - Vater reagiert auf schwere Vorwürfe
Es ist ein Fall aus Witten (Nordrhein-Westfalen), der zunächst schockiert: Kinder sollen in einem Garten auf einem Privatgrundstück Hühner mehrmals gequält haben. Ein unbekannter Nachbar filmte die Szenen und alarmierte die Tierschutzorganisation PETA. Das Video oben zeigt die fragwürdigen Aufnahmen und die Reaktion des Vaters.
„Kinder, die Tiere quälen, sind auf einem gefährlichen Weg“
Immer wieder schnappen sich der Junge (6) und das Mädchen (3) die freilaufenden Hühner im Garten. „Man sieht in den Aufnahmen, wie die Kinder die Hühner quälen, das heißt, sie misshandeln sie, sie ziehen sie an den Schwanzfedern über mehrere Meter hinweg“, so Jana Hoger von PETA Deutschland im RTL-Interview. Der Junge wirft einen Ball in Richtung der Tiere. Ein Nachbar soll die Kinder im Dezember 2020 und im Januar dieses Jahres dabei beobachtet und die Aufnahmen gemacht haben.
Die Tierschutzorganisation alarmierte das Veterinäramt Ennepe-Ruhr-Kreis und forderte, der Familie die Hühner wegzunehmen. „Es ist gefährlich, wenn Kinder Tiere quälen und dann einfach so davonkommen oder dies als ‚Kinderstreich‘ verharmlost wird. Denn Kinder, die Tiere quälen, sind auf einem gefährlichen Weg“, so Hoger. Deshalb hat die Tierrechtsorganisation den Fall veröffentlicht und fordert, dass die Behörden nun wirklich handeln.
Zweifacher Vater reagiert auf Vorwürfe der Tierquälerei
RTL hat den Vater der Kinder zur Rede gestellt. Ilhan Demirsoy hat die Hühner schon seit einem halben Jahr auf seinem Grundstück. „Den Stall habe ich extra gekauft und habe investiert, damit sie glücklich sind“, erzählt Ilhan Demirsoy zu Beginn. Seinen Hühnern gehe es sehr gut. Die schweren Vorwürfe kann der zweifache Vater nicht verstehen. „Sowas würden meine Kinder nicht machen, ich habe die erzogen, dass sie sowas nie im Leben machen würden. Manchmal passiert es, dass die Hühner wegwollen und die Kinder sie bei sich halten wollen. Die Federn ziehen oder so machen sie nicht“, erklärt der 33-Jährige. „Wir sind tierfreundliche Menschen. Deswegen stehe ich hier, ich habe nichts dagegen, ich habe nichts zu verstecken. Den Hühnern geht es gut.“
„Finde ich aber gut, dass man Tiere so schützt!“
Nachdem Demirsoy ein Schreiben von der Stadt bekommen hat, habe er mit den Zuständigen telefoniert. Man habe ihn auf die Situation aufmerksam gemacht, außerdem kam jemand sogar zur Kontrolle. Man habe gesehen, dass alles in Ordnung sei. „Ich solle nur auf meine Kinder aufpassen, sonst war das kein Problem mehr“, erzählt Demirsoy. Daraufhin habe er auch mit seinen Kindern gesprochen. „Ich habe auch den Kindern gesagt, dass sie die Hühner nicht so an sich heranziehen sollen und nur kuscheln, streicheln ist kein Problem. Aber kein Aua machen, das wissen die auch“, so Demirsoy im RTL-Interview.
Der Hauseigentümer sieht keinen Fehler bei sich und vermutet, der Whistleblower sei einfach nur neidisch und habe ihn deswegen gemeldet. „Das sind meine Hühner, wenn es Tierquälerei wäre, würde ich die selber abgeben. Meinen Hühnern geht es gut!“, stellt Demirsoy erneut klar. Warum der Nachbar ihn nicht persönlich auf die beobachteten Szenen angesprochen hat, verstehe Demirsoy nicht. „Dann hätten wir vielleicht zusammen etwas vorgenommen. Finde ich aber gut, dass man Tiere so schützt!“
„Wenn Kinder Tiere quälen, haben die Eltern versagt“
Offenbar waren die Kinder allein im Garten bei den Hühnern ohne eine Aufsicht der Eltern. „Kinder in dem Alter von drei bis fünf Jahren können die Konsequenzen ihres Verhaltens noch nicht einschätzen, ob Objekt oder Lebewesen, sie sind alles Spielmöglichkeiten“, erklärt Diplom-Psychologe Rolf Schmiel im RTL-Interview. Der eventuell damit verursachte Schmerz für die Tiere ist den kleinen Kindern gar nicht bewusst. „Das Quälen der Tiere durch Kinder können wir schon seit Jahren beobachten, das ist nichts, was aufgrund des Lockdowns oder durch Social Media entsteht“, stellt Schmiel außerdem klar.
Fest steht: Die Verantwortung liegt bei den Eltern, die Tiere zu schützen. „Wenn Kinder Tiere quälen, haben die Eltern versagt“, meint der Psychologe. „Eltern haben die Verantwortung, Kindern das richtige Verhalten gegenüber Tieren beizubringen. Wenn Kinder wiederholt und mehrfach Tiere quälen, ist es ein Armutszeugnis für die Eltern.“
So ist es die Aufgabe der Eltern, die Kinder bei dem Kontakt zu den Tieren zu begleiten und zu beobachten. Vor allem müssen sie aber sicherstellen, dass die Kinder als auch die Tiere sich dabei wohl fühlen. „Die Eltern sollten vorleben, was das richtige adäquate, artgerechte Verhalten ist und wenn dann Kinder so mit Tieren umgehen, dass es Freude bereitet, dem Tier als auch dem Kind, sollten sie das dann besonders anerkennen, loben und belohnen. Damit dieses Verhalten verankert wird“, erklärt Rolf Schmiel.